IG Bau fordert bezahlbare Wohnungen
Studie: 52 Prozent mehr Pendler im Kreis Lindau am Bodensee seit 2000
KREIS LINDAU (lz) - Immer mehr Pendler sind im Kreis Lindau am Bodensee unterwegs: Zuletzt verließen 31 Prozent aller Berufstätigen auf dem Weg zur Arbeit die Grenzen des Landkreises. Das sind 52 Prozent mehr als noch im Jahr 2000, wie die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) in einer Pressemitteilung mitgeteilt hat. Die IG Bau Schwaben beruft sich hierbei auf eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Danach zählt der Landkreis Lindau am Bodensee rund 9 100 sogenannte Auspendler.
Die Gewerkschaft nennt den Trend „alarmierend“. Immer mehr Menschen müssten immer weitere Strecken zur Arbeit zurücklegen – und verbrächten immer mehr Lebenszeit im Stau, kritisiert Bezirkschef Michael Jäger. Dafür sei maßgeblich auch eine verfehlte Wohnungsbaupolitik in den Ballungsgebieten verantwortlich. „Seit Jahren hält das Angebot bezahlbarer Wohnungen nicht mit dem Bedarf Schritt. Wir haben gerade in den größeren Städten eine gute Entwicklung bei den Arbeitsplätzen, aber für die Menschen wird es immer schwieriger, sich dort auch eine Wohnung zu leisten“, sagt Jäger. Strecken von über 50 Kilometern bis zum Betrieb seien mittlerweile gang und gäbe. Dies belaste nicht nur die Umwelt, sondern auch die Nerven und die Gesundheit der Betroffenen, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die IG Bau fordert ein Umdenken in der Wohnungspolitik. „Die öffentliche Hand muss viel mehr investieren, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, betont Jäger.
Bessere Schienennetze und mehr Radwege im Bodenseekreis
Es würden mehr Sozialwohnungen und bezahlbare Mietwohnungen gebraucht. Dafür müsse es eine deutlich bessere Förderung geben – etwa durch höhere steuerliche Abschreibungen und gezielte KfW-Programme. Durch solche Anreize für das Bauen im bezahlbaren Segment ließe sich ein Großteil der fehlenden Wohnungen errichten. Um die Berufspendler im Kreis Lindau am Bodensee zu entlasten, müsse mittelfristig die Verkehrsinfrastruktur ausgebaut werden, fordert Jäger. „Wir brauchen bessere Schienennetze und mehr Radwege. Aber auch bei Straßen und Brücken ist der Nachholbedarf groß.“Im Jahr 2015 pendelten 60 Prozent aller Beschäftigten zum Arbeitsplatz. Durchschnittlich legten sie dabei 16,8 Kilometer zurück. 15 Jahre zuvor lag die Pendlerquote in Deutschland noch bei 53 Prozent.