Damit alle einen Parkplatz finden
Stadtrat soll Verkehrskonzept Klimo und Parkraumkonzept verabschieden.
LINDAU - Der Stadtrat soll heute, Mittwoch, die Verkehrsplanung für die nächsten 15 Jahre beschließen. Mit etwa einem Jahr Verspätung sollen die Räte das Verkehrskonzept Klimo beschließen, anschließend steht direkt der Beschluss für das ergänzende Parkraumkonzept auf der Tagesordnung. Ziel ist, dass in einigen Jahren weniger Autos durch Lindau fahren, was dem Lärmschutz der Anwohner und dem Klimaschutz dienen soll.
Das Vorhaben war von Anfang an umstritten. Einige Stadträte, aber auch Vertreter der Wirtschaft, vor allem Einzelhändler und Hoteliers auf der Insel, waren misstrauisch, das beauftragte Büro R+T aus Darmstadt könnte Autos ganz oder zum großen Teil von der Insel verbannen. Doch die Fachleute sind überzeugt, dass dies der Insel nicht gut tun würde.
Die Insel braucht 400 neue Stellplätze
Deshalb haben sie den Stellplatzbedarf für die verschiedenen Nutzergruppen der Insel ermittelt. Für Anwohner, Beschäftigte, Kunden und Besucher, Übernachtungsgäste und Tagestouristen sind demnach auf Dauer oder direkt vor der Insel insgesamt 1700 Stellplätze nötig. Da auf der Hinteren Insel für die Gartenschau Stellplätze wegfallen, sind als Ersatz 400 neue zu schaffen.
Dies gilt laut Gutachten auch, wenn die Stadt den Stadtbus verbessern würde und mit Bau des Reutiner Bahnhofs auch deutlich bessere Angebote für Bahnfahrer bekommen wird. Denn Bewohner würden ihre Autos deshalb nicht abschaffen, so dass sie nicht nur nachts auf der Insel stehen, sondern auch tagsüber: „Es ist eher von einer steigenden Parkdauer, und einer damit verbundenen verstärkten Belegung, auszugehen.“
Andererseits könnten weiter steigender Tourismus, ein Erfolg der neuen Inselhalle und anderer Angebote in Lindau die Zahl der Gäste in Lindau auch steigen lassen, so dass damit auch der Bedarf an Parkplätzen steigt. Das lässt sich heute aber nicht vorhersagen.
Lindauer und Gäste sollen auf Fahrrad, Bahn und Bus umsteigen
Andererseits setzt das Verkehrskonzept Klimo sehr wohl darauf, mehr Lindauer und Gäste zum Umsteigen auf Fahrrad, Bus und Bahn zu bewegen. Die Fachleute halten solche Maßnahmen auch für nötig, damit Lindau nicht im Verkehr erstickt: „Es muss ein Anliegen der Stadt sein, den Umweltverbund (ÖPNV, Rad- und Fußverkehr) zu fördern und damit die Pkw-Nutzung, insbesondere von Beschäftigten und Kunden / Besuchern zu reduzieren.“
Ziel ist es deshalb, dass Bewohner auf der Insel ausreichend Parkraum finden, auch Kunden, Patienten und andere Besucher sollen dort ihre Autos abstellen können. Beschäftigte sollen vor der Insel parken, wenn sie nicht gleich mit Bus oder Bahn anfahren. Touristen sollen auf keinen Fall in die Altstadt und möglichst auch nicht auf die Insel fahren.
Das Gutachten weist auch darauf hin, dass mehr als 700 Stellplätze am Beverplatz nicht sinnvoll seien, weil sonst dort so viel Verkehr fließt, dass es am Europaplatz zu Staus kommen könnte. Für Anwohner und Hotelgäste sind zudem Quartiersgaragen nötig, am besten in der Altstadt und auf der Hinteren Insel. Dort hat die GWG bereits ein entsprechendes Projekt geplant.
Weiteren Stellplatzbedarf sollte Lindau dann am neuen Reutiner Bahnhof oder mittels Auffangparkplätzen am Stadtrand abdecken. Die würden Gäste aber nur annehmen, wenn zumindest in der Hauptsaison Shuttelbusse im Viertelstundentakt zur Insel fahren. In Frage kämen Auffangparkplätze nur für Tagestouristen, die länger als drei Stunden in Lindau bleiben, das sind etwa zwei Drittel der jährlich geschätzten vier Millionen Tagesgäste. Das Fachbüro schätzt den Bedarf im Sommer auf etwa 400 Fahrzeuge.
Die Kosten schätzen die Gutachter für den Bau eines Auffangparkplatzes auf bis zu 1,5 Millionen Euro. In Frage kommt ein Grundstück neben der Kläranlage, also nahe der Autobahn, oder die Wiese zwischen Friedhof und Tannergebäude. Denkbar ist auch eine Fläche nahe dem See in Verbindung mit einem Schiffshuttle. Die Kosten für einen sechs Monate im Jahr betriebenen Shuttle geben die Gutachter mit bis zu 250 000 Euro im Jahr an.
Eine wichtige Rolle für die Verteilung der Autos auf den verschiedenen Plätzen spielen die Parkgebühren. Die sind laut Gutachten zu billig. In der Altstadt sollte Lindau demnach 2,40 Euro pro Stunde verlangen, am Beverplatz 1,60 Euro, auf dem Seeparkplatz 2 Euro. Auf einem Auffangparkplatz sollte ein Autofahrer für den Tag nicht mehr als fünf Euro für Parken und Bus zahlen müssen. Ein Schiffshuttle dürfe teurer sein.
Für nötig halten die Fachleute außerdem ein modernes Parkleitsystem sowie eine gezielte Werbung für die verschiedenen Parkplätze und die Angebote von Bahn, Stadtbus, Fahrrad und Fußwegen.
Auf der Insel sollte die Stadt ein Anwohnerparkzone einrichten, in der Kurzzeitparker aber an verschiedenen Stellen zumindest tagsüber ihre Autos abstellen können, wenn sie etwas Schnelles zu erledigen haben.