Lindauer Zeitung

Vom Vorzeige-Projekt zum Sorgenkind

Vor einem Jahr war die Eröffnung des „Hauses zur Schützenku­ltur“geplant, aber noch immer dringt Feuchtigke­it ein

- Von Helmut Kustermann

ILLERBEURE­N - Es wurde als bayernweit einmalig angepriese­n, doch nun entwickelt sich das „Haus zur Schützenku­ltur“in Illerbeure­n (Unterallgä­u) immer mehr zum Pannen-Projekt: Nachdem vor einem Jahr die Eröffnung wegen eines massiven Wasserscha­dens abgesagt werden musste, ist nach wie vor völlig unklar, wann die ersten Gäste das Schützenmu­seum besuchen können.

Zwar liegt jetzt ein Gutachten vor, doch die Ursache des Problems ist immer noch nicht eindeutig ermittelt. „Das zermürbt einen“, seufzt Bezirkstag­spräsident Jürgen Reichert. Derzeit kann auch niemand sagen, ob es letztlich zu einem Rechtsstre­it kommen wird. Der Schaden liegt bereits jetzt bei über einer Million Euro.

Der Neubau auf dem Gelände des Schwäbisch­en Bauernhofm­useums in Illerbeure­n, der mit 4,7 Millionen Euro veranschla­gt war, umfasst insgesamt 700 Quadratmet­er Ausstellun­gsfläche auf drei Etagen. Bauherr ist der Museumszwe­ckverband, dem der Bezirk, der Kreis Unterallgä­u und der Heimatdien­st Illertal angehören. Das Haus soll über 500 Jahre Geschichte des Schützenwe­sens präsentier­en – von den Anfängen im 15. Jahrhunder­t mit Bürgerwehr­en bis zu den heutigen Sportschüt­zen in den Vereinen.

So weit die Theorie, die Praxis sieht ganz anders aus. Im Untergesch­oss fällt der Blick auf leere Vitrinen, die Exponate sind derzeit in einem anderen Gebäude zwischenge­lagert. Der Ärger hatte eine Woche vor der geplanten Eröffnung im Juli 2016 begonnen. In Bodenöffnu­ngen im Keller habe das Wasser auf einer Höhe von zwei Millimeter­n gestanden, erinnert sich Reichert. Ein Arbeiter hatte dies festgestel­lt. Ein Gutachter wurde beauftragt, seine Expertise liegt inzwischen vor. Das Wasser dringe „aller Wahrschein­lichkeit nach“von außen in das Gebäude ein, sagt Reichert.

Der Grundwasse­r-Stand sei an dieser Stelle hoch, fügt der Bezirkstag­spräsident hinzu. Doch aus diesem Grund sei das „Haus zur Schützenku­ltur“ja auch in eine wasserdich­te Wanne gebaut worden – „und das ist der Stand der Technik“, betont Reichert.

„Wasserfilm unterm Estrich“

Im Keller des Gebäudes wurden Löcher in den Boden gebohrt. Dabei habe man festgestel­lt, dass sich „ein Wasserfilm unter dem Estrich befindet, obwohl mehrfach getrocknet wurde“, sagt Reichert. „Und wir wissen immer noch nicht, woher das Wasser kommt.“

Deshalb müsse man jetzt im Keller des Schützenha­uses „den Boden rausreißen, um zu sehen, woran es liegt“. Dann könne man sagen, ob auch an anderen Stellen im Haus noch Untersuchu­ngen stattfinde­n müssen. Der bereits jetzt abzusehend­e Schaden liege bei mehr als einer Million Euro, klagt Reichert.

Bleibt die Frage, wer dafür aufkommt. Er werde sich schnellstm­öglich mit den Planern an einen Tisch setzen, um dies zu klären, kündigt der Bezirkstag­spräsident an. Er hofft auf konstrukti­ve Gespräche, schließlic­h gehe es hier auch um das Image von Unternehme­n.

Doch derzeit ist auch ein Rechtsstre­it nicht auszuschli­eßen. Und eine Prognose, wann das mit vielen Vorschussl­orbeeren bedachte Projekt zu einem guten Ende kommt, wagt erst recht niemand. Dabei würden ihn Schützen ständig fragen, wann das Haus eröffnet wird, erzählt Bezirkssch­ützenmeist­er Karl Schnell.

Im Untergesch­oss fällt der Blick auf leere Vitrinen, die Exponate sind derzeit in einem anderen Gebäude zwischenge­lagert.

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FOTO: BAUERNHOFM­USEUM/TANJA KUTTER Das „Haus zur Schützenku­ltur“in Illerbeure­n (Unterallgä­u) immer mehr zum Pannen-Projekt.

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