Vom Vorzeige-Projekt zum Sorgenkind
Vor einem Jahr war die Eröffnung des „Hauses zur Schützenkultur“geplant, aber noch immer dringt Feuchtigkeit ein
ILLERBEUREN - Es wurde als bayernweit einmalig angepriesen, doch nun entwickelt sich das „Haus zur Schützenkultur“in Illerbeuren (Unterallgäu) immer mehr zum Pannen-Projekt: Nachdem vor einem Jahr die Eröffnung wegen eines massiven Wasserschadens abgesagt werden musste, ist nach wie vor völlig unklar, wann die ersten Gäste das Schützenmuseum besuchen können.
Zwar liegt jetzt ein Gutachten vor, doch die Ursache des Problems ist immer noch nicht eindeutig ermittelt. „Das zermürbt einen“, seufzt Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. Derzeit kann auch niemand sagen, ob es letztlich zu einem Rechtsstreit kommen wird. Der Schaden liegt bereits jetzt bei über einer Million Euro.
Der Neubau auf dem Gelände des Schwäbischen Bauernhofmuseums in Illerbeuren, der mit 4,7 Millionen Euro veranschlagt war, umfasst insgesamt 700 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf drei Etagen. Bauherr ist der Museumszweckverband, dem der Bezirk, der Kreis Unterallgäu und der Heimatdienst Illertal angehören. Das Haus soll über 500 Jahre Geschichte des Schützenwesens präsentieren – von den Anfängen im 15. Jahrhundert mit Bürgerwehren bis zu den heutigen Sportschützen in den Vereinen.
So weit die Theorie, die Praxis sieht ganz anders aus. Im Untergeschoss fällt der Blick auf leere Vitrinen, die Exponate sind derzeit in einem anderen Gebäude zwischengelagert. Der Ärger hatte eine Woche vor der geplanten Eröffnung im Juli 2016 begonnen. In Bodenöffnungen im Keller habe das Wasser auf einer Höhe von zwei Millimetern gestanden, erinnert sich Reichert. Ein Arbeiter hatte dies festgestellt. Ein Gutachter wurde beauftragt, seine Expertise liegt inzwischen vor. Das Wasser dringe „aller Wahrscheinlichkeit nach“von außen in das Gebäude ein, sagt Reichert.
Der Grundwasser-Stand sei an dieser Stelle hoch, fügt der Bezirkstagspräsident hinzu. Doch aus diesem Grund sei das „Haus zur Schützenkultur“ja auch in eine wasserdichte Wanne gebaut worden – „und das ist der Stand der Technik“, betont Reichert.
„Wasserfilm unterm Estrich“
Im Keller des Gebäudes wurden Löcher in den Boden gebohrt. Dabei habe man festgestellt, dass sich „ein Wasserfilm unter dem Estrich befindet, obwohl mehrfach getrocknet wurde“, sagt Reichert. „Und wir wissen immer noch nicht, woher das Wasser kommt.“
Deshalb müsse man jetzt im Keller des Schützenhauses „den Boden rausreißen, um zu sehen, woran es liegt“. Dann könne man sagen, ob auch an anderen Stellen im Haus noch Untersuchungen stattfinden müssen. Der bereits jetzt abzusehende Schaden liege bei mehr als einer Million Euro, klagt Reichert.
Bleibt die Frage, wer dafür aufkommt. Er werde sich schnellstmöglich mit den Planern an einen Tisch setzen, um dies zu klären, kündigt der Bezirkstagspräsident an. Er hofft auf konstruktive Gespräche, schließlich gehe es hier auch um das Image von Unternehmen.
Doch derzeit ist auch ein Rechtsstreit nicht auszuschließen. Und eine Prognose, wann das mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte Projekt zu einem guten Ende kommt, wagt erst recht niemand. Dabei würden ihn Schützen ständig fragen, wann das Haus eröffnet wird, erzählt Bezirksschützenmeister Karl Schnell.
Im Untergeschoss fällt der Blick auf leere Vitrinen, die Exponate sind derzeit in einem anderen Gebäude zwischengelagert.