Linke will „sozialer Oppositionsführer“bleiben
Partei erwartet keine komfortable Lage im Bundestag
BERLIN (dpa) - Sahra Wagenknecht wirkt auf der Wahlparty der Linken mit sich im Reinen. Die Schuld am Erfolg der AfD sieht die Spitzenkandidatin vor allem bei Union und SPD: „Das sind die Mütter und Väter der AfD.“„Hoffentlich kommt wenigstens bei der SPD der Warnschuss an“, sagt Wagenknecht weiter. „Es wäre super, wenn sie in die Opposition gehen und sich da mal regenerieren.“
Dieses Anliegen dürfte in Erfüllung gehen – doch für die Linke wird es so in den kommenden vier Jahren nicht leichter. Bisher war sie Oppositionsführerin und Sahra Wagenknecht die wortgewaltigste Gegnerin der Kanzlerin im Bundestag. Nun ruft sie aus: „Wir werden der soziale Oppositionsführer bleiben.“
Als Wagenknecht die Wahlparty in Begleitung ihres Mannes Oskar Lafontaine mit dem Auto verlässt, zeigt sich der Ex-Linke- und Ex-SPD-Chef zufrieden mit dem Erreichten: „Es ist das zweitbeste Ergebnis seit ihrer Gründung.“Nach den ersten Hochrechnungen lag die Partei nur 2009 mit damals 11,9 Prozent besser, 2013 mit 8,6 Prozent schlechter als heute mit voraussichtlich um neun Prozent.
Lafontaine hofft darauf, dass die Linke bei der Flüchtlingspolitik gegen die Rechtspopulisten punkten kann: „Wir sind die Partei, die in der Flüchtlingsfrage eine Sonderstellung hat.“Denn nur die Linke lehne Militäreinsätze der Bundeswehr im Ausland ab – nach dem Motto: „Wer Bomben wirft, schafft Fluchtursachen.“Und nur die Linke trete glaubhaft gegen soziale Ungerechtigkeit ein.
Hinter SPD und AfD – falls es zu einem Jamaika-Bündnis kommt – in der Opposition Platz zu nehmen, verheißt keine komfortable Situation. Regieren wollten viele bei der Linken zwar nicht: Die Spannungen zwischen Partei-Fundis und -Realos hätten mit Macht aufbrechen können. Doch gejubelt wird wenig, als bei der Wahlparty im Festsaal Kreuzberg die Hochrechnungen mit den LinkenZahlen eingespielt werden. Vereint sind die Partygäste in Buhrufen, wenn die Zahlen für die AfD kommen.
Als sich Parteichefin Katja Kipping den Weg durch den Saal bahnt, raunt sie: „Gemischte Gefühle – für uns ist es okay, aber gesellschaftlich …“Spitzenkandidat Dietmar Bartsch beschreibt, wie die Linke ihre Stellung im Bundestag behaupten will: Sie will weiter etwas Besonderes sein, wenig mit den etablierten Parteien wie Union oder SPD gemein haben.
Wagenknecht sieht jetzt als ihre Hauptaufgabe, „dass dieser enorme Rechtsruck, dass der nicht in vier Jahren noch mal weitergeht. Das wäre wirklich die Hölle.“Wenigstens Personaldiskussionen bleiben der Linken erspart: Wagenknecht und Bartsch machen wohl als Fraktionschefs weiter, Kipping und Riexinger an der Parteispitze.