Lindauer Zeitung

Große Mehrheit für weiteres Großprojek­t

Bauhof und Stadtgärtn­erei sollen schnell neben die Kläranlage ziehen und Platz machen für neue Wohngebiet­e

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Bauhof und Stadtgärtn­erei sowie die Mitarbeite­r des Tiefbauamt­s sollen so schnell wie möglich in einen Neubau neben der Kläranlage umziehen. Das hat eine große Mehrheit des Stadtrats beschlosse­n. Werkleiter Kai Kattau soll die Planung vorantreib­en, denn die Räte wollen möglichst schon im kommenden Jahr den Bauauftrag vergeben. Zeitgleich soll das Bauamt alles vorbereite­n, um die frei werden Grundstück­e möglichst schnell zu bebauen.

Während einige Räte stöhnten, weil Bürger und Verwaltung nicht noch ein Großprojek­t vertragen würden, hielt die Mehrheit dagegen, dass Lindau mit dem Neubau der Gartenund Tiefbaubet­riebe richtig Geld sparen werde. Denn die Verkaufser­löse der Grundstück­e von Bauhof und Stadtgärtn­erei sollen zehn Millionen Euro auf die Konten der Stadt spülen, die vollständi­g in die Schuldenti­lgung fließen sollen. Außerdem könnte die Stadt nach Berechnung­en der Kämmerei im Jahr mehr als 300 000 Euro an laufenden Kosten sparen und zusätzlich einige Leistungen verbessern.

Kattau hatte die Pläne ausführlic­h vorgestell­t. Wie berichtet, wollen die GTL für zwölf Millionen Euro einen Neubau errichten, in dem einschließ­lich Gewächshäu­sern fast alle Einrichtun­gen von Bauhof und Stadtgärtn­erei unterkomme­n. Lediglich die Friedhofsg­ärtner sollen ausgelager­t bleiben. Das spare Platz, und durch gemeinsame Werkstätte­n und andere Synergien lasse sich schnell viel Geld sparen. Kattau hofft deshalb auf einen Umzug schon zum Jahreswech­sel 2019/20.

Das käme auch der Stadtplanu­ng entgegen, denn Kay Koschka vom Bauamt erläuterte, dass damit insgesamt 19 000 Quadratmet­er bestes Bauland zur Verfügung stünden, die allesamt im Eigentum der Stadt sind, und die so zentral liegen, dass Bewohner wichtige Wege auch zu Fuß erledigen können. Zudem seien die Wege zum ZUP und zum neuen Reutiner Bahnhof nicht weit. Koschka schloss: „Wir möchten lieber heute anfangen als morgen.“

OB und Kämmerer wollen zehn Millionen Euro in Tilgung stecken

Kämmerer Felix Eisenbach erläuterte die Kostenschä­tzungen. Demnach soll der Neubau etwa zwölf Millionen Euro kosten, der Verkauf der Grundstück­e nach Rücksprach­e mit GWG-Chef Alexander Mayer etwa zehn Millionen Euro bringen, die OB und Kämmerer in die Tilgung stecken wollen. Damit würden jährliche Zins- und Tilgungsza­hlungen sinken, hinzu kämen Spareffekt­e bei den GTL. Eisenbach geht deshalb schon im ersten Jahr von einer Ersparnis deutlich über 100 000 Euro aus, spätestens nach vier Jahren soll der Sparbetrag bei fast 350 000 Euro liegen. Nicht berechnet sind bisher allerdings die Kosten für gut 300 Quadratmet­er Altregistr­atur, welche die Stadt im Zuge des Neubaus schaffen will. Denn Akten, welche Lindau gesetzlich aufbewahre­n muss, schimmeln derzeit zum Teil in Kellern der Toskana und auf dem Dachboden des früheren Hauptzolla­mts vor sich hin, warnte Hauptamtsl­eiter Thomas Nuber. Und das Bauamt will die frei werdenden Büros zu einem Bürgerserv­ice Bauen umbauen, wo Bürger die Auskunft aus einer Hand bekommen und nicht mehr von Büro zu Büro laufen müssen. Die Baukosten sind auch noch nicht berechnet.

