Zwischen Freude und Grabesstille
Schock bei CDU und SPD in Stuttgart – Jubel bei FDP und AfD
STUTTGART (dpa) - Rauschende Feste bei der AfD und der FDP in Baden-Württemberg – Wundenlecken bei SPD und CDU, wenig Freude bei den Grünen. So war die Atmosphäre bei den Wahlpartys der SüdwestParteien in Stuttgart:
CDU:
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können – die Christdemokraten müssen bei ihrer Stuttgarter Wahlparty die erste Prognose für die Union von 32,5 Prozent erst einmal verdauen. „Das kann uns nicht zufriedenstellen“, meint der VizeVorsitzende des CDU-Kreisverbandes Stuttgart, Benjamin Völkel. Das Ergebnis der AfD sei ein Wermutstropfen: „Da muss man schon schauen, was man für Fehler gemacht hat.“
SPD:
Ein lebensgroßer Pappmann von Martin Schulz ist bei der Wahlparty des Stuttgarter SPD-Kreisverbandes der einzige, der lächelt. Die 70 SPD-Mitglieder hingegen blicken konsterniert drein bei der Verkündung erster Wahlergebnisse. Es herrscht Grabesstille. Als vom starken Abschneiden der AfD berichtet wird, ruft jemand: „Oh mein Gott.“Unter den Gästen in einem halbleeren Lokal im Stadtzentrum sind viele Wahlkämpfer von den Jungsozialisten. Sie sind sich einig: „Bloß keine große Koalition mehr.“
Grüne:
Auch bei der Wahlparty der Grünen in der Fußballkneipe Schlesinger herrscht verhaltene Stimmung. Als die Wahlprognose bekannt gegeben wird, ist kein Geräusch zu hören. Umweltminister Franz Untersteller sagt, diese Wahl habe zu einer Zäsur in Deutschland geführt, wenn eine zum Teil rechtsradikale Partei in den Bundestag einziehe. Er räumt aber auch ein: „Das Thema Flüchtlinge und Integration hat einen höheren Stellenwert gehabt als manche wahrhaben wollten. Wir sind mit unseren Themen nicht so durchgedrungen, wie ich es mir gewünscht habe.“
FDP:
Zwischen vielen dunklen Sakkos stechen hier und da gelbe Hemden und pinke Schals hervor. Im prall gefüllten Torhaus 20 im Stuttgarter Zentrum brechen die Liberalen in Freudenschreie aus, als die erste ARD-Prognose 10,5 Prozent für die FDP verheißt. Der Applaus dauert minutenlang, die Sektgläser sind schnell geleert. „Totgesagte leben länger. Unsere Erwartungen sind nicht nur erfüllt, sondern übertroffen“, sagt erfreut Armin Serwani, FDP-Kreisvorsitzender in Stuttgart.
AfD:
Bei der AfD ist die Stimmung auf einem Neckarschiff mehr als ausgelassen. Angesichts der Prognose, nach der sie mit einem zweistelligen Ergebnis in den Bundestag einzieht, werden Freudenschreie laut: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.“