Vom Hut- zum High-Tech-Unternehmen
Mayser investiert in Lindenberg einen Millionenbetrag
- Eingang und Fassade sind eingerüstet, der Firmensitz von Mayser ist in Teilen eine Baustelle. Mehr als eine Million Euro investiert das traditionsreiche Unternehmen gerade in Lindenberg in Gebäude und Maschinenpark. Das hat auch mit der Entwicklung des Hutherstellers hin zu einem High-Tech-Unternehmen zu tun. „Wir stärken den Standort“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Manfred Jordan.
Mayser ist seit 1833 in Lindenberg beheimatet. Für die Westallgäuer ist das Unternehmen immer noch eine Hutfabrik. Dabei macht das Unternehmen seit Jahren den größten Teil des Geschäftes mit High-Tech-Produkten. Die Wachstumsraten sind hoch. Heuer peilt das Unternehmen einen Umsatz von 75 Millionen Euro an, 2021 will Mayser die 100-Millionen-Euro-Marke knacken.
Etwa 200 Mitarbeiter beschäftigt Mayser in Lindenberg. Zwei Dutzend davon im Bereich Hut. Im Westallgäu entwirft das Unternehmen seine Kollektionen. Hier gibt es auch ein Technikum, eine Rohfabrikation, eine Färberei. Im großen Stil stellt das Unternehmen seine Hüte aber in dem 2002 gegründeten Werk in der Slowakei her. Etwa 300 000 Stück im Jahr bringt Mayser an die Frau oder den Mann. Dabei verkauft das Unternehmen tendenziell „weniger, aber qualitativ hochwertigere Hüte“(Jordan).
Schon vor Jahrzehnten hat Mayser begonnen, sein Know-how aus der Hutfertigung auf andere Bereiche zu übertragen. Dabei ging es vor allem um die Fähigkeit, Schaumstoffe zu komprimieren und zu verformen. Das nutzt das Unternehmen im Bereich der Sicherheits- und Schalttechnik. Mayser hat leitfähige Schaumfolien entwickelt. Die verwendet das Unternehmen beispielsweise für Schaltmatten oder den Einklemmschutz bei Autos. Dort ist das Unternehmen Marktführer in den USA. Größter Abnehmer ist Hyundai, gefolgt von General Motors und Chrysler. Auch der Elektroautobauer Tesla steht auf der Kundenliste.
Seit fünfeinhalb Jahren unterhält Mayser einen eigenen Standort in Canton bei Detroit, dem Zentrum der Automobilherstellung in den USA. „Wir sind wirklich froh, den Schritt gegangen zu sein“, sagt Jordan. Denn das Geschäft in Übersee boomt. Mittlerweile hat Mayser in den USA auch andere Branchen im Blick. Absatzmöglichkeiten sieht Jordan unter anderem im öffentlichen Nahverkehr, beispielsweise bei den U-Bahnen. Deshalb ist das Unternehmen gerade dabei, seinen Vertrieb in den USA auszubauen. „German engineering“, sagt Jordan, sei gefragt.
Deutsche Ingenieurskunst nutzt Mayser auch in anderen Bereichen. Das Unternehmen hat einen Ultraschallsensor entwickelt, der Maschinen absichern kann, in deren Umgebung Menschen arbeiten. Mayser spricht von einer „weltweit einzigartigen“Technik, für die das Unternehmen gerade auf der HannoverMesse ausgezeichnet wurde. Angesichts der großen Zahl an Robotern, die in der Industrie weltweit eingesetzt wird, verspricht sich Mayser „völlig neue Möglichkeiten“.
Für das Unternehmen ist die Investition in Lindenberg ein logischer Schritt. Mayser benötigte Flächen für Lager, Produktion und Verwaltung. Zudem sollten neue Büros für die Qualitätssicherung geschaffen und die energetische Bilanz verbessert werden. Jordan: „Wir produzieren hochwertige Produkte für Automobilhersteller, Industrie und öffentlichen Nahverkehr. Es ist uns wichtig, dass unsere Standorte ebenfalls auf dem neuesten Stand sind, was Technik und Sicherheit betrifft.“Deshalb investiert Mayser in neue Fenster, Dächer und eine neue Heizzentrale. Zusätzlich fließen Mittel in eine neue energiesparende LED-Beleuchtung in den Produktionshallen und 300 000 Euro in den Maschinenpark.
Zurück zum Hut: An dem Bereich will Mayser in jedem Fall festhalten, obwohl die Firma mittlerweile ein High-Tech-Unternehmen ist. Für Jordan ist klar: „Der Hut gehört zu Mayser einfach dazu.“