Große Mehrheit für weiteres Großprojekt
Bauhof und Stadtgärtnerei sollen schnell neben die Kläranlage ziehen und Platz machen für neue Wohngebiete
LINDAU - Bauhof und Stadtgärtnerei sowie die Mitarbeiter des Tiefbauamts sollen so schnell wie möglich in einen Neubau neben der Kläranlage umziehen. Das hat eine große Mehrheit des Stadtrats beschlossen. Werkleiter Kai Kattau soll die Planung vorantreiben, denn die Räte wollen möglichst schon im kommenden Jahr den Bauauftrag vergeben. Zeitgleich soll das Bauamt alles vorbereiten, um die frei werden Grundstücke möglichst schnell zu bebauen.
Während einige Räte stöhnten, weil Bürger und Verwaltung nicht noch ein Großprojekt vertragen würden, hielt die Mehrheit dagegen, dass Lindau mit dem Neubau der Gartenund Tiefbaubetriebe richtig Geld sparen werde. Denn die Verkaufserlöse der Grundstücke von Bauhof und Stadtgärtnerei sollen zehn Millionen Euro auf die Konten der Stadt spülen, die vollständig in die Schuldentilgung fließen sollen. Außerdem könnte die Stadt nach Berechnungen der Kämmerei im Jahr mehr als 300 000 Euro an laufenden Kosten sparen und zusätzlich einige Leistungen verbessern.
Kattau hatte die Pläne ausführlich vorgestellt. Wie berichtet, wollen die GTL für zwölf Millionen Euro einen Neubau errichten, in dem einschließlich Gewächshäusern fast alle Einrichtungen von Bauhof und Stadtgärtnerei unterkommen. Lediglich die Friedhofsgärtner sollen ausgelagert bleiben. Das spare Platz, und durch gemeinsame Werkstätten und andere Synergien lasse sich schnell viel Geld sparen. Kattau hofft deshalb auf einen Umzug schon zum Jahreswechsel 2019/20.
Das käme auch der Stadtplanung entgegen, denn Kay Koschka vom Bauamt erläuterte, dass damit insgesamt 19 000 Quadratmeter bestes Bauland zur Verfügung stünden, die allesamt im Eigentum der Stadt sind, und die so zentral liegen, dass Bewohner wichtige Wege auch zu Fuß erledigen können. Zudem seien die Wege zum ZUP und zum neuen Reutiner Bahnhof nicht weit. Koschka schloss: „Wir möchten lieber heute anfangen als morgen.“
OB und Kämmerer wollen zehn Millionen Euro in Tilgung stecken
Kämmerer Felix Eisenbach erläuterte die Kostenschätzungen. Demnach soll der Neubau etwa zwölf Millionen Euro kosten, der Verkauf der Grundstücke nach Rücksprache mit GWG-Chef Alexander Mayer etwa zehn Millionen Euro bringen, die OB und Kämmerer in die Tilgung stecken wollen. Damit würden jährliche Zins- und Tilgungszahlungen sinken, hinzu kämen Spareffekte bei den GTL. Eisenbach geht deshalb schon im ersten Jahr von einer Ersparnis deutlich über 100 000 Euro aus, spätestens nach vier Jahren soll der Sparbetrag bei fast 350 000 Euro liegen. Nicht berechnet sind bisher allerdings die Kosten für gut 300 Quadratmeter Altregistratur, welche die Stadt im Zuge des Neubaus schaffen will. Denn Akten, welche Lindau gesetzlich aufbewahren muss, schimmeln derzeit zum Teil in Kellern der Toskana und auf dem Dachboden des früheren Hauptzollamts vor sich hin, warnte Hauptamtsleiter Thomas Nuber. Und das Bauamt will die frei werdenden Büros zu einem Bürgerservice Bauen umbauen, wo Bürger die Auskunft aus einer Hand bekommen und nicht mehr von Büro zu Büro laufen müssen. Die Baukosten sind auch noch nicht berechnet.
Die große Mehrheit der Stadträte zeigte sich überzeugt, das sei eine Investition, mit der Lindau richtig Geld spare. Dies umso mehr, als Stadtgärtner Meinrad Gfall zudem erklärte, dass dieses Projekt die Arbeiten an der Gartenschau keineswegs behindern werde.
Günther Brombeiß (FB), Thomas Hummler (CSU), Roland Freiberg (BU), Mathias Hotz (JA), Werner Schönberger (FW) und die Bürgermeister Uwe Birk (SPD) und Karl Schober (CSU) waren sich allerdings einig, dass sie die tatsächliche Entscheidung für den Umzug nur treffen werden, wenn die Verwaltung zu dem Zeitpunkt nachweisen kann, dass Lindau für die Grundstücke wirklich zehn Millionen Euro einnehmen kann. Dieses Geld dürfe auch nicht in weitere Großprojekte fließen, sondern sei nur für Schuldenabbau gedacht.
Verwaltung soll die nötigen Wettbewerbe schnell vorbereiten
Die Verwaltung soll entsprechend die notwendigen städtebaulichen Wettbewerbe möglichst schnell vorbereiten. GWG-Chef Mayer kündigte zudem an, er werde bald ein Konzept vorlegen, wie man die Bebauung der Grundstücke verwirklichen könnte. Zumindest einen großen Teil würde die GWG gern selbst bebauen. Das sei in Zeitraum bis 2022 schon eingeplant.
Dagegen sprachen sich Jürgen Müller (LI), Ulrich Jöckel (FDP), Ulrich Kaiser (BL), Renate Schmid (ÖDP), Ulrike Lorenz-Meyer (BL) und Wilhelm Böhm (CSU) aus, denen das angesichts anderer Großprojekte und auch großer Wohnbauprojekte zu viel ist. Sie fürchten, dass die Mitarbeiter vom Stadtrand aus längere Wege zu den Einsatzorten haben. Sie zweifelten zudem, dass sich die Grundstücke tatsächlich für mehr als 500 Euro pro Quadratmeter verkaufen lassen. Zudem ächzten OB und Verwaltung schon heute unter der enormen Belastung so vieler Projekte, dass man nicht noch was draufsatteln sollte.
„Wir möchten lieber heute anfangen als morgen.“Kay Koschka
Conti will neben der Kläranlage ein Mitarbeiter-Parkhaus bauen
Meinungsverschiedenheiten gibt es auch hinsichtlich eines Parkhauses, das Continental für seine Mitarbeiter auf dem Grundstück der Kläranlage bauen will. Die Firma plant das Gebäude für etwa 400 Fahrzeuge, um auf dem eigenen Grundstück Platz für weitere Erweiterungen zu bekommen. Dafür würde das Unternehmen nicht nur eine Pacht zahlen, zudem bietet es laut Kattau an, das Parkhaus so zu bauen, dass die GTL einen Teil für seine Fahrzeuge nutzen kann.
Die Mehrheit sprach sich dafür aus, dass Kattau mit dem Unternehmen verhandeln und konkrete Pläne präsentieren soll.