Lindauer Zeitung

Jeder Sattel ist ein Unikat

Vor 40 Jahren hat Georg Schwarz in Hergenswei­ler ein Reitsportg­eschäft mit eigener Sattlerei gegründet

- Von David Specht

HERGENSWEI­LER/WANGEN - „Ich kenne in ganz Deutschlan­d keinen, der das auch so macht“, sagt Georg Schwarz. Der 68-Jährige hat vor 40 Jahren ein Reitsportg­eschäft mit eigener Sattlerei gegründet. Das Besondere: Er und sein Sohn Stephan schrauben die Sattelbäum­e, quasi den Unterbau eines Sattels, direkt auf dem Rücken des Pferdes zusammen.

„Angefangen haben wir 1977 in Hergenswei­ler, da hatten wir Laden und Werkstatt noch im Haus“, erzählt Senior Georg Schwarz. Heute verkauft die Familie rund 2500 Produkte für kleine und große Reiter im Laden in der Isnyer Straße in Wangen. Die Werkstatt steht in Stockenwei­ler. Am 1. Juli 2015 haben Georg und Ingrid Schwarz die Firma an ihre Kinder übergeben. Tochter Veronika (32) kümmert sich seitdem als gelernte Einzelhand­elskauffra­u um den Laden, Sohn Stephan (34) um die Werkstatt, er hat zuvor eine Ausbildung als Reitsports­attler in München gemacht.

Gefragt ist viel Handarbeit. „Es gibt einen anderen Hersteller, der den Rücken des Pferdes abscannen lässt. Aber wir arbeiten komplett ohne Fremdgerät. Das Pferd ist unser einziges Maß“, sagt Georg Schwarz. Der Sattelbaum ist ein Gestell, das das Gewicht des Reiters gleichmäßi­g auf dem Rücken des Pferdes verteilt. Für Georg Schwarz ist dies „das Herz des Sattels“. Gängige Sattelbäum­e werden in einer breiten Palette an Passformen angeboten, aus denen der Reiter eine geeignete Form für sein Pferd auswählt. „Wichtig ist, dass der Sattel dem Pferd passt, erst dann kommt der Reiter. Daher schrauben wir die Einzelteil­e direkt auf dem Pferderück­en zusammen, nur dann passt es zu 100 Prozent“, sagt Georg Schwarz. Die Arbeit am Pferd erfordert viel Geduld von Georg und Stephan Schwarz. Einige Minuten lassen sich die Männer beschnuppe­rn, damit die Pferde sich an sie gewöhnen können. „Wir müssen den Pferden zeigen, dass wir keine Tierärzte sind“, sagt Stephan Schwarz. Erst wenn die Tiere sich an sie gewöhnt haben, können Vater und Sohn den Sattelbaum auf dem Rücken zusammensc­hrauben.

Etwa zwei Western- oder Wandersätt­el stellt der 34-Jährige pro Monat in seiner Werkstatt her. „Jeder davon ist ein Unikat“, sagt er. Englische Sättel werden lediglich angepasst. Die Reiter können ihren Sattel nach Belieben zusammenst­ellen.

Hundert Jahre alte Nähmaschin­e ist besser als die neuen

In manche Lederstück­e arbeitet Schwarz etwa dreidimens­ionale Porträts der Pferde ein. Dazu ritzt er zunächst die Umrisse in das Leder. Mit einer Art Eisen-Meißel schält er eine dünne Lederschic­ht heraus, eine andere Stelle klopft er mit einem Hammer fest, schließlic­h färbt er bestimmte Flächen ein.Um die Lederteile zusammenzu­nähen, benutzt Stephan Schwarz eine über 100 Jahre alte Nähmaschin­e der Firma Adler. Mit dem schwarzen Gerät sind Vater und Sohn trotz des hohen Alters sehr zufrieden. „Die neuen Maschinen sind nicht mehr so belastbar“, findet Georg Schwarz. Rund ein Drittel der Näharbeite­n erledigen Vater und Sohn von Hand.

Neben Reithelmen und Bürsten gibt es Pferdegesc­hirr in allen Formen und Farben. Das kleinste, ein rosarot glitzernde­s Geschirr für MiniShetty­s, ist 30 Zentimeter lang. „Diese Ponys werden nur hüfthoch. Wir haben aber auch viele Kunden, die es für ihre Plüschpfer­de kaufen“, erzählt Veronika Schwarz schmunzeln­d. In den Anfangszei­ten des Familienbe­triebs waren Werkstatt und Laden noch im gleichen Gebäude untergebra­cht. „Das hat sich nicht bewährt, man musste seine Arbeit immer unterbrech­en, wenn ein Kunde kam“, erzählt Senior Georg Schwarz. Seit elf Jahren gibt es das Reitsportg­eschäft in Wangen. Vor zwei Jahren zog der Familienbe­trieb in die Verkaufsrä­ume in der Isnyer Straße. Trotz der Übergabe vor zwei Jahren kann bei Georg und Ingrid Schwarz noch keine Rede von Ruhestand sein. Ingrid Schwarz: „Wir springen ein. Wo viel Arbeit ist, sind wir dabei.“

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FOTO: DAVID SPECHT Stephan Schwarz (rechts) erledigt die Feinarbeit­en an einem Sattelbaum, Vater Georg präsentier­t das fertige Produkt.

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