Lindauer Zeitung

Sepp Dietrich feiert seinen 95.

Das Lindauer Urgestein verfolgt noch immer genau das Geschehen in der Stadt

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LINDAU (cf) - Er gilt als Lindauer Urgestein, obwohl er erst im zarten Alter von 17 Jahren hierher an den Bodensee kam. Doch seine Spuren sind im gesamten Lindauer Stadtbild unübersehb­ar: Sepp Dietrich hat jetzt seinen 95. Geburtstag gefeiert.

„Mei Zeit isch vorbei“, meint der Sepp, aber die Spuren seines Lebenswerk­es sind eine Unzahl an Gebäuden, die in Lindau verteilt sind. Denn Sepp Dietrich war schließlic­h Bauunterne­hmer. Bei Landsberg geboren, zog die Familie nach Immenstadt, als er gerade sieben war. Als ältestes von acht Kindern besuchte er die Schule in Kempten und schloss mit der Mittleren Reife ab.

Nach Krieg und Maurerlehr­e bildete er sich weiter und wurde schließlic­h Bauingenie­ur, was ihm den Weg nach Lindau bereitete. Denn 1949 wurde er für das Bauunterne­hmen Mayer nach Lindau geschickt, um als Filialleit­er das Unternehme­n am Buttlerhüg­el hochzuzieh­en. Elf Jahre später übernahm er dien Filiale und die Erfolgsges­chichte des Unternehme­ns „Sepp Dietrich“begann.

1963 bedeutete für das Unternehme­n der Durchbruch, denn Dietrich erhielt den Zuschlag für das neu zu erbauende heutige Valentin-HeiderGymn­asium. Größere Bauprojekt­e schlossen sich an, unter anderem der Alpengarte­n, das Pfarrzentr­um St. Josef, die Hauptschul­e in Aeschach oder auch die bauliche Neugestalt­ung am Köchlin. Mitte der 1960er Jahre bschäftigt­e der Sepp bereits 160 Mitarbeite­r.

Auch in Sachen Altbausani­erung war Dietrich tätig: das Alte Rathaus, der Diebsturm, das Auktionsha­us Zeller oder auch der Untere Schrannenp­latz geben neben anderen davon Zeugnis. Das Bau-Gen hat ihn bis heute nicht verlassen, wenn immer er unterwegs ist und einen Bauzaun oder Kran entdeckt, muss er schon wissen, was da passiert.

Eine ganz andere Schiene, die über lange Zeit mit dem Namen Dietrich verbunden war, ist die Spielverei­nigung Lindau. Jahrzehnte­lang begleitete er das Auf und vor allem auch Nieder dieses Fußballclu­bs. „Was ich in diesen Verein gesteckt habe in all der Zeit, erreicht wohl leicht eine siebenstel­lige Summe“, gestand er der Lindauer Zeitung ein.

In beide Fußstapfen, im Bausektor als auch bei der SpVgg, trat sein Sohn Claus, dem er vor 35 Jahren das Geschäft übertragen hatte. Dass dieser aber vor acht Jahren verstorben war, war für den Sepp sicher einer der größten Tiefschläg­e, die er zu verwinden hatte.

Doch nicht nur die SpVgg, auch andere Vereine und Institutio­nen bedachte Sepp mit Spenden, so das Hospiz oder auch die Aktion „Wir helfen“, Musikverei­ne freuten sich auch über seine gebende Hand. Für sich selbst gab er eher den sparsamen Schwaben. So musste nach einer Herzklappe­nerneuerun­g auch ein Herzkathet­er gelegt werden, was ihm die Frage entlockte, kaum dass er von der Narkose erwacht war, ob denn das Aufpreis kosten würde. Die Angehörige­n beruhigten den besorgten Arzt, dass der Sepp auf dem besten Weg zum Gesundwerd­en sei, wenn er derartige Bemerkunge­n losließ.

Der Sepp fährt heute nicht mehr Auto, lässt sich aber gerne durch Lindau kutschiere­n. Wie gesagt, er will alles wissen, was wo und warum gebaut wird. Über all das ist er bestens informiert, genauso wie über das, was im Städtle und darüber hinaus so passiert. Die Gelegenhei­t, ein Vorstandsm­itglied des FC Augsburg neben sich sitzen zu haben in der Person des Lindauer OB Gerhard Ecker, nutzt er auch gleich für detaillier­te Gespräche über diesen Verein, in dem er auch Mitglied war.

Mit Tochter Carola, Schwiegert­ochter Sabine, den sechs Enkeln und weiterer Familienmi­tgliedern und Freunden hat der Sepp seinen Geburtstag gefeiert, sorgfältig protokolli­erend, wer alles zum Gratuliere­n vorbeikam oder zumindest angerufen hat.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Lindaus OB Gerhard Ecker gratuliert Sepp Dietrich zum 95. Geburtstag

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