Der nächste unnötige Gipfel
Vielleicht hätten sie vorher jemanden fragen sollen, der sich mit dem Thema auskennt. Fans zum Beispiel. Oder wenigstens Fanforscher. Dann hätten sich das Landesinnenministerium und Innenminister Thomas Strobl (CDU) die Peinlichkeit erspart, den mit großem Getöse angekündigten Fußballgipfel ohne jeden substanziell neuen Lösungsansatz abschließen zu müssen. Die Gründung sogenannter „lokaler Stadionallianzen“mag vielleicht in den Ohren jener, die noch nie eine Fankurve von innen gesehen haben, irgendwie beruhigend klingen. Doch wieso sollten die wissen, dass bereits jetzt vor jedem Fußballspiel sogenannte Sicherheitsbesprechungen stattfinden, an denen Vertreter von Vereinen, Polizei und Fans teilnehmen? Die Profivereine arbeiten längst mit Justiz, Kommunen und Sicherheitsbehörden zusammen bei der Erteilung von Stadionverboten, Meldeauflagen für notorische Randalierer gibt es seit Jahren. „Alles kann man noch intensivieren. Aber im Grundsatz findet das schon statt“, sagte etwa Ingo Wellenreuther, der Präsident des Karlsruher SC, nach dem Gipfel.
Ohne Frage: Gewalt im Fußball ist ein Problem, Ausschreitungen in und rund um die Stadien sind zu verurteilen, Randalierer zu bestrafen, die Ursachen von Gewalt präventiv zu bekämpfen. Doch Strobl machte es sich von Anfang an zu einfach, als er nach den Ausschreitungen während des Derbys zwischen dem VfB Stuttgart und dem Karlsruher SC das Sicherheitsproblem beim Fußball als sein Thema entdeckte und den nächsten unnötigen Fußballgipfel initiierte – ohne konkrete Ziele zu nennen.
„In 40 Jahren haben solche Konferenzen nie zur Eindämmung von Gewalt im Fußball geführt“, warnte etwa Fanforscher Harald Lange von der Uni Würzburg im Vorfeld. Gewalt sei nur durch Prävention und Fanprojekte einzudämmen, fügte er richtigerweise an. „Für uns ist das eine Alibiveranstaltung“, begründete Rainer Vollmer von der Fanorganisation „Unsere Kurve“seine Absage an der Teilnahme, „dieser Gipfel soll nur Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit erzeugen.“Genau so war es.