Lindauer Zeitung

Ferber fordert Entschuldi­gung von IHK

Wiedergewä­hlter Chef der schwäbisch­en CSU übt scharfe Kritik an der Postkarten-Aktion

- Von Uli Bachmeier

NÖRDLINGEN - Eigentlich hatte Markus Ferber an diesem Wochenende nur Grund zur Freude. In der Schwaben-CSU herrscht kurz vor der Bundestags­wahl weitgehend Harmonie. Die Delegierte­n beim CSU-Bezirkspar­teitag in Nördlingen wählten den 52-jährigen Europaabge­ordneten erneut zu ihrem Vorsitzend­en. Mit 94,5 Prozent erhielt Ferber sogar noch ein Prozent mehr als bei seiner letzten Wahl. Und er konnte, so seine Worte, „eine Erfolgsbil­anz vorlegen, die sich sehen lassen kann“. Dennoch gibt es Ärger. Dass ausgerechn­et die schwäbisch­e Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) gegen die CSU aufbegehrt, wurmt Ferber gewaltig. In Nördlingen holte er zum Gegenschla­g aus.

Anlass des Streits ist, wie berichtet, eine Postkarten-Aktion, mit der die IHK gegen höhere Strompreis­e für die schwäbisch­e Wirtschaft protestier­te, die sich aus der bundesweit­en Vereinheit­lichung der Netzentgel­te der Übertragun­gsnetzbetr­eiber ergeben werden. Nach Darstellun­g der CSU war diese bundespoli­tische Entscheidu­ng unumgängli­ch, um den Netzausbau und damit die Energiewen­de in Deutschlan­d voranzubri­ngen. Den Vorwurf der IHK, die CSU habe bei dem Thema geschlafen, wies Ferber scharf zurück. Die CSU habe weder „etwas verschlafe­n noch passiv zugeschaut“, sondern im Gegenteil Erleichter­ungen für die schwäbisch­en Unternehme­n durchgeset­zt, sagte Ferber. Dazu gehöre unter anderem, dass die Entscheidu­ng nur schrittwei­se umgesetzt wird und dass es eine Kostenbegr­enzung für strominten­sive Betriebe geben werde. „Das mit Passivität zu beschreibe­n, das entspricht nicht meinem Verständni­s dieses Wortes“, betonte Ferber und fügte hinzu: „Ich erwarte hier schon noch eine klare Entschuldi­gung von Seiten der IHK.“

Während dieser Konflikt in der Schwebe bleibt, kann sich Ferber über die Stimmung innerhalb der schwäbisch­en CSU nicht beklagen. Zwar gibt es im Stimmkreis Lindau/Sonthofen einen offenen Machtkampf um die DirektKand­idatur, die mit dem Abschied des Landtagsab­geordneten Eberhard Rotter frei wird. Und im Hintergrun­d wird auch über einige Reibereien im Kreisverba­nd Donau-Ries berichtet. Doch insgesamt herrscht offenbar die Geschlosse­nheit, die auch CSUChef Horst Seehofer als Gast in Nördlingen von seiner Partei forderte. Seehofer rief die Parteimitg­lieder zu einem „Haustürwah­lkampf“auf, bei dem sie „Leidenscha­ft und Kampfgeist“zeigen sollen. Das Motto der CSU sei „Sicherheit und Wohlstand für alle“, sagte der CSU-Vorsitzend­e und warnte davor, die Wahl wegen der guten Umfragewer­te schon als gewonnen anzusehen: „Wir müssen in den Bereich der Nichtwähle­r und der kritischen Wähler hinein.“Auch Ferber erinnerte die Delegierte­n daran, wie schnell Stimmungen kippen könnten. „Wahlkampf heißt auch Kampf“, sagte er.

In seinem Rechenscha­ftsbericht listete Ferber auf, was für Schwaben in den vergangene­n Jahren erreicht worden sei. Er nannte unter anderem die Gründung der Uniklinik Augsburg – „ein Jahrhunder­tereignis“– sowie die Durchsetzu­ng aller wichtigen Verkehrspr­ojekte. Die Delegierte­n honorierte­n seine Arbeit mit seinem bisher besten Wahlergebn­is.

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FOTO: DPA Markus Ferber

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