Kinder tauchen mit Punkten in Klees Welt ein
Beim Kinderferienprogramm erforschen sie, was man aus Punkten alles machen kann
LINDAU (cf) - „Ein Punkt geht auf Reisen“– nach diesem Motto sind die Kinder in die Welt Paul Klees eingestiegen, die im Stadtmuseum das Angebot der Ferienaktion nutzten, um sich künstlerisch zu betätigen. Unter der Anleitung von Mireille Baumberger tauchten sie unter anderem in die Welt des Pointilismus ein und erforschten, was sich mit Punkten alles bewerkstelligen lässt.
„Die bildnerische Form überhaupt beginnt beim Punkt, der sich in Bewegung setzt“lautet ein Satz Paul Klees, der im Kindermalatelier im Obergeschoss des Cavazzen hängt. Getreu dieses Mottos experimentierten die sieben Mädchen und zwei Jungs gleich und setzten mit Zucchini- und Kartoffelhälften oder auch mit Schwämmchen einen farbigen Punkt aufs Papier, ließen teilweise die Farben laufen und gaben ihnen beispielsweise ein Gesicht. Abschließend mit Namen versehen nahmen sie diese Visitenkarten mit, als es nach unten in die Ausstellung ging.
Zuvor erfuhren sie von Mireille Baumberger aber noch einiges aus dem Leben und dem künstlerischen Herangehen Paul Klees. Sie selbst stammt aus der Stadt, in der Klee heranwuchs, nämlich Bern. Da mischte sie gerne auch ihren ursprünglichen Dialekt mit darunter, den die Kinder aber nur teilweise verstanden. Solidarisch stimmten ein paar eifrig zu, als sie erfuhren, dass Klee nur ungern in die Schule gegangen sei. Ebenso gestanden die eine und andere ein, wie Klee die Schulhefte mit eigenen Zeichnungen zu verzieren, was sicher nicht jedem Lehrer gefallen dürfte. Baumberger erzählte ihnen auch von der weiteren Hochbegabung Klees, was sein Geigenspiel betraf. Die Tatsache, dass Klee ungefähr in dem Alter, in dem sie sich selbst befanden, schon in einem großen Orchester mitspielte, erschien ihnen fast unbegreiflich.
Nun, Klee entschied sich bekanntlich für die Malerei als weitere Ausbildung und arbeitete nicht nur mit Punkten, sondern auch mit Formen. Baumberger hatte verschiedene Formen aus weißem Karton vorbereitet: Kreise, Halbmonde und Mondsicheln, ebenso Zickzacklinien, Quadrate und Rechtecke. All diese ordneten sie spontan zu. So wurde der Kreis zur Sonne und zum Mond, Halbkreise wurden zu Halbmonden oder Augen, Quadrate zu Rastern, wenn sie vermehrt auftreten. Dreiecke könne man für Dächer oder Pyramiden nehmen, fanden sie.
Auch die Erwachsenen lauschen mit
In der Ausstellung angekommen, wurden sie von Mireille Baumberger zu ausgewählten Bildern geführt, in denen sie ihre Formen wiederentdecken konnten. Dementsprechend legten sie ihre Karten davor ab, zum Erstaunen der vielen Ausstellungsbesucher, die teils erfreut darüber, dass auch Kinder sich für Kunst begeistern, teils staunend die kleine Gruppe beobachteten – Baumbergers Erklärungen aber gespannt mitlauschten.
Von den Bildern inspiriert, verschwanden die kleinen Künstler wieder nach oben und begannen sofort selbst mit Malen. Dabei gab es welche, die ihre eigenen Ideen schon im Kopf hatten, andere malten nach Vorlage Klees, als Favorit entpuppte sich das Kamel, das sie in der Ausstellung zweimal sahen, einmal in Form eines Bildes, das andere als Plüschtier, das aus einem Säckchen Baumbergers zum Vorschein kam. Egal welches Motiv zu Papier gebracht wurde, alles entstand aus Punkten. Hoch konzentriert gingen die kleinen Künstler an ihr Werk. Mireille Baumberger blieb eigentlich nur, weitere Anregungen zu geben.
Damit ja keine Langeweile aufkam, gab Baumberger als weiteres Material, auf dem gemalt werden konnte, kleine Rupfenstücke aus, die auf Karton gespannt waren. Denn auch Klee malte darauf gerne. Hier konnten die Kinder mit Pastellkreiden und Gouachefarben in die Welt der anderen Formen jenseits des Punktes eintauchen. So entstanden dann Bilder mit grafischen Momenten, den geometrischen Formen geschuldet, aber auch sie wurden mit farbigen Punkten umringt und verziert.
Die jungen Künstler waren so vertieft in ihre Arbeit, dass sie die vorüberstreichende Zeit nicht bemerkten und am Schluss das Problem hatten, ihre Werke rechtzeitig trocken zu bekommen. Denn schließlich wollten sie diese ja auch mitnehmen als Andenken an ihren Ausflug in die Welt Paul Klees.