Wenn ein einzelner Patient 200 Kilogramm wiegt
Neuer Rettungswagen der Johanniter in Kempten ist für Übergewichtige ausgelegt – Liege hat Traglast von 318 Kilo
KEMPTEN/OBERALLGÄU (az) - Als Sanitäter in Kempten kürzlich einen Patienten daheim abholen und ins Krankenhaus bringen sollten, standen sie vor einem schwerwiegenden Problem: Der Patient wog 200 Kilogramm. Mit einer normalen Krankentrage war der Einsatz nicht zu stemmen. Glücklicherweise gibt es jetzt in solchen Fällen spezielle Unterstützung. Die Johanniter haben einen speziellen Rettungswagen erhalten, dessen Trage nicht nur überbreit ist, sondern die auch eine Tragfähigkeit von 318 Kilogramm hat. Wer jetzt denkt, dass sich solch ein teurer Rettungswagen für wenige Transporte von Schwergewichtigen nicht lohnt, der irrt: Statistisch gesehen wird er angesichts des zunehmenden Übergewichts vieler Menschen alle zwei Wochen einmal benötigt.
Schon bei normalgewichtigen Patienten gibt es wieder Probleme zu lösen, wenn sie aus ihrer Wohnung in einen Rettungswagen gebracht werden müssen und aufgrund einer Erkrankung oder nach einem Unfall nicht mehr gehen können. Sofern zum Beispiel ein Treppenhaus zu eng für eine Trage ist, erklärte Fabian Schmid von den Johannitern, wird ein sogenanntes Bergetuch eingesetzt. Dieses ist besonders gepolstert und kann über Treppenstufen gezogen werden, ohne dass dies dem Patienten wehtut.
Jeder Zweite zu dick
Statistisch gesehen ist mehr als die Hälfte aller Deutschen übergewichtig, in Kempten und im Oberallgäu brauchen immer wieder Personen mit einem Gewicht von 140 oder 160 Kilogramm, manchmal auch mit mehr als 200 Kilogramm Hilfe durch den Rettungsdienst, sagt Schmid. „Sobald ein Patient mehr als 227 Kilogramm wiegt, garantiert der Hersteller nicht mehr, dass eine normale Trage dieses Gewicht aushält“, sagt Rettungsdienstleiter Philipp Tschugg. „Im Gegensatz zum regulären Rettungswagen ist ein Schwerlast-Rettungswagen mit einer Trage ausgestattet, die 318 Kilogramm aushält.“Außerdem kann die Liegefläche an die Breite des Patienten angepasst werden. Des Weiteren gibt es in dem Super-Rettungswagen längere Gurte und eine deutlich breitere Vakuummatratze. Diese kommt zum Einsatz, um Patienten nach Stürzen ohne Gefahr fixieren zu können.
Zunächst müssen Patienten allerdings erst aus der Wohnung zum Rettungswagen gebracht werden. Die spezielle Trage für Schwergewichtige können nach Worten von Schmid zwei Sanitäter in der Regel nicht stemmen, oft packen der Notarzt oder bis zu fünf weitere Helfer mit an. Ist auch das zu schwer, wird die Feuerwehr zu Hilfe gerufen.
Ein hilfreiches Extra des neuen Rettungswagens ist laut Tschugg ein automatisches Ladesystem. Mit dessen Hilfe kann die Trage automatisch in das Fahrzeug gezogen und per Knopfdruck höhenverstellt werden. „Das geht viel schneller und ist wesentlich rückenschonender für unsere Mitarbeiter, deren Gesundheit und Sicherheit uns natürlich extrem wichtig ist.“Das neue Fahrzeug kann allerdings noch mehr: Es verfügt über Allrad, eine Luftfederung und ein Automatikgetriebe.