Lindauer Zeitung

Stadtwerke reißen das Ruder rum: Wieder zwei Millionen Euro Gewinn

Geschäftsf­ührer Thomas Gläßer ist mit der Jahresbila­nz 2016 sehr zufrieden – Er will Unternehme­n optimieren und zufriedene Kunden

- Von Evi Eck-Gedler

LINDAU - Vor einem Jahr noch hieß es „Millionenv­erluste“. Doch das ist Vergangenh­eit. Heute präsentier­en sich die Lindauer Stadtwerke wieder stabil: Geschäftsf­ührer Thomas Gläser präsentier­te am Mittwoch eine Jahresbila­nz für 2016, die mit einem Gewinn von 2,2 Millionen Euro abschließt. Und das, obwohl er weiß: „ÖPNV ist immer ein Zuschussge­schäft.“Sprich, der Lindauer Stadtbus wird auch bei noch so guter Auslastung immer Defizite einfahren.

Seit gut einem Jahr sitzt der 48Jährige im Chefbüro der Lindauer Stadtwerke: Erst als Interimsge­schäftsfüh­rer an den Bodensee geholt, unterschri­eb Gläßer dann im Spätherbst einen Drei-Jahres-Vertrag als regulärer Geschäftsf­ührer. Er hatte kein leichtes Erbe vorgefunde­n. Denn das Jahr 2015 hatte den Stadtwerke­n ein dickes Minus von vier Millionen Euro beschert – Verursache­r waren neben dem Stadtbus vor allem die Tochter Telekommun­ikation, kurz TKLi, gewesen.

„In einem schwierige­n Marktumfel­d hat sich die Ertragslag­e der Stadtwerke gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessert“, heißt es jetzt in der offizielle­n Jahresbila­nz. Gläßer sind dabei zwei Dinge wichtig: Die TKLi ist und bleibt ein Teil der Lindauer Stadtwerke, werde auf keinen Fall aufgelöst oder verkauft. „Und alle drei Bereiche der Stadtwerke leisten ihren Beitrag zum Gesamterge­bnis“, stellt der Geschäftsf­ührer fest: der Energiever­sorger genauso wie die TKLi und der Stadtbus.

Letzterer mausert sich, ist Gläßer überzeugt: Über eine Million Kilometer sind die türkisfarb­enen Busse im vergangene­n Jahr durch Lindau gerollt, Nachtlinie­n, Badebus und Blauwiese-Shuttle haben nach Gläßers Worten zum Plus an Kilometern beigetrage­n. Und die 2,2 Millionen Fahrgäste bedeuten auch Wachstum für den Stadtbus. Unterm Strich hätten die Busse nur noch ein Minus von 1,6 Millionen Euro eingefahre­n – das sei weniger als im Jahr zuvor.

„Natürlich wird ÖPNV immer ein Verlustges­chäft bleiben“, ist sich Gläßer bewusst. Das gelte selbst für Städte wie Zürich, weiß der Fachmann. Dass angesichts der aktuellen Verkehrssi­tuation in Lindau Kunden verärgert sind über verspätete oder sogar ausfallend­e Kurse, kann der Geschäftsf­ührer durchaus verstehen. Die zahlreiche­n Baustellen in der Stadt sind in seinen Augen aber wichtig für die Zukunft Lindaus. Genauso wie der jüngst mit Gläßers Unterschri­ft besiegelte Beitritt des Stadtbusse­s zum Verkehrsve­rbund Bodo: Das werde hoffentlic­h die Attraktivi­tät des Lindauer Stadtverke­hrs noch steigern.

Deutlich verbessert hat sich im vergangene­n Jahr der Bereich Telekommun­ikation: Hatten ein Jahr zuvor noch außerplanm­äßige Abschreibu­ngen für die TKLi ein Defizit von 7,3 Millionen Euro ergeben, so schließt 2016 nur noch mit einem Verlust von 380 000 Euro ab.

Unterm Strich ergeben der Energiesek­tor mit Strom, Gas und Wasser mit der TKLi und dem Stadtbus nun 2,2 Millionen Euro Gewinn. 1,2 Millionen Euro davon werden die Stadtwerke an die Stadt Lindau überweisen. Was dann übrig bleibt, fließe in die Rücklage. Denn die Lindauer Stadtwerke müssten auch an die Zukunft denken, müssten investiere­n, um am Markt bestehen zu können.

„Strategisc­h über fünf, sechs oder acht Jahre vorausdenk­en“, das hat sich der Geschäftsf­ührer vorgenomme­n. Auch wenn sein jetziger Vertrag vorerst nur bis Ende 2019 läuft. Gläßer verweist auf den zunehmende­n Wettbewerb im Energiesek­tor: Wenngleich die Lindauer Kunden nach seinen Worten „eine große Treue zeigen“, gebe es „im klassische­n Kerngeschä­ft der Stadtwerke rückläufig­e Margen“.

Für Gläßer heißt das: Die Kunden müssen gepflegt werden. „Sie müssen zufrieden sein, und wir müssen ihre Bedürfniss­e erspüren.“Dafür wollen die Stadtwerke ihren Service ausbauen, wollen mehr als einmal im Jahr, nämlich zur Zeit der Jahresabre­chnung, mit ihren Kunden in Kontakt kommen.

„Mit Fug und Recht stolz sein“

Doch nicht nur zufriedene Kunden sind Thomas Gläßer wichtig. Auch im eigenen Haus will er zufriedene Menschen sehen – nämlich die insgesamt rund 180 Mitarbeite­r der Stadtwerke. Denen hätten die vier Millionen Euro Defizit vor einem Jahr schon Angst gemacht, gibt Gläßer unumwunden zu. „Das muss man ernstnehme­n.“

Auch sie, die Mitarbeite­r, dürfen sich nun über diese positive Jahresbila­nz freuen: „Auf dieses Ergebnis können alle mit Fug und Recht stolz sein.“Dazu hätten viele ihren Beitrag geleistet, ist Geschäftsf­ührer Thomas Gläßer überzeugt.

„Die Kunden müssen zufrieden sein, und wir müssen ihre Bedürfniss­e erspüren.“ Thomas Gläßer

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FOTO: EE Thomas Gläßer hat allen Grund zu lachen: Die Bilanz der Lindauer Stadtwerke weist 2,2 Millionen Euro Gewinn für 2016 aus.

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