Mehr Komfort fürs Skigebiet am Söllereck
Kur AG stellt Bahn-Investitionsprogramm vor – Kosten liegen bei etwa 40 Millionen Euro
OBERSTDORF - Vier neue Bergbahnen, eine moderne Beschneiungsanlage und eine Fußgängerbrücke: Die Oberstdorfer Kur- und Verkehrsbetriebe AG nimmt einen neuen Anlauf, das Skigebiet am Söllereck umfassend zu modernisieren. Vorsitzender Henrik Volpert stellte nun bei der Hauptversammlung im Oberstdorf-Haus den Aktionären einen „Masterplan“vor, wie er die Bergbahn in die Zukunft führen will. Kosten würde die umfassende Sanierung des Gebiets zwischen 30 und 40 Millionen Euro. Umgesetzt werden soll es in den Jahren 2019 bis 2022. Gestemmt werden könnten die Investitionen laut Volpert durch das Seilbahnförderprogramm der Staatsregierung und eine Kapitalerhöhung.
Das vorgelegte Modernisierungskonzept birgt eine Überraschung: Nicht dem Neubau des veralteten Höllwieslifts wird in dem Modernisierungskonzept die höchste Priorität eingeräumt, sondern der Söllereckbahn, der „jüngsten“Seilbahn in dem Gebiet. „Sie ist erst, aber eben auch schon 20 Jahre alt“, sagt Volpert. Zudem sei die Bahn damals in bestehende Tal- und Bergstationsgebäuden eingebaut worden, die noch älter sind. Das Hauptproblem sieht Volpert, der den Betrieb seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren gemeinsam mit einem Beratungsunternehmen unter die Lupe genommen hat, in der Position der Talstation. Zwischen Parkplatz und Einstieg in die Bergbahn liegt ein kräftezehrender Fußmarsch – ein großes Hindernis für ältere Menschen und Familien mit Kindern. Letztere sind die Zielgruppe des „Familienbergs“Söllereck. Zudem müssen viele Gäste die Bundesstraße überqueren, weil ein Teil der Parkflächen auf der anderen Seite der Fahrbahn liegt. Deshalb soll die neue Talstation an den Parkplätzen errichtet werden und die Bundesstraße überspannen. So können die Gäste direkt vom Parkplatz oder aus dem Bus in die Bahn einsteigen. Ein Komfort, den der Gast von heute erwartet, glaubt Volpert. Und ein wichtiger Schritt in Richtung Barrierefreiheit. Zudem soll eine Fußgängerbrücke über die B 19 errichtet werden.
Um das Gebiet an der bestehenden Talstation, wo sich KinderÜbungsparcours und Skischul-Hütten befinden, nicht abzuschneiden, soll die neue Bahn in zwei Sektionen gebaut werden. Wo heute die Gäste in die Söllereckbahn einsteigen, soll eine Durchgangsstation liegen, an der man aus- und zusteigen kann.
Aufs Kerngeschäft konzentrieren
Das Modernisierungskonzept ist auch Ergebnis einer neuen Unternehmensstrategie, die Volpert erarbeitet hat. „Wir sind ein Bergbahnbetreiber“, sagt Volpert. „Und die Söllereckbahn ist unsere Haupteinnahmequelle.“Deswegen wolle man sich künftig stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren. Dafür müsse man aber die veralteten Anlagen modernisieren, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende, Oberstdorfs Bürgermeister Laurent Mies: „Die Rahmenbedingungen sind optimal.“Auch eine neue Höllwiesbahn ist geplant. „Erhalten können wir den Höllwies nur, wenn wir ihn modernisieren und schneesicher machen“, sagt Volpert. Der mehr als 40 Jahre alte Schlepper soll abgerissen und durch eine Sechser-Sesselbahn auf der bestehenden Trasse ersetzt werden. Ein Prestige-Projekt wie eine KöpfleBahn, wie sein Vorgänger Josef Moser vorgesehen hatte, plant Volpert nicht. Zudem sollen die Pisten am Höllwies ebenso durchgängig beschneit werden wie am Schrattenwang. Dort ist eine neue Vierer-Sesselbahn geplant. Auch in der Wanne soll ein Vierer-Sessel entstehen.
Den Grundeigentümern, allein im Bereich Höllwieslift sind es 89, wurde das Konzept bereits vorgestellt. Finanziert werden soll das Millionenprojekt über eine Kapitalerhöhung. In diesem Zuge soll auch der Anteil der Gemeinde an der Gesellschaft unter 25 Prozent fallen. Das ist die Voraussetzung, dass das Seilbahnförderprogramm der Staatsregierung in vollem Umfang (35 Prozent) genutzt werden kann.
Von den Aktionären gab es bei der Hauptversammlung im OberstdorfHaus viel Lob. „Ich halte den Vorschlag für einen ganz großen Wurf“, sagte Aktionär Gustav Stempfle. Er habe aber wenig zur Finanzierung gehört. Auch Pius Geiger bezeichnete die Veränderung als „dringend notwendig“. Priorität habe, mit den Grundstückseignern einen Konsens zu finden. Dazu gebe es bereits einen Arbeitskreis, antwortete Volpert.