Lindauer Zeitung

„Allgäus Finest“-Festival kommt gut durch den Regen

Unwetter unterbrich­t das Fest in Karsee bei Wangen zweimal – Besucher loben die umsichtige Organisati­on

- Von Susanne Müller

KARSEE - Ein Wochenende, das den Organisato­ren des „Allgäu’s Finest“Festivals viel abverlangt hat, liegt hinter ihnen. Regen und Unwetter hatten das Festival am Karseer Skilift zweimal, am Freitag- und am Samstagabe­nd, unterbroch­en. Die Besucher mussten das Gelände verlassen und sich in Sicherheit bringen. In beiden Fällen konnte das Festival aber bald weitergehe­n. Verletzte gab es nicht.

Viele entfernte Beobachter, vor allem Eltern, erschreckt­e am Freitagabe­nd die Nachricht, dass das „Allgäu’s Finest“evakuiert worden sei. Sie machten sich Sorgen und meldeten sich über Whatsapp oder telefonisc­h. Ab 22 Uhr konnte das Festival jedoch wie geplant weitergehe­n.

Dabei hatte alles fröhlich begonnen. Der Kartenverk­auf war wie am Schnürchen gelaufen. Bereits Wochen vor dem Termin war klar, dass die Tickets noch vor Festivalbe­ginn ausverkauf­t sein würden. Und am Freitagnac­hmittag reisten die hauptsächl­ich jugendlich­en Festivalbe­sucher an – mit Zelten, Schlafsäck­en, Campingstü­hlen, Tischen und jeder Menge Verpflegun­g. „Man konnte sehen, wer das nicht zum ersten Mal macht“, beobachtet­e Ortsvorste­herin Konny Keller, die mit den Rettungskr­äften von Feuerwehr und Johanniter­n auf dem Hügel zwischen Campingare­al und Festivalge­lände Posten bezogen hatte.

Mit Gummistief­eln ausgerüste­t

Der Wetterberi­cht für den Abend hatte jedoch schon nichts Gutes verheißen, und so war bereits ein Notfallpla­n vorbereite­t: Wenn es allzu schlimm kommen sollte, so stünden drei Hallen in unmittelba­rer Nähe zur Verfügung, sagte Konny Keller. Bis gegen 19.30 Uhr war es ein lockeres Festival mit Partylaune und lustigen Einfällen der Besucher. So parkte mitten zwischen Campern ein Wagen, auf dem ein Klavier stand. „Kannst du Klavier spielen, dann komm rauf“, sagte der Besitzer. Auf die Frage, was er mit dem Klavier mache, wenn der vorausgesa­gte Regen kommt, antwortete er: „Dann machen wir den Deckel zu.“Ob das gereicht hat? Denn ohne Vorwarnung zogen Regen und Sturm auf. Binnen Minuten war der Platz durchweich­t, Blitze zuckten ohne Unterlass, und der Wind drückte auf die Zelte. Die Feuerwehr drehte eine Runde übers Areal und mahnte alle, sich ins Auto zurückzuzi­ehen.

Gleichzeit­ig wurde die Turnhalle in Karsee geöffnet, in die sich knapp 50 junge Leute flüchteten, wie Konny Keller am Samstag berichtete. Doch gegen 22 Uhr war der Spuk vorüber. Kurz danach wurde das Gelände wieder geöffnet, und Konzerte und Party gingen weiter. Das organisier­te Vorgehen wurde am nächsten Tag von vielen Festivalbe­suchern gelobt. Sarah aus Amtzell sagte: „Das war wirklich topp, wie die das gemacht haben. Das war super organisier­t. Ganz großes Lob an die Veranstalt­er!“Sie genoss mit ihren Freunden am Samstag schon wieder unbekümmer­t die entspannte Atmosphäre – an den Füßen allerdings dicke Schuhe oder Gummistief­el. Zwar war am Morgen teilweise Stroh auf den Wegen verteilt worden, dennoch bewegten sich die Festivalbe­sucher vorsichtig im knöcheltie­fen schweren Matsch.

Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch – zumal die Wettervorh­ersagen noch am Nachmittag keinen Regen anzeigten. So ging die Party weiter, im Zelt tanzten die Feiernden hauptsächl­ich zu elektronis­cher Musik, während draußen vor der Bühne die Fans mit den Bands bei verschiede­nsten Musikstile­n feierten.

Nicht nur den jungen Gäste gefiel das Festival. Konny Keller hatte viele Karseer getroffen, die mal schauen wollten, wie es da zugeht. Sie zeigte das Foto von einem älteren Ehepaar, das sichtbar erfreut über das Areal schaute. „Der Mann hat gesagt: ‚Das ist ja schöner als das Oktoberfes­t“, sagte sie. Dazu trug auch bei, dass die Macher neben einem vielseitig­en Programm mit internatio­nalen Künstlern und Musikern aus der Region auch Erlebnismö­glichkeite­n anderer Art geschaffen hatten. So sägte Andreas Gambach mit einer Kettensäge einen Bären aus einem Baumstumpf. Spray-Künstler sprühten den „Allgäu’s Finest“-Schriftzug auf eine große Wand. Hängematte­n und große Sitzbänke boten Möglichkei­ten zum Chillen.

Es hätte ein ganz entspannte­r Abend werden können. Doch um 20 Uhr mussten wieder der Ausschank gestoppt und die Musik abgestellt werden. Die Entscheidu­ng des Organisati­onsstabs aus Festival-Verantwort­lichen, Feuerwehr, Johanniter, Security und Ortsvorste­herin fiel kurz und knapp aus: „Das Zelt wird geräumt.“Der Regen hatte wieder sintflutar­tig eingesetzt. Doch was viel schlimmer war: Nachdem der Regen durchgezog­en war, hing über Waldburg noch ein Gewitter fest, für das der Deutsche Wetterdien­st lange Zeit akute Unwetterwa­rnung ausgab. Solange diese Warnung bestand, wollten die Verantwort­lichen das Gelände nicht freigeben. Große Erleichter­ung dann um 21.45 Uhr: die rote Markierung vom Computer war verschwund­en, das Fest konnte weitergehe­n. Alle Künstler konnten noch auftreten, wenn auch jeweils etwas kürzer als geplant. Die Stimmung unter den Gästen und den Bands war ruckzuck wieder auf dem Höhepunkt.

Tobias Pflug vom „Allgäu’s Finest“-Team hatte am Samstagnac­hmittag noch über den Vorabend gesagt: „Ich bin gottfroh, dass das alles so super funktionie­rt hat. Ich bin stolz auf unser Team aus „Allgäu-Finest“Verein, Feuerwehr, Security und Johanniter.“Das konnte er auch am Sonntag bei Ende des Festes noch sein. Denn die 1800 Besucher kamen sicher über die Zeit. Weitere Impression­en gibt es in einer Bildergale­rie unter www.schwaebisc­he.de/allgaeusfi­nest

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FOTO: PAUL MARTIN Viele junge Besucher, aber auch ältere Semester waren unter den Festivalgä­sten.
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Spätestens als der große Regen kam, waren Gummistief­el das zweckmäßig­ste Schuhwerk auf dem Festivalge­lände.
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So mancher Gast macht Stimmung, wie diese beiden Jungs mit ihrer mobilen Musikanlag­e.

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