DFB-Eigentor mit Helene Fischer
Halbzeitauftritt der Schlagerkönigin zeigt Zerwürfnis zwischen DFB und Fans
BERLIN (SID/dpa) - Helene Fischer ist sonst Applaus gewohnt. Doch als die deutsche Schlagerqueen am Samstag während der Halbzeitpause des DFB-Pokalfinals auf den Rasen trat, um ein Medley ihrer Hits darzubieten, wurde sie gnadenlos niedergepfiffen. Vor, während und nach ihres Auftritts. Nichts machte die große Kluft zwischen Teilen der Fußballfans und dem DFB deutlicher als dieser Auftritt der Sängerin. Der von einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert – am Fernseher etwas weniger gellend als im Stadion – begleitete Halbzeit-Auftritt war ein PR-Eigentor für den DFB.
Fischer schickte am Ende ihres achtminütigen Auftritts ein trotziges „Dankeschön Berlin“ins Publikum. Ihre Erklärung für die vielen Pfiffe: Sie habe mitbekommen, „dass da eine Wette am Laufen war“. Dabei soll es darum gegangen sein, dass Frankfurter Wirte Freibier versprochen hätten, wenn Fischers Auftritt von Pfiffen übertönt würde. „Und ich muss sagen: Wette gewonnen. Glückwunsch dafür, die Wirte müssen jetzt ran“, sagte Fischer.
Das war, wenn überhaupt, nur die halbe Wahrheit. Fischers Auftritt war für viele Anhänger ein Symbol für die ausufernde Kommerzialisierung im Profifußball, auf Twitter machte der Begriff „HeleneFischerisierung“die Runde. Viele Fans kritisierten den DFB, aus dem Pokalendspiel nach amerikanischem Vorbild einen deutschen Superbowl machen zu wollen. „Helene Fischer hat beim Pokalfinale nichts zu suchen“, sagte auch Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic, „weil wir Fußball spielen, und die wahren Fans des Fußballs haben in der Halbzeitpause keine Lust auf Hollywood“.
Auch der Medienwissenschaftler Jo Groebel sieht in dem Pfeifkonzert einen ähnlichen Hintergrund: Die Tradition der Show in der Pause stamme aus den USA und sei Teil eines gigantischen Event- und Kommerzerfolges, sagte er der „Heilbronner Stimme“. „Deutschland ist nicht Amerika, da sind die Pausen viel länger, und es gibt eine andere Unterhaltungskultur.“Die Deutschen wollten in der Pause eher über die erste Halbzeit diskutieren. Der DFB teilte am Sonntag mit, die Abläufe wie in jedem Jahr analysieren und danach entscheiden zu wollen, „was wir beibehalten oder verändern“.
Dass die Fronten vor allem zwischen den Ultras und dem Verband verhärtet sind, war beim Saisonabschluss nicht zu übersehen. „Krieg dem DFB!“stand auf einem Plakat von BVB-Anhängern geschrieben. Außerdem demonstrierten die beiden Fanlager vor dem Anpfiff bei einem wechselseitigen und lautstarken Schmäh-Wechselgesang („Scheiß-DFB“und „Fußballmafia DFB“) seltene Einigkeit.