Überraschungen als Geschenk
Joachim Löw ist vor dem Confed-Cup-Start gegen Australien bester Dinge
SOTSCHI (dpa/SID) - Jetzt freut sich auch Joachim Löw richtig auf den Confed Cup. „Er ist wie ein Geschenk“, sagte der Bundestrainer vor dem heutigen Auftaktspiel gegen Australien an diesem Montag (17 Uhr/ ZDF) zu dem umstrittenen Turnier, das auch er nicht immer gut fand. Bei einem Rundgang der 21 Akteure um Kapitän Julian Draxler am Sonntagabend durch das Olympiastadion von Sotschi nahm die Vorfreude und Anspannung im Perspektivteam mit 13 Turnierneulingen weiter zu.
„Es kribbelt bei uns allen, das ist ein gutes Zeichen“, sagte der Leverkusener Bernd Leno, der im Tor stehen wird. „Ich glaube, die Anspannung wird ein bisschen größer sein als bei einem Spiel in der Champions League“, gestand der 25-Jährige.
Löw verbreitete Zuversicht vor dem ersten Ernstfall für sein Experiment mit vielen unerfahrenen WMProbanden. „Ich habe ein unheimlich gutes Gefühl, mit dieser Perspektivmannschaft in das Turnier zu gehen. Die Mannschaft brennt auf den Start.“Er traue seiner hungrigen Boygroup um den schon kultigen Teamsenior Sandro Wagner viel zu, auch wenn gerade zu Beginn vielleicht noch nicht alles rund laufen werde.
Das Abschlusstraining hatte Löw kurzfristig auf den gewohnten Trainingsplatz nebenan verlegt. „19.30 Uhr im Stadion war mir zu spät.“Der 57Jährige wollte lieber zur Anstoßzeit um 18 Uhr Ortszeit trainieren, nicht zum von der FIFA vorgegebenen späteren Termin. Für Löw ist das sechste Turnier als verantwortlicher Bundestrainer ein spezielles. Der Titelgewinn ist nicht das Ziel, dem wie sonst alles untergeordnet ist. „Ich kann unter Wettkampfbedingungen experimentieren“, sagte er. Und der Confed Cup helfe vielleicht, die Ziele in den kommenden Jahren zu erreichen.
Löw weiß aber auch, dass Deutschland als Weltchampion seinem Status gerecht werden sollte. „Es ist die Weltbühne des Fußball in diesem Sommer. Die ganzen Kontinente gucken auch auf dieses Turnier.“
Die Vorrunde gegen Australien, Chile und Kamerun wertet niemand als Selbstläufer. „Unsere Gruppe wird nicht einfach“, sagte Abwehrspieler Antonio Rüdiger. Er spüre, dass der Weltmeister ohne seine erste Besetzung nicht als Favorit angesehen wird. „Ich denke, dass uns einige unterschätzen werden, das kann ein Vorteil für uns sein.“Zum Start erwartet der Leipziger Timo Werner „ein ekliges Spiel“. Die Australier mit dem Stuttgarter Torwart Mitch Langerak und dem Neu-Herthaner Mathew Leckie werden versuchen, „uns mit großer Physis und Härte zu bekämpfen“, glaubt der Stürmer. Löw übte im Training oft mit einer Dreierkette, das Angriffsspiel wurde auf den neuen Mittelstürmer Wagner zugeschnitten. „Jetzt kann man natürlich auch wieder mehr mit Flanken in den Sechzehner agieren. Das hatten wir vorher nicht immer so. Wir haben vieles über Kombinationen am Boden gemacht“, erklärte Löw. „Australischer Fußball kommt ein bisschen aus dem Rugby“, sagte der Bundestrainer, „sie sind physisch sehr stark, haben eine unglaublich gute Mentalität, geben nicht auf, lassen nicht nach. Es ist eine Mannschaft, die schwer zu bespielen ist.“Der Asienmeister ist jedoch anfällig bei Standards, wie Löw beim 0:4 der Aussies im jüngsten Test gegen Brasilien beobachtet hat. Daher setzte er im Training darauf einen Schwerpunkt.