Empörung über Documenta-Performance
„Auschwitz on the Beach“kritisiert die europäische Migrationspolitik
KASSEL/MÜNCHEN (epd) - Die geplante Performance „Auschwitz on the Beach“auf der Documenta in Kassel sorgt für heftige Empörung. Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sprach von einer „verantwortungslosen Relativierung des Holocaust“. Zwar sei es wichtig, auf die Not der Flüchtlinge hinzuweisen, die Aufführung sei jedoch eine „groteske Inszenierung“und dürfe nicht stattfinden, erklärte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Die Performance soll aus Sicht der Initiatoren das Flüchtlingselend im Mittelmeer thematisieren.
Ähnlich äußerte sich der Leiter der Informationsstelle Antisemitismus in Kassel, Martin Sehmisch. Die Documenta relativiere mit dieser Ankündigung die nationalsozialistische Judenverfolgung, sagte Sehmisch der „Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen“. Er hoffe auf ein Einsehen der Documenta, dass dies keine gute Idee sei.
In der Ankündigung der Documenta bezichtigt der italienische Autor und Radiogründer Franco Bifo Berardi die Europäer, „Konzentrationslager“auf ihren eigenen Territorien einzurichten und „Gauleiter“in der Türkei, Libyen und Ägypten dafür zu bezahlen, die „Drecksarbeit“ entlang ihrer Küsten zu erledigen. „Das Salzwasser hat mittlerweile Zyklon B ersetzt“, heißt es unter anderem. Berardi rechtfertigte in einer von der Documenta verbreiteten Stellungnahme seine Wortwahl mit der Begründung, dass Auschwitz der Name dessen sei, was gänzlich unmenschlich und inakzeptabel in der Geschichte der Menschheit sei. Er habe lange gezögert, solche Worte zu schreiben. „Am Ende entschied ich, dass wir sagen müssen, was wir sehen: Das Unmenschliche ist zurück“, sagte Berardi.
Nach Auskunft der Documenta soll die Veranstaltung wie geplant am 24. und 26. August stattfinden.