„Die Lebenshilfe tut mir einfach gut“
Kreisverband Lindau feiert sein 50-jähriges Bestehen mit einem Festakt
KREIS LINDAU- „Ich kann vieles. Aber die Lebenshilfe tut mir einfach gut“, stellte Meike Brockmann am Freitag beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Kreisverbandes der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung fest. Brockmann gehört zu den rund 200 Betreuten, die allein im Werkstätten-Bereich der Lebenshilfe in Lindenberg Begleitung erfahren. Beim Festakt erfuhr Roland Berlinger, der sich um die Lebenshilfe besonders verdient gemacht hatte, eine Ehrung der Stadt Lindenberg.
Gleich mehrmals betonten Redner beim Festakt einen Grundsatz der Arbeit, den so auch Meike Brockmann erlebt: Menschen mit Behinderung sollen so viel wie möglich selbstbestimmt tun, aber so viel Hilfe erfahren, wie es notwendig ist.
Aus einer Elterninitiative heraus ist die Lebenshilfe im Landkreis Lindau 1967 zunächst in Lindenberg entstanden, erinnerte der Vorsitzende Werner Berschneider. Die Entwicklung war rasant: Die ein Jahr später gegründete Lebenshilfe in Lindau fusionierte abermals ein Jahr später zum Kreisverband. Die einst kleine Werkstatt in Lindenberg zog schon bald in die Staufner Straße. Seit 2005 sind die Werkstätten nun in der Lindenberger Lauenbühlstraße zuhause.
Der Wunsch: ein weiteres Wohnheim
1985 entstand in der MaximilianBentele-Straße ein erstes Wohnheim – heute stehen in vier Wohnheimen insgesamt 90 Plätze zur Verfügung. 52 Menschen betreut die Lebenshilfe zudem ambulant. Ein weiteres Wohnheim, nahe den Werkstätten in Lindenberg, steht aktuell auf der Wunschliste des Vereins. Derweil läuft der Umbau des Rainhauses in Lindau zu einem inklusiven Wohnprojekt.
Ein Name fiel in allen Grußworten: Roland Berlinger. 30 Jahre lang, bis 2016, war er Vorsitzender des Vereins. Als solcher habe er Außergewöhnliches geleistet, bescheinigte ihm sein Nachfolger. Berlinger habe stets „Herzblut und Einfühlungsvermögen“bewiesen und sei so ein Glücksfall für die Lebenshilfe gewesen. So habe sich Berlinger auch um die Stadt Lindenberg verdient gemacht, stellte Lindenbergs Bürgermeister Ballerstedt fest und verlieh Berlinger die Goldene Münze der Stadt – auf den einstimmigen Beschluss des Stadtrates hin.
„Prächtig entwickelt“habe sich die Lebenshilfe im Landkreis Lindau, stellte der stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes, Klaus Meyer, fest und bescheinigte allen Verantwortlichen, „Großartiges“zu leisten. Heute bilde die Lebenshilfe mit ihren Einrichtungen mehr denn je einen offenen Schutzraum für Menschen mit Behinderung. Dass die Gesellschaft offener mit diesen Menschen umgehe, sei auch ein Verdienst der Lebenshilfe, sagte Meyer.
„Mittendrin“sei zu Recht ein Slogan der Lebenshilfe, stellte Landrat Elmar Stegmann fest, denn das Tun finde nicht abgeschottet, sondern inmitten der Gesellschaft statt. Das habe er auch bei der Aktion „Rollentausch“erfahren dürfen, bei der er einen vertieften Einblick in die Arbeit der Lebenshilfe bekommen habe. Es zeige sich, dass „Großes gelingen kann, wenn viele zusammenstehen“, lobte der Landrat und dankte insbesondere für das ehrenamtliche Engagement.
Eine besondere Verbindung zur Lebenshilfe hat Lindenbergs Bürgermeister Eric Ballerstedt, denn er absolvierte einst seinen Zivildienst in deren Wohnheim. Das sei vor der Realisierung Mitte der 80er Jahre nicht unumstritten gewesen: „Es gab viele Vorurteile.“Er selbst habe stets viel „Unbekümmertheit, Spontanität und Direktheit“der Menschen im Wohnheim erlebt – „und viel von meinem Zivildienst profitiert.“Bei der Lebenshilfe werde Inklusion gelebt, und zwar „schon lange, bevor dieses Wort zum Modebegriff wurde“. Für den Bezirk Schwaben ist die Lebenshilfe im Landkreis aus Sicht von Bezirkstags-Vizepräsident Alfons Weber ein „verlässlicher Partner bei der Erfüllung unserer Aufgaben“.