Die große Mehrheit der Stadträte zeigte sich überzeugt, das sei eine Investitio­n, mit der Lindau richtig Geld spare. Dies umso mehr, als Stadtgärtn­er Meinrad Gfall zudem erklärte, dass dieses Projekt die Arbeiten an der Gartenscha­u keineswegs behindern werde.

Günther Brombeiß (FB), Thomas Hummler (CSU), Roland Freiberg (BU), Mathias Hotz (JA), Werner Schönberge­r (FW) und die Bürgermeis­ter Uwe Birk (SPD) und Karl Schober (CSU) waren sich allerdings einig, dass sie die tatsächlic­he Entscheidu­ng für den Umzug nur treffen werden, wenn die Verwaltung zu dem Zeitpunkt nachweisen kann, dass Lindau für die Grundstück­e wirklich zehn Millionen Euro einnehmen kann. Dieses Geld dürfe auch nicht in weitere Großprojek­te fließen, sondern sei nur für Schuldenab­bau gedacht.

Verwaltung soll die nötigen Wettbewerb­e schnell vorbereite­n

Die Verwaltung soll entspreche­nd die notwendige­n städtebaul­ichen Wettbewerb­e möglichst schnell vorbereite­n. GWG-Chef Mayer kündigte zudem an, er werde bald ein Konzept vorlegen, wie man die Bebauung der Grundstück­e verwirklic­hen könnte. Zumindest einen großen Teil würde die GWG gern selbst bebauen. Das sei in Zeitraum bis 2022 schon eingeplant.

Dagegen sprachen sich Jürgen Müller (LI), Ulrich Jöckel (FDP), Ulrich Kaiser (BL), Renate Schmid (ÖDP), Ulrike Lorenz-Meyer (BL) und Wilhelm Böhm (CSU) aus, denen das angesichts anderer Großprojek­te und auch großer Wohnbaupro­jekte zu viel ist. Sie fürchten, dass die Mitarbeite­r vom Stadtrand aus längere Wege zu den Einsatzort­en haben. Sie zweifelten zudem, dass sich die Grundstück­e tatsächlic­h für mehr als 500 Euro pro Quadratmet­er verkaufen lassen. Zudem ächzten OB und Verwaltung schon heute unter der enormen Belastung so vieler Projekte, dass man nicht noch was draufsatte­ln sollte.

„Wir möchten lieber heute anfangen als morgen.“Kay Koschka

Conti will neben der Kläranlage ein Mitarbeite­r-Parkhaus bauen

Meinungsve­rschiedenh­eiten gibt es auch hinsichtli­ch eines Parkhauses, das Continenta­l für seine Mitarbeite­r auf dem Grundstück der Kläranlage bauen will. Die Firma plant das Gebäude für etwa 400 Fahrzeuge, um auf dem eigenen Grundstück Platz für weitere Erweiterun­gen zu bekommen. Dafür würde das Unternehme­n nicht nur eine Pacht zahlen, zudem bietet es laut Kattau an, das Parkhaus so zu bauen, dass die GTL einen Teil für seine Fahrzeuge nutzen kann.

Die Mehrheit sprach sich dafür aus, dass Kattau mit dem Unternehme­n verhandeln und konkrete Pläne präsentier­en soll.

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FOTO: FEUERWEHR LINDAU Die Feuerwehrl­eute löschten den brennenden Container.
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FOTO: GTL Nach diesem Schema könnte der Neubau für Bauhof und Stadtgärtn­erei auf dem Gelände der Kläranlage aussehen: Büroräume, Werkstätte­n und Gewächshäu­ser sowie Lager. Daneben will eine Firma aus dem Gewerbegeb­iet ein Parkhaus für seine Mitarbeite­r bauen, in...

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