BN hält Therme für Umweltsünde
Lindauer Bund Naturschutz sagt, Landschaftsschutzgebiet dürfe kein Baugebiet sein
LINDAU - Der Lindauer Bund Naturschutz (BN) kritisiert die geplante Therme im Eichwald noch immer scharf. in Landschaftsschutzgebiet dürfe kein Baugebiet sein, sagt Kreisvorsitzender Erich Jörg im Gespräch mit der Lindauer Zeitung. Das bedeute auch, dass sich der BN-Vorsitzende klar gegen ein kleineres Hallenbad auf dem Gelände ausspricht, was sich die Bürgerinitiative durchaus vorstellen könnte.
„Wir hätten niemals gedacht, dass die Therme genehmigt wird. Wir sind erschüttert“, sagt Geschäftsstellenleiterin Claudia Grießer. Und sie fürchtet, dass der Bau der Therme nicht der letzte Eingriff ins Landschaftsschutzgebiet sein wird. „In vier, fünf Jahren kommt dann jemand auf eine neue Idee und baut dort ein Hotel.“Ähnlich sei das schon passiert: Während sich der BN mit dem schon seit über 90 Jahren bestehenden Eichwaldbad arrangiert habe, habe er sich zum Beispiel gegen den Bau der Eisbahn ausgesprochen. Sie sei trotz seiner Einwände gebaut worden.
Mit ihrer Einhausung kam dann der nächste Brocken, erinnert sich Birgit Mäckle-Jansen, die beim BN für die Finanzen zuständig ist. Die geplante Therme gehe nun aber zu weit. „Was jetzt geplant ist, geht weit über den Bestand hinaus“, sagt Jörg. Wenn es nach dem Kreisvorsitzenden geht, dann darf im Landschaftsschutzgebiet überhaupt nicht mehr gebaut werden. Auch kein zweckmäßiges Hallenbad, wie es BN-VizeKreisvorsitzender Maximilian Schuff und die Bürgerinitiative vorschlagen. „Die Stadt soll das Limare abreißen und am selben Standort ein neues Hallenbad bauen“, sagt Jörg.
BN sind Straßen lieber
Das Lindauer Landratsamt und die Regierung von Schwaben haben der Genehmigung der Therme zugestimmt. Sie halten das Vorhaben in einem Landschaftsschutzgebiet für verträglich und weisen unter anderem darauf hin, dass mit dem Bau der Therme künftig weniger Boden versiegelt sein werde als bisher. Das sieht der BN anders. Denn, so Jörg: Versiegelung sei nicht gleich Versiegelung. Er unterscheidet zwischen asphaltierter und betonierter Versiegelung. Mit dem Bau der Therme nehme zwar die Versiegelung durch Straßen ab, die durch Gebäude versiegelte Fläche werde allerdings größer. „Und Straßen und Wege sind im Nachhinein viel leichter zu entsiegeln als Flächen, auf denen Gebäude stehen“, sagt Grießer. Die Befreiung des Eichenhains, der bislang als Parkplatz genutzt wurde, befürworte der BN zwar grundsätzlich. Das dürfe aber nicht als Rechtfertigung für den Bau der Therme
sagt Claudia Grießer, Geschäftsstellenleiterin.
gelten. „Es braucht keine Sünde, um eine andere Sünde aufzuheben“, sagt Jörg.
Dass das Lindauer Landratsamt und die Regierung von Schwaben einer Genehmigung der Therme zugestimmt haben, kritisiert der Bund Naturschutz scharf. „Wir haben den Eindruck, dass bei den Artenschutzprüfungen einfach vorgegangen wurde“, sagt Grießer. Zum Beispiel sei nie ein sogenannter Netzfang gemacht worden, um zu prüfen, welche Fledermausarten in dem Gebiet lebten. Auch das Gebäude des jetzigen Eichwaldbads sei nie nach Fledermäusen abgesucht worden. „Aber ich habe gehört, dass es dort welche geben soll.“Ähnlich verhalte es sich mit den Zauneidechsen. Es gebe einen Umweltbericht, in dem steht, dass mehrere Zauneidechsen gesehen wurden. Eine Untersuchung dazu habe es allerdings nie gegeben. „Auch eine FFH-Verträglichkeitsprüfung hat nie stattgefunden“, ergänzt Jörg. Wie berichtet, hält das Landratsamt kein besonderes Verfahren für notwendig. Diese Haltung teilen der Naturschutzbeirat beim Landratsamt Lindau und die Regierung von Schwaben. Laut Landrat Elmar Stegmann sind sich alle drei einig, dass die Therme gut zu den Schutzzwecken der Verordnung eines Landschaftsschutzgebiets passe. Eine FFH-Verträglichkeitsprüfung sei nur nötig, wenn eine vorherige Abschätzung zu dem Ergebnis komme, dass das Vorhaben dem Vogelschutzgebiet schaden könnte. Allein die Tatsache, dass das Vogelschutzgebiet 300 Meter entfernt liegt, lasse keine direkte Folge erkennen. Zumal das Gelände im Eichwald laut offiziellen Plänen Rastplatz, aber keine Brutstätte für Vögel sei.
Zum Rasten fänden die Vögel ausreichende Möglichkeiten. Der Lindauer Bund Naturschutz hingegen beruft sich auf die alte Forderung „Am See Natur und nicht Beton“, die heute mehr denn je gelte. „Vom See aus werden Therme und Eishalle zusammen wie ein 200 Meter langer Klotz aussehen“, fürchtet Jörg. Mit dem Neubau missachte die Stadt auch das Bodenseeleitbild, das möglichst freie Uferzonen vorsehe. Auch die Tatsache, dass für den Bau der Therme 21 Bäume gefällt werden sollen, kritisiert der BN noch immer. „Natürlich, die Bäume werden nachgepflanzt“, räumt Grießer ein. Doch die ökologische Funktion der Pflanzen fehle erst einmal über Jahre hinweg. „Die Natur wird einfach immer weiter zurückgedrängt.“
„Wir sind erschüttert“,