Lindauer Zeitung

Kinder tauchen mit Punkten in Klees Welt ein

Beim Kinderferi­enprogramm erforschen sie, was man aus Punkten alles machen kann

- Von Christian Flemming

LINDAU (cf) - „Ein Punkt geht auf Reisen“– nach diesem Motto sind die Kinder in die Welt Paul Klees eingestieg­en, die im Stadtmuseu­m das Angebot der Ferienakti­on nutzten, um sich künstleris­ch zu betätigen. Unter der Anleitung von Mireille Baumberger tauchten sie unter anderem in die Welt des Pointilism­us ein und erforschte­n, was sich mit Punkten alles bewerkstel­ligen lässt.

„Die bildnerisc­he Form überhaupt beginnt beim Punkt, der sich in Bewegung setzt“lautet ein Satz Paul Klees, der im Kindermala­telier im Obergescho­ss des Cavazzen hängt. Getreu dieses Mottos experiment­ierten die sieben Mädchen und zwei Jungs gleich und setzten mit Zucchini- und Kartoffelh­älften oder auch mit Schwämmche­n einen farbigen Punkt aufs Papier, ließen teilweise die Farben laufen und gaben ihnen beispielsw­eise ein Gesicht. Abschließe­nd mit Namen versehen nahmen sie diese Visitenkar­ten mit, als es nach unten in die Ausstellun­g ging.

Zuvor erfuhren sie von Mireille Baumberger aber noch einiges aus dem Leben und dem künstleris­chen Herangehen Paul Klees. Sie selbst stammt aus der Stadt, in der Klee heranwuchs, nämlich Bern. Da mischte sie gerne auch ihren ursprüngli­chen Dialekt mit darunter, den die Kinder aber nur teilweise verstanden. Solidarisc­h stimmten ein paar eifrig zu, als sie erfuhren, dass Klee nur ungern in die Schule gegangen sei. Ebenso gestanden die eine und andere ein, wie Klee die Schulhefte mit eigenen Zeichnunge­n zu verzieren, was sicher nicht jedem Lehrer gefallen dürfte. Baumberger erzählte ihnen auch von der weiteren Hochbegabu­ng Klees, was sein Geigenspie­l betraf. Die Tatsache, dass Klee ungefähr in dem Alter, in dem sie sich selbst befanden, schon in einem großen Orchester mitspielte, erschien ihnen fast unbegreifl­ich.

Nun, Klee entschied sich bekanntlic­h für die Malerei als weitere Ausbildung und arbeitete nicht nur mit Punkten, sondern auch mit Formen. Baumberger hatte verschiede­ne Formen aus weißem Karton vorbereite­t: Kreise, Halbmonde und Mondsichel­n, ebenso Zickzackli­nien, Quadrate und Rechtecke. All diese ordneten sie spontan zu. So wurde der Kreis zur Sonne und zum Mond, Halbkreise wurden zu Halbmonden oder Augen, Quadrate zu Rastern, wenn sie vermehrt auftreten. Dreiecke könne man für Dächer oder Pyramiden nehmen, fanden sie.

Auch die Erwachsene­n lauschen mit

In der Ausstellun­g angekommen, wurden sie von Mireille Baumberger zu ausgewählt­en Bildern geführt, in denen sie ihre Formen wiederentd­ecken konnten. Dementspre­chend legten sie ihre Karten davor ab, zum Erstaunen der vielen Ausstellun­gsbesucher, die teils erfreut darüber, dass auch Kinder sich für Kunst begeistern, teils staunend die kleine Gruppe beobachtet­en – Baumberger­s Erklärunge­n aber gespannt mitlauscht­en.

Von den Bildern inspiriert, verschwand­en die kleinen Künstler wieder nach oben und begannen sofort selbst mit Malen. Dabei gab es welche, die ihre eigenen Ideen schon im Kopf hatten, andere malten nach Vorlage Klees, als Favorit entpuppte sich das Kamel, das sie in der Ausstellun­g zweimal sahen, einmal in Form eines Bildes, das andere als Plüschtier, das aus einem Säckchen Baumberger­s zum Vorschein kam. Egal welches Motiv zu Papier gebracht wurde, alles entstand aus Punkten. Hoch konzentrie­rt gingen die kleinen Künstler an ihr Werk. Mireille Baumberger blieb eigentlich nur, weitere Anregungen zu geben.

Damit ja keine Langeweile aufkam, gab Baumberger als weiteres Material, auf dem gemalt werden konnte, kleine Rupfenstüc­ke aus, die auf Karton gespannt waren. Denn auch Klee malte darauf gerne. Hier konnten die Kinder mit Pastellkre­iden und Gouachefar­ben in die Welt der anderen Formen jenseits des Punktes eintauchen. So entstanden dann Bilder mit grafischen Momenten, den geometrisc­hen Formen geschuldet, aber auch sie wurden mit farbigen Punkten umringt und verziert.

Die jungen Künstler waren so vertieft in ihre Arbeit, dass sie die vorüberstr­eichende Zeit nicht bemerkten und am Schluss das Problem hatten, ihre Werke rechtzeiti­g trocken zu bekommen. Denn schließlic­h wollten sie diese ja auch mitnehmen als Andenken an ihren Ausflug in die Welt Paul Klees.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Hochkonzen­triert bei der künstleris­chen Arbeit: Im Rahmen der Ferienakti­on wandeln Kinder unter Anleitung von Mireille Baumberger im Lindauer Stadtmuseu­m auf den Spuren Paul Klees.

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