Käufer für Alno gesucht
Insolvenzverwalter Martin Hörmann will bis Ende September einen neuen Investor für den Küchenbauer finden
PFULLENDORF (ben) - Nach dem Übergang in ein reguläres Verfahren will Alno-Insolvenzverwalter Martin Hörmann möglichst bis Ende September einen neuen Investor finden. „Mein Ziel ist es, Ruhe in das Unternehmen zu bringen“, sagte Hörmann im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Der auf Insolvenzen spezialisierte Anwalt bestätigte massive Probleme mit fehlenden Küchenbauteilen, die zuletzt für erheblichen Ärger bei den Kunden gesorgt hätten.
PFULLENDORF - Der Machtkampf zwischen alten Chefs und neuen Besitzern von Alno ist entschieden – zumindest wenn es um die Macht bei dem Traditionsunternehmen mit Sitz in Pfullendorf (Landkreis Sigmaringen) geht. Denn mit dem Wechsel von einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu einer Regelinsolvenz hat nach dem früheren Vorstand um die ehemalige Finanzchefin Ipek Demirtas nun auch die bosnische Unternehmerfamilie Hastor, die 2016 über ihre Beteiligungsgesellschaft Tahoe bei Alno eingestiegen ist, jede Einflussmöglichkeit verloren.
„Das Unternehmen gehört mit der Insolvenz den Gläubigern“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Martin Hörmann der „Schwäbischen Zeitung“. Der Partner der auf Insolvenzrecht spezialisierten Kanzlei, Anchorage, ist der neue starke Mann in Pfullendorf, seit der von Tahoe installierte Alno-Vorstand in der vergangenen Woche seinen Antrag auf Eigenverwaltung zurückzog und die Macht an Hörmann abgab. Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung bleibt das alte Management im Amt und versucht, in Abstimmung mit einem Sachwalter bei Gericht den vorgelegten Insolvenzplan abzuarbeiten, um das Unternehmen zu sanieren.
Die Kontrolle hat nun Martin Hörmann – und der lässt keinen Zweifel daran, worum es ihm geht. „Wir müssen nun jemanden finden, der sich für das Unternehmen interessiert“, erläutert Hörmann. „Wer nun für die Gläubiger das attraktivste Angebot abgibt, der bekommt den Zuschlag – und damit Alno.“Die wichtigsten Gläubiger, die im Gläubigerausschuss darüber befinden, sind die Lieferanten, die Agentur für Arbeit als Geldgeber für das Insolvenzgeld der Mitarbeiter, der Pensionssicherungsverein und die Anleihegläubiger, die zwei Alno-Anleihen in Höhe von rund 60 Millionen Euro gezeichnet haben. Tahoe und First Epa sind an der Entscheidung aller Voraussicht nach nicht beteiligt: Die Kontrahenten halten zwar ebenfalls Forderungen gegenüber Alno, diese sind aber wohl als nachrangig zu betrachten.
Kunden verlieren das Vertrauen
Sowohl First Epa, als auch Tahoe stehe es frei, sich an dem Bieterprozess zu beteiligen – aber für Alno sei anderes viel wichtiger, sagt Hörmann und fügt hinzu: „Mein Ziel ist es, Ruhe in das Unternehmen zu bringen, es zu stabilisieren, damit Alno wieder interessant wird für Investoren.“Zurzeit ist die Situation nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“aus Kundenkreisen immer noch sehr kritisch. Weil das Unternehmen seit Anfang des Jahres kaum eine Küche ohne fehlende Teile ausgeliefert hat, haben die wichtigsten Kunden das Vertrauen verloren.
Dieses verlorene Vertrauen war nach Informationen aus Unternehmenskreisen auch einer der Gründe, warum Tahoe den Antrag auf Eigenverwaltung zurückgezogen und die Macht an Hörmann abgegeben hat: Immer wieder haben Kunden signalisiert, dass sie nicht gewillt seien, mit Tahoe und den Hastors zusammenzuarbeiten. Der Grund für das Misstrauen liegt nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“aus Gewerkschaftskreisen auch darin, dass Tahoe seit Langem überfällige Restrukturierungsmaßnahmen angegangen ist, dabei aber zuweilen die rauen Methoden der Autoindustrie, in der die Hastors mit dem Zulieferer Prevent aktiv sind, auf die viel sensibler reagierende Möbelindustrie übertragen hat. Als dann Lieferanten absprangen, Alno fehlerhafte Küchen auslieferte, haben viele Kunden das an den Hastors festgemacht.
Die nächsten Wochen entscheiden über das Schicksal von Alno. Sie entscheiden darüber, ob der Küchenbauer seine Produktion wieder in den Griff bekommt, das Vertrauen der Kunden gewinnt und einen Investor findet. „Wir hoffen, in Kürze einen oder mehrere Investoren zu finden. Bis Ende September werden die Löhne und Gehälter über das Insolvenzgeld bezahlt“, sagt Hörmann. „Anschließend muss das Unternehmen sie aus eigener Kraft erwirtschaften.“