Lindauer Zeitung

Lindauer Blick auf Lenins Imperialis­mus-Studie

Wladislaw Hedeler stellt im Köchlin seine aktuelle Neuausgabe vor

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LINDAU (lz) - Unverblend­et und unromantis­ch hat Wladislaw Hedeler auf Einladung der Bunten Liste Lindau und der Linken im Landkreis seine 2016 erschienen­e Neuauflage von Wladimir Iljitsch Lenins „Der Imperialis­mus als höchstes Stadium des Kapitalism­us“im Landgastho­f Köchlin vorgestell­t, wie es in einer Pressemitt­eilung heißt.

Die beiden Autoren Wladislaw Hedeler und Volker Külow, beides Doktoren der Philosophi­e, Historiker und Publiziste­n, wollten Lenins im Schweizer Exil 1916 entstanden­es Werk auch mit Blick auf den 100. Jahrestag der russischen Revolution 1917 genauer untersuche­n und tauchten dabei laut Mitteilung tief in die Imperialis­mus-Forschung ein. Die Öffnung der russischen Archive in den 1990er Jahren und die Tatsache, dass Hedeler die russische Sprache perfekt beherrscht, waren weitere Anstöße, für die kritische Neuausgabe, die den neusten Forschungs­stand spiegelt. „Wir verstehen unser Buchprojek­t als Teil des von Linken unternomme­nen Versuchs, Lenin erneut und frei von ideologisc­hen Vorgaben und Schablonen zu lesen. Wir waren nicht die ersten und sind auch nicht die letzten, die mit einem derartigen Versuch angetreten sind“, beschrieb Wladislaw Hedeler laut Mitteilung die Beweggründ­e zum Projekt.

Im Buch würden Fragen formuliert, aber nicht beantworte­t. „Leider fehlt bis zum heutigen Tag eine Wortmeldun­g von Wirtschaft­shistorike­rn oder Politökono­men zu den von Lenin ausgewerte­ten und im Buch erstmals ausführlic­h vorgestell­ten Quellen“, so Hedeler in der Pressemitt­eilung.

Lenin habe, so der Autor, den imperialis­tischen Zerfall in einer Schärfe beobachtet und dargestell­t, den er bei der heutigen Informatio­nsflut oft schmerzlic­h vermisse. Lenin erkläre mehr über die Krisenregi­onen der Welt als viele der heutigen Reportagen und Berichters­tattungen. Die Frage, warum trotz alledem die bürgerlich­en Revolution­en nicht weltweit in eine überzeugen­de sozialisti­sche Revolution übergeleit­et werden konnten, bleibt aber laut Pressemitt­eilung auch in Lindau unbeantwor­tet.

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FOTO: PRIVAT Wladislaw Hedeler (links) hält im Köchlin einen Vortrag. Neben ihm sitzt Karl Schweizer.

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