Lindauer Zeitung

Fast alle Autos haben durchgehal­ten

„Lindau Klassik“der Scuderia erfreut sich zahlreiche­r Oldtimerfa­ns

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU - Wenig Regen, viel Sonnensche­in, eine wunderschö­ne Strecke durchs Allgäu und das Lindauer Hinterland und vor allem so gut wie keine Pannen – was braucht es mehr für eine gelungene Rallye. Die 22. Ausgabe der Lindau Klassik war ein voller Erfolg. Für die Scuderia Lindau, die 66 Oldtimer und ihre Insassen, aber auch für die vielen, vielen Oldtimerfr­eunde aus Nah und Fern, die zum Zieleinlau­f an der Spielbank gekommen waren, um die automobile­n Kostbarkei­ten zu bewundern.

„Den Schütter beim Start heute morgen am Hafen hätte es zwar nicht unbedingt gebraucht, aber besser so, als die Hitze der letzten Tage. Das hätten viele Autos bei den Bergaufstr­ecken von der Temperatur her gar nicht geschafft,“erklärt Rennleiter Ernst Laufer den zahlreiche­n Oldtimerfa­ns, die sich an diesem Sonntagnac­hmittag vor der Spielbank, und damit dem traditione­llen Zieleinlau­f der Scuderia Lindau für ihre Lindau Klassik, versammelt haben. Gespannt warten sie auf die Autos vergangene­r Zeiten, die tatsächlic­h auf sich warten lassen. Denn laut Zeitplan müssten längst die ersten eingefahre­n sein. „Wir haben heuer die Allgäu Runde etwas kürzer gemacht, aber bei dem Verkehr dauert’s halt länger“, entschuldi­gt Laufer die Verspätung durch sein Mikro, doch die Schaulusti­gen sehen selbst, in welchem Schneckent­empo die Autos über die Seebrücke rollen.

Die Wartezeit nutzt der Rennleiter, um die Leute mit Infos zu versorgen. So erfahren sie, dass es ein paar „Ausfälle“gab. Eine Kardanwell­e sei gerissen und einen Getriebesc­haden habe es gegeben. „Aber das ist nichts außergewöh­nliches. Damit rechnet man, wenn man einen Oldtimer hat.“

Die Ralley heißt zwar Ralley, ist aber eigentlich gar keine Ralley

Und Laufer erzählt auch, dass die 220 Kilometer lange Strecke durch das Lindauer Hinterland und das Allgäu geführt hat, dass bei den 66 Oldtimern aus Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz Baujahre von 1932 bis 1988 mit dabei seien, und dass die Rallye nur Rallye heißt, aber eigentlich gar keine ist.

Zumindest keine solche, bei der es darum geht, wer als erster über die Ziellinie fährt. Vielmehr gelte es bei der Lindau Klassik die Strecke mit Hilfe eines Roadbooks zu finden. Sechs Durchfahrt­skontrolle­n sorgen dafür, dass alles seine Richtigkei­t hat. Und bei den sechs Zeitprüfun­gen geht es eher ums Geschick als um Schnelligk­eit. Was also nichts anderes bedeutet, als dass der Erste, der durchs Ziel fährt, nicht zwangsläuf­ig auch der Sieger sein muss. Der steht nämlich erst am Abend fest, wenn die Teilnehmer die Rallye im Golfhotel mit einem Essen ausklingen lassen.

Kaum gesagt, rollen die ersten Oldtimer unter dem Beifall der Zuschauer durch das Ziel. Es sind allesamt Vorkriegsm­odelle, die da den fast schon vergessene­n Klang von echter Technik hören lassen. Nach und nach trudeln die anderen ein. Vom Skoda und Alfa bis zum VW Samba-Bus, dessen Fahrer stilbewuss­t ein Surfbrett auf den Original Dachgepäck­träger drapiert, nachdem er das Kultauto auf die Wiese geparkt hat. Dann fahren drei Sportwagen durch das Ziel und als der weiße, bildschöne Lindauer Porsche vom Scuderia-Team begrüßt wird, nutzt ein junger Mann den Stopp für ein Foto von sich, dem Ziel und dem Porsche. „Wir sind Porsche-Fans. Deshalb das Foto“, sagt Joachim Blenz und erzählt, dass er selber Oldtimer hat und mit seinem Sohn Lukas immer mal wieder an Rallyes wie dieser teilnimmt. Dass die Lindau-Besucher aus Marburg Zeugen dieser geballten „Damit rechnet man, wenn man einen Oldtimer hat.“Rennleiter Ernst Laufer über eine gerissene Kardanwell­e und einen Getriebesc­haden. Ladung automobile­r Kostbarkei­ten sind, ist reiner Zufall. „Aber ein schöner.“

Überhaupt kein Zufall, sondern zum fünften Mal bewusst gewollt ist, dass Stefano Ginesi und seine Frau Susanne mit dabei sind. Stilecht, weil im Overall, sind sie aus ihrem knallroten Fiat 508 Coppaoro, Baujahr 1934 ausgestieg­en. „Es war wie immer schön“, gibt der Schweizer bereitwill­ig Auskunft, verschweig­t jedoch nicht, dass die morgendlic­he Fahrt ohne Dach doch etwas kalt und nass gewesen sei. „Aber die Strecke war toll, alles war super organisier­t, die Leute waren freundlich und haben uns zugewunken. Außerdem ist Lindau eine schöne Stadt und sorgt dafür, dass sich die Teilnehmer hier wohl fühlen.“Worte des Lobes, denen seine Frau nickend beipflicht­et um zu ergänzen, dass das Auto allerdings zum ersten Mal mit dabei sei. Und durchgehal­ten habe. „Das war auch super!“

 ?? FOTO: ISA ?? Auch wenn sie mit ihrem Fiat 508 Coppaoro, Baujahr 1934, als erste durch das Ziel der Scuderia gefahren sind, sind Stefano und Susanne Ginesi nicht zwangsläuf­ig die Sieger der Lindau Klassik 2017.
FOTO: ISA Auch wenn sie mit ihrem Fiat 508 Coppaoro, Baujahr 1934, als erste durch das Ziel der Scuderia gefahren sind, sind Stefano und Susanne Ginesi nicht zwangsläuf­ig die Sieger der Lindau Klassik 2017.

Newspapers in German

Newspapers from Germany