Nur beim Karriereende nicht synchron
Patrick Hausding und Sascha Klein gehen bei der WM ein allerletztes Mal im Turm-Synchronspringen an den Start
BUDAPEST (dpa/SID) - Etwa 8000mal haben sich Patrick Hausding und Sascha Klein gemeinsam aus zehn Metern in die Tiefe gestürzt – heute ist damit Schluss. Im Turm-Synchronspringen gehen die Ex-Weltmeister bei der WM in Budapest ein allerletztes Mal gemeinsam an den Start, es soll der krönende Abschluss einer Erfolgsära werden.
„Unser großes Ziel ist, noch mal aufs Podest zu springen. Wenn wir unsere Leistung abrufen, ist eine Medaille drin“, sagt Klein. Für den letzten Wettkampf seiner Karriere ist erstmals auch seine Ehefrau eingeflogen – mit Söhnchen Oskar. „Ich finde das total schön und freue mich. Das gibt mir eine extra Motivation“, sagt der Dresdner. Bereits am Mittwoch fliegt der elfmalige Europameister mit seiner Familie wieder nach Hause, für das Einzelspringen am Sonntag reicht seine Fitness nicht mehr.
Zusammen mit dem Olympiadritten Hausding stehen Kleins Chancen auf eine letzte Medaille gut. „Wir wissen, dass wir es drauf haben“, meint Klein. Zwölf Sprünge trennen den 31Jährigen noch vom Karriere-Abschluss – und dem Ende seiner Sportler-Ehe mit Hausding. In der stark besetzten Weltcupserie landeten die deutschen Vorspringer viermal auf dem zweiten Platz. Dass sie aufgrund von Verletzungen nur wenig zusammen trainieren konnten, ist für beide schon seit Jahren kein Problem mehr. „Wir haben so viel Erfahrung, kennen unser Programm ganz genau – das passt schon“, ist sich Hausding sicher. „Wir sind ein eingespieltes Team.“
Vom Ein-Meter-Brett, seiner Nebendisziplin, hatte Hausding am Sonntag die ersehnte erste Medaille für das deutsche Team knapp verpasst. Erst im sechsten und letzten Durchgang hatte ihn der um fünf Punkte bessere Italiener Giovanni Tocci in der Duna Aréna von Budapest noch vom Bronzerang gestoßen. „Ich bin persönliche Bestleistung in einem internationalen Wettbewerb gesprungen und habe keinen Fehler gemacht. Ich bin zufrieden“, sagte der Rekord-Europameister. „Mein Fokus liegt hier ganz klar auf dem Turm-Synchronspringen.“
Mit Klein harmonierte er von Beginn an unglaublich gut. Nur zwei Jahre nach dem ersten Wettkampf gewannen sie 2008 in Peking Olympia-Silber. 2013 düpierten die Deutschen bei der WM in Barcelona sogar die Chinesen und holten überraschend Gold. Das war zuvor noch keinem deutschen Duo gelungen. Bei Europameisterschaften gewannen beide neunmal in Folge den Titel – Rekord.
Über die Jahre sind Hausding und Klein Freunde geworden, nur deshalb hat sich Klein überhaupt überreden lassen, nach Olympia in Rio noch ein Jahr dranzuhängen. „Ein bisschen Wehmut spüre ich schon, ein paar Dinge werde ich vermissen“, sagt er. Allen voran natürlich seinen Synchronpartner Hausding. „Man konnte sich stets auf Patrick verlassen“, sagt er. Zwischen den beiden sei „eine krasse Bindung entstanden“. Bei Niederlagen habe keiner auf den anderen „eingehackt“. Hausding selber will bis Olympia 2020 in Tokio weiterspringen, allerdings nicht mehr vom Turm.
In Klein verliert der Deutsche Schwimm-Verband einen höchst eleganten Wasserspringer, der auch in großen Stresssituationen immer die Ruhe behielt. Er sei „eine Maschine“, schwärmte Hausding einmal über seinen Partner. Durch viele Verletzungen konnte Klein sein ganzes Talent aber nicht immer abrufen, dafür fehlte ihm das Trainingspensum, das zum Beispiel die Chinesen abspulen. Die Chinesen zeigen sich bei der WM in Budapest aber verwundbar, von den ersten drei Entscheidungen gewann die Wassersprung-Macht „nur“eine. Womöglich wird der Abschluss von Hausding/Klein sogar ein goldener.
Was danach kommt? Erst einmal viel gemeinsame Zeit mit der Familie. Beruflich sieht er einige Optionen. „Es gibt die Möglichkeit, als Trainer einzusteigen“, meint er. „Eventuell könnte ich auch Sozialpädagogik studieren, mit Kindern arbeiten.“Eine Entscheidung hat er noch nicht getroffen. „Nach der WM habe ich ein bisschen mehr Platz im Kopf.“