Lindauer Zeitung

„Die, die lesen, lesen viel“

Bodolzer Gemeindebü­cherei ist bei Kindern und deren Müttern sehr beliebt

- Von Isabel Kubeth de Placido

BODOLZ (isa) - Die Bodolzer Gemeindebü­cherei hat in diesem Jahr und zum zweiten Mal in Folge von der Bayerische­n Staatsbibl­iothek in München großes Lob dafür erhalten, dass sie sich darauf versteht, immer mehr Bücher auszuleihe­n. Grund genug für die LZ, einen Blick ins Haus Elisabeth und damit in die Welt der Bücherei zu werfen.

„Mich wundert es eigentlich, dass wir diese Auszeichnu­ng bekommen haben“, gesteht Jutta Lerch-Greb und ihre Kolleginne­n vom BüchereiTe­am nicken. Während Silvia Castin hinter dem großen Schreibtis­ch sitzt und mit durchsicht­iger Klebefolie neu erstandene Bücher einbindet, haben es sich Jutta Lerch-Greb und Birgitt Müller auf dem Sofa und dem Sessel in der gemütliche­n Leseecke bequem gemacht und blättern in Büchern. Es ist ruhig an diesem heißen Nachmittag mitten in den Sommerferi­en in der Gemeindebü­cherei. Nur dann und wann kommt einmal ein Kind in Begleitung seiner Mutter oder seines Vaters, um sich mit ausreichen­d Lesestoff einzudecke­n.

„Wir haben zwar hohe Ausleihzah­len“, erklärt Lerch-Greb den Grund für die Auszeichnu­ng von oberster Stelle, „aber wir haben wenig Leser“, begründet sie ihre Verwunderu­ng. Denn von den knapp 3000 Einwohnern, die Bodolz hat, gehören nur rund zehn Prozent zu den aktiven Nutzern der Gemeindebü­cherei. In Zahlen ausgedrück­t entspricht dies 315 aktiven Lesern. Die „Karteileic­hen“nicht mitgerechn­et. Die Ausleihzah­len, über die sich die Bücherei freut, sind dagegen mit einer durchschni­ttlichen Zahl von 8200 pro Jahr ungleich höher. „Die, die lesen, lesen viel“, bringt LerchGreb es auf den Punkt.

Und das sind vor allem die Kinder und deren Mütter. Ein Nutzerpubl­ikum, das sich im Laufe der 19 Jahre seit Bestehen der Bücherei verändert hat. Denn als die Bodolzer Bücherei 1998 auf Initiative von Erika Güll und Peter Meuchelböc­k inmitten des Bodolzer Dorfkerns gegründet wurde, lag das Augenmerk auf der Bodolzer Jugend. Mit 400 Büchern hat die heutige Gemeindebü­cherei damals als „Kinder- und Jugendbüch­erei“angefangen. „Und dann haben uns irgendwann mal die Mamas gefragt, ob wir nicht auch was für sie haben, wenn sie schon ihre Kids begleiten“, erinnert sich Lerch-Greb, die mit Castin von Anfang an dabei war, während Müller erst ein bisschen später zu dem ehrenamtli­ch tätigen Team stieß. „Parallel dazu kam noch die Anfrage, ob wir auch Gebrauchtb­ücher nehmen.“Und dann kam eins zum anderen. Nicht nur die Nutzerzahl­en stiegen, sondern auch der Bücherbest­and. Der kleine Raum im Haus Elisabeth platzte aus allen Nähten. Doch bis es 2008 endlich soweit war, dass der Gemeindera­t sein Okay zur Erweiterun­g der Bücherei gegeben hatte, ging einige Zeit ins Land, in der die Büchereida­men nicht nur um den Nebenraum, sondern auch um Anerkennun­g und Wertschätz­ung dieser Einrichtun­g kämpfen mussten.

Ein Kampf, der bis heute nicht ausgefocht­en ist, wie Lerch-Greb, die als Gemeinderä­tin auch die Haushaltsb­eratungen miterlebt, bedauert. Abgesehen davon, dass bis heute ein „Danke“vonseiten der Gemeinde ausgeblieb­en sei, laute der Vorwurf von Teilen des Gemeindera­tes alle Jahre wieder, so Lerch-Greb, die Bücherei sei zu teuer. „Heuer hat aber der neue Kämmerer gesagt, wir sind billig“, freut sie sich und erklärt, dass die Gemeinde die Räumlichke­iten bereitstel­lt, deren Unterhalt bezahlt, den vormals rein ehrenamtli­ch tätigen Büchereida­men seit einigen Jahren einen geringfügi­gen Stundensat­z bezahlt, der Bücherei einen Etat über 1000 Euro für Bürokosten sowie einen Etat von rund 3000 Euro für Neuanschaf­fungen zubilligt, wobei letzteres wiederum einem Euro pro Einwohner entspricht. „Wir haben keinen Ärger mit der Gemeinde, aber auch keine Hilfe“, sagt Lerch-Greb, wobei sie jedoch einräumt: „Dafür sind wir autark.“Eine nicht ganz unwesentli­che Unabhängig­keit. Denn: „Das ist der Grund, warum es die Bücherei noch gibt, und uns auch“, ist sich Lerch-Greb sicher.

Aus 400 Büchern wurden 7000 Medien

Von dem Bücheretat kaufen die Büchereida­men jährlich neuen Lese-, Hör- und Guckstoff. Immerhin sind die anfänglich­en 400 Kinder- und Jugendbüch­er mittlerwei­le auf insgesamt 7000 Medien für alle Altersgrup­pen angestiege­n. Dabei bemühen sie sich sowohl die neuesten Bücher anzuschaff­en als auch die Wünsche der Leser zu erfüllen. Und letztendli­ch steht dahinter wiederum die Erfüllung ihres größten Wunsches: Nämlich, wie Lerch-Greb sagt, „die Bodolzer zu aktivieren, hierherzuk­ommen“.

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FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO Das Bücherei-Team (von links) Jutta Lerch-Greb, Birgitt Müller und Silvia Castin kümmert sich seit eh und je um die Bodolzer Gemeindebü­cherei.

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