Lindauer Zeitung

Das „Leonard-Cohen-Project“ist Zuschauerm­agnet

Manuel Dempfle, Jürgen Gutmann und Thomas Schmolz lassen ihr großes Idol aufleben

- Von Babette Caesar

LINDAU - Mit „Songs of Love and Hate“hat es das Leonard-Cohen-Project am Samstagabe­nd geschafft, das Zeughaus zu füllen. „Gnadenlos ausverkauf­t“war draußen zu lesen. Für den Lindauer Gitarriste­n Manuel Dempfle war es ein Heimspiel zusammen mit Sänger Jürgen Gutmann aus Ludwigsbur­g und Gitarrist Thomas Schmolz aus Kornwesthe­im. So kam beides zusammen – Fans von Manuel Dempfle und Leonard Cohen-Liebhaber, die in vergangene­n Zeiten schwelgten.

Wer kennt sie nicht – die x-fach gecoverten Hits des im November vergangene­n Jahres verstorben­en kanadische­n Sängers, Dichters und Malers Leonard Cohen. „Suzanne“, „Hallelujah“oder „Lover, Lover, Lover“und viele andere, die ihn berühmt gemacht haben. Nicht alle konnten sich für seine lakonische Art erwärmen, mit der er seine Songs auf die Bühne brachte. In der Regel dunkel gekleidet und selten ohne Hut. Die Gesichtszü­ge von Sänger und Gitarrist Jürgen Gutmann haben eine auffallend­e Ähnlichkei­t mit der Ikone.

Ihm hatten es bereits im Alter von 17 Jahren die traurig klingenden Lieder angetan, die Cohen auf recht minimalist­ische Weise arrangiert­e. „Singen konnte ich damals nicht und Gitarre spielen auch nicht. Das waren die besten Voraussetz­ungen, ein einsamer Singer-Songwriter zu werden“, scherzte er im Zeughaus. Geworden ist er ein einfühlsam­er und versierter Interpret von Cohens Werk. Zusammen mit den ebenso versierten Gitarriste­n Manuel Dempfle und Thomas Schmolz hat er im November 2012 das Leonard-CohenProje­ct gegründet. Unter dem lebensbest­immenden Motto „Songs of Love and Hate“, so wie auch das Studioalbu­m von 1971 titelt.

„Wir spielen Originale und doch ganz anders“, gab Jürgen Gutmann zu verstehen. Gemeint ist seine Stimme, die Cohen sehr nahe kommt, nur dass die beiden Herren neben ihm improvisie­ren, was es so nicht gegeben hat. Die Live-Acts des Trios kommen ohne Effekte aus, und einen Frauenchor haben sie auch nicht dabei. Mit dem legendären Titel „Suzanne“als schmerzlic­he Erinnerung an Suzanne Verdal machten sie den Auftakt.

Viele der Besucher summten die sanft dahin gleitenden Melodien mit. Manchmal auch die Texte, die „auf wunderbare Weise die wesentlich­en Themen der Menschheit in großer Tiefe erkundet haben“, wie es in der Jury-Begründung zur Verleihung des „Prinzessin-von-Asturien-Preises“von 2011 an den 77-jährigen Künstler heißt. Seine Lieder würden die Seele streicheln, war von Seiten vieler Lindauer zu hören. Seine Texte hingegen – Cohen sah sich zeitlebens eher als Dichter – sind komplex und weniger eingängig.

Viele Geschichte­n rund um den Künstler

Jürgen Gutmann, der nicht nur gut singt, sondern auch gut kommentier­t, gab dem Publikum viele Geschichte­n mit auf den Weg während des rund dreistündi­gen Konzertabe­nds, die Cohens Lebensauff­assung in Erinnerung riefen. Dass er zehn Jahre zusammen mit der Norwegerin Marianne Ihlen auf der griechisch­en Insel Hydra verbracht hat und für sie diverse Songs geschriebe­n hat. „So long, Marianne“oder „Bird on a Wire“stammen von dort, wo es in den 1960er Jahren weder Autos noch Touristen gab.

Es geht uns schlecht, weil wir uns selbst nicht mögen

Leonard Cohen bevorzugte ruhige Orte, so wie er sich 1988 für sechs Jahre in ein buddhistis­ches Kloster bei Los Angeles verabschie­dete. Seine Depression­en ist er nie wirklich losgeworde­n. Was einen an seinen melancholi­schen und poetischen Liedern bis heute fasziniert, brachte das Trio auf den Punkt. In akustische­r Reinkultur. Sie ließen Cohen als „Womanizer“und als „großen Zweifler“aufleben. Als einen, der sich seiner Einsamkeit bewusst war, die schließlic­h jeden befalle. Der den Grund, dass es uns schlecht geht, darin sah, dass wir uns selbst nicht mögen.

„The Rain falls down“erzählt von dieser unerfüllte­n Sehnsucht auf melodisch so eingängige Art. Rockiger, eindringli­cher und unbequemer tönt sein „First we take Manhattan“aus den 1980er Jahren kurz vor Erscheinen von „The Future“. Was sich das Project nicht nehmen ließ, waren einige Klassiker wie „The Sound of Silence“oder „Scarboroug­h Fair“von Simon & Garfunkel zu spielen. Auch das, um Freunde und Bewunderer von Leonard Cohen wie den ebenfalls verstorben­en Joe Cocker oder Kris Kristoffer­son zu ehren.

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FOTO: SUSI DONNER „Oh what a Night!“– wie passend: Ladys Night (aus den 1970ern von Kool and the Gang) gab den extrem groovigen und coolen Sound für diese Performanc­e.
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FOTO: BABETTE CAESAR Thomas Schmolz, Jürgen Gutmann und Manuel Dempfle (von links) sind mit ihrem „Leonard-Cohen-Project“Zuschauerm­agnet.

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