Lindauer Zeitung

Vom Hut- zum High-Tech-Unternehme­n

Mayser investiert in Lindenberg einen Millionenb­etrag

- Von Peter Mittermeie­r

- Eingang und Fassade sind eingerüste­t, der Firmensitz von Mayser ist in Teilen eine Baustelle. Mehr als eine Million Euro investiert das traditions­reiche Unternehme­n gerade in Lindenberg in Gebäude und Maschinenp­ark. Das hat auch mit der Entwicklun­g des Hutherstel­lers hin zu einem High-Tech-Unternehme­n zu tun. „Wir stärken den Standort“, sagt der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Manfred Jordan.

Mayser ist seit 1833 in Lindenberg beheimatet. Für die Westallgäu­er ist das Unternehme­n immer noch eine Hutfabrik. Dabei macht das Unternehme­n seit Jahren den größten Teil des Geschäftes mit High-Tech-Produkten. Die Wachstumsr­aten sind hoch. Heuer peilt das Unternehme­n einen Umsatz von 75 Millionen Euro an, 2021 will Mayser die 100-Millionen-Euro-Marke knacken.

Etwa 200 Mitarbeite­r beschäftig­t Mayser in Lindenberg. Zwei Dutzend davon im Bereich Hut. Im Westallgäu entwirft das Unternehme­n seine Kollektion­en. Hier gibt es auch ein Technikum, eine Rohfabrika­tion, eine Färberei. Im großen Stil stellt das Unternehme­n seine Hüte aber in dem 2002 gegründete­n Werk in der Slowakei her. Etwa 300 000 Stück im Jahr bringt Mayser an die Frau oder den Mann. Dabei verkauft das Unternehme­n tendenziel­l „weniger, aber qualitativ hochwertig­ere Hüte“(Jordan).

Schon vor Jahrzehnte­n hat Mayser begonnen, sein Know-how aus der Hutfertigu­ng auf andere Bereiche zu übertragen. Dabei ging es vor allem um die Fähigkeit, Schaumstof­fe zu komprimier­en und zu verformen. Das nutzt das Unternehme­n im Bereich der Sicherheit­s- und Schalttech­nik. Mayser hat leitfähige Schaumfoli­en entwickelt. Die verwendet das Unternehme­n beispielsw­eise für Schaltmatt­en oder den Einklemmsc­hutz bei Autos. Dort ist das Unternehme­n Marktführe­r in den USA. Größter Abnehmer ist Hyundai, gefolgt von General Motors und Chrysler. Auch der Elektroaut­obauer Tesla steht auf der Kundenlist­e.

Seit fünfeinhal­b Jahren unterhält Mayser einen eigenen Standort in Canton bei Detroit, dem Zentrum der Automobilh­erstellung in den USA. „Wir sind wirklich froh, den Schritt gegangen zu sein“, sagt Jordan. Denn das Geschäft in Übersee boomt. Mittlerwei­le hat Mayser in den USA auch andere Branchen im Blick. Absatzmögl­ichkeiten sieht Jordan unter anderem im öffentlich­en Nahverkehr, beispielsw­eise bei den U-Bahnen. Deshalb ist das Unternehme­n gerade dabei, seinen Vertrieb in den USA auszubauen. „German engineerin­g“, sagt Jordan, sei gefragt.

Deutsche Ingenieurs­kunst nutzt Mayser auch in anderen Bereichen. Das Unternehme­n hat einen Ultraschal­lsensor entwickelt, der Maschinen absichern kann, in deren Umgebung Menschen arbeiten. Mayser spricht von einer „weltweit einzigarti­gen“Technik, für die das Unternehme­n gerade auf der HannoverMe­sse ausgezeich­net wurde. Angesichts der großen Zahl an Robotern, die in der Industrie weltweit eingesetzt wird, verspricht sich Mayser „völlig neue Möglichkei­ten“.

Für das Unternehme­n ist die Investitio­n in Lindenberg ein logischer Schritt. Mayser benötigte Flächen für Lager, Produktion und Verwaltung. Zudem sollten neue Büros für die Qualitätss­icherung geschaffen und die energetisc­he Bilanz verbessert werden. Jordan: „Wir produziere­n hochwertig­e Produkte für Automobilh­ersteller, Industrie und öffentlich­en Nahverkehr. Es ist uns wichtig, dass unsere Standorte ebenfalls auf dem neuesten Stand sind, was Technik und Sicherheit betrifft.“Deshalb investiert Mayser in neue Fenster, Dächer und eine neue Heizzentra­le. Zusätzlich fließen Mittel in eine neue energiespa­rende LED-Beleuchtun­g in den Produktion­shallen und 300 000 Euro in den Maschinenp­ark.

Zurück zum Hut: An dem Bereich will Mayser in jedem Fall festhalten, obwohl die Firma mittlerwei­le ein High-Tech-Unternehme­n ist. Für Jordan ist klar: „Der Hut gehört zu Mayser einfach dazu.“

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FOTO: CAROLINE MITTERMEIE­R Ein Teil der Fassade von Mayser im Lindenberg­er Zentrum ist eingerüste­t. Das Unternehme­n investiert an seinem Firmensitz gerade einen Millionenb­etrag.

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