„Ich lasse meine Zeichnungen gerne reifen“
Der Karikaturist und Zeichner Peter Gaymann zeigt Tierisches und Menschliches in der Alten Schule
- Gerne ist der Karikaturist Peter Gaymann am Freitagabend schon vor Beginn der Vernissage in den Ausstellungsraum der Alten Schule Eriskirch gekommen. Es ist gelungen, ein ruhiges Eckchen zum Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung zu finden, während die Musiker ihre Anlage aufbauen, der Buchhändler seinen Büchertisch einrichtet und die ersten Besucher schmunzelnd an den Wänden entlanggehen.
Die erste Frage gilt seinem Markenzeichen, den Hühnern. „In den 80er-Jahren tauchten die ersten Hühner auf, dann wollte ich nach zehn Jahren schon mal etwas anderes machen.“Also in die Pfanne hauen? Er veröffentlichte mit einem Sternekoch ein Geflügelkochbuch, das aber wieder zum Renner wurde, sodass er nachgab. „Es geht um Menschen in Tiergestalt. Sie wohnen in Häusern, joggen in der Freizeit...“Die Betrachter schauen sie an und sagen: „Das sind genau wir!“Bei gezeichneten Menschen heiße es hingegen: „Die sehen ja ganz anders aus als wir.“
Gaymanns Bilder sind nur selten politisch und insofern zeitlos: „Es sind eher Zeitgeist-Zeichnungen, die festhalten, wie wir leben, wie wir uns anziehen, wie wir Urlaub machen...“Zeichnungen, die nicht sofort auf ein Ereignis reagieren müssen: „Ich lasse meine Zeichnungen gerne reifen.“Wie er zum Zeichnen gekommen ist? „Ein Teil liegt schon im Blut.“Eigentlich hat er Sozialwesen studiert und anfangs als Sozialpädagoge mit Schwerpunkt Jugendbildungsarbeit gearbeitet. „Ich habe eigentlich nichts mit Kunst studiert, sondern mir das selbst angeeignet, ich habe nach großen Vorbildern wie Tomi Ungerer oder Sempé geguckt und mich nach und nach reingearbeitet.“Bald hat er seinen Beruf aufgegeben: „Ich bin ganz gut reingerutscht, habe gemerkt, dass ich vom Zeichnen leben kann. Wenn man jung ist, kann man was riskieren und ausprobieren.“
Aller Anfang ist schwer
Leicht war der Anfang nicht. Er hat seine Rahmen selber gebaut, hat in den Buchläden Postkarten angeboten: „Janosch und ich waren fast die Einzigen, die Postkarten verkauft haben. Mund-zu-Mund-Propaganda hat geholfen, dann kamen die Anfänge in der Samstagsbeilage der Badischen Zeitung, weitere Medien folgten.“Stolz ist er auf das im Herbst erschienene Buch „Reiseskizzen – mit Peter Gaymann unterwegs“, das in sehr schöner Aufmachung Impressionen aus vieler Herren Länder zeigt, „gar nicht unbedingt mit Humor“. Eines dürfte sicher sein: Die Hühner werden bleiben. Es wäre auch zu schade um sie.