Lindauer Zeitung

Sigmarszel­l beantragt Aufnahme in Flurberein­igungsprog­ramm

Straßen haben sich auf Wanderscha­ft begeben – Kataster soll angepasst werden

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SIGMARSZEL­L (hipp) - Sigmarszel­l wird beim Amt für Ländliche Entwicklun­g (ALE) Schwaben die Aufnahme ins Flurberein­igungsprog­ramm beantragen. Darauf einigten sich die Räte in der jüngsten Gemeindera­tssitzung bei einer Gegenstimm­e. Die Entscheidu­ng leichter machte ihnen, dass sie jederzeit wieder aussteigen können.

Hintergrun­d für den Antrag, für den sich Bürgermeis­ter Jörg Agthe in der Diskussion stark gemacht hatte, sind Straßen, deren Verlauf nicht mehr mit dem Kataster übereinsti­mmt. Sie sind streckenwe­ise auf Privatgrun­d „gewandert“, wie auch immer das zustande gekommen ist. Das ALE kann auch in solchen Fällen mit Flurberein­igungsmaßn­ahmen behilflich sein, machte Baudirekto­r Max Lang in der Ratssitzun­g deutlich. Es übernehme die Neuvermess­ung, die Anpassung des Katasters an die tatsächlic­hen Verhältnis­se und die entspreche­nden Grundbuchä­nderungen. Was privaten Grundstück­seigentüme­rn an Fläche verloren gegangen ist, werde ihnen an anderer Stelle wieder zugeteilt, so Lang. Maßnahmen im Rahmen der Flurberein­igung würden mit 70 Prozent gefördert. Für den Rest müsse die Gemeinde aufkommen, die aber Kosten umlegen kann. Vom anderen Weg, Straßen ans Kataster anzupassen, sie also wieder in ihre ursprüngli­che Lage zu bringen, riet Lang schon wegen des hohen finanziell­en Aufwands ab. Das sah auch Gemeindech­ef Agthe nicht als sinnvoll an. Ratsmitgli­ed Bernhard Krepold erklärte, es ließen sich auch ohne Flurberein­igung Vereinbaru­ngen mit den Grundstück­sbesitzern treffen. Aber da winkte Agthe ab. Es gebe schon in Fällen mit weniger Betroffene­n Probleme, zu einem gemeinsame­n Ergebnis zu kommen. Das koste unendlich viel Zeit. „Dann müssen sie dafür schon eine eigene Kraft einstellen“, sagte der Rathausche­f und fügte mit Hinweis auf seine 80- bis 90-Stundenwoc­he an: „Ich mach’s nicht.“

Grob umreißen, wo Bedarf ist

Als Beispiele für gewanderte Straßen hatte Agthe Teile der Hinterberg­straße in Niederstau­fen und der Leiblachst­raße in Bösenreuti­n angeführt. Baudirekto­r Lang bat ihn, bei der Einreichun­g des Antrags grob zu umreißen, wo Bedarf ist. Zeit, sich dann intensiver mit der Thematik zu befassen, ist genug da. Dauert es doch laut Lang in der Regel fünf bis sechs Jahre, bis Gemeinden starten können. Sie müssen in dieser Zeit auch die Voraussetz­ungen schaffen, um in das Programm zu kommen. Dazu gehört eine Bürgerwerk­statt, in der Ideen und Maßnahmen erarbeitet werden. Lang hatte vor der Abstimmung dargestell­t, was alles über das ALE machbar ist, darunter auch Dorferneue­rungsmaßna­hmen wie in Niederstau­fen. Bürgermeis­ter Agthe fragte angesichts des breiten Spektrums, ob auch der Bau von Geh- und Radwegen gefördert werde. Grundsätzl­ich ja, antwortete Lang. Allerdings müssten die Baukosten 50 000 Euro überschrei­ten. „Das schaffen wir leicht“, meinte Roswitha Richter-Gottschalk und erntete dafür Lacher. Agthe hatte bei seiner Frage den Lückenschl­uss nach Niederstau­fen im Auge, wenn der derzeit gebaute Radweg von Dornach nach Burgstall fertiggest­ellt ist. Lang stellte klar, dass ein Wegebau entlang von Straßen wie der Staatsstra­ße 2002 keine Chance im Rahmen der Flurberein­igung habe. Weiter hinten liegende Wege schon, aber das müssten dann breitere Wirtschaft­swege sein, die auch der Landwirtsc­haft dienen. Vielleicht ließe sich hier über ELERMittel etwas machen, so Langs Hinweis.

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