Räte geben grünes Licht für Werftumbau
Großteil der alten Werfthalle soll abgerissen werden – Nachbarn wollen klagen.
WASSERBURG - Der Wasserburger Gemeinderat hat am Dienstagabend grünes Licht für den Umbau und die Sanierung der ehemaligen PrechtlWerft gegeben. Wenn das Landratsamt den Plänen zustimmt, kann der Investor mit dem Bau beginnen. Nachbarn der Werft sprechen indes von einer „Farce“und kündigen an, gegen das Vorhaben zu klagen.
Seine „Vision“der neuen Werft hat Investor Johannes Segmüller dem Gemeinderat vor gut einem Jahr vorgestellt. Er wolle einen „wunderschönen Platz“schaffen, an dem man alte Boote unterhalten kann, sagte er. Damals wie heute hatten Anwohner jede Menge Einwände gegen das Vorhaben.
Das Ehepaar Christine und Michael Kostelezky, dessen Grundstück an die Werft grenzt, fürchtet in Zukunft einen „ganzen Bienenschwarm an Booten“. Denn laut Bürgermeister Thomas Kleinschmidt, der mit zwei Grundstücken ebenfalls direkter Nachbar der Werft ist, sollen dort künftig 60 anstelle von bisher 30 Booten gelagert werden.
Laut seinem Stellvertreter Alexander Fundele (CSU) stimmt das nicht. „Früher waren dort bis zu 96 Boote“, sagte Fundele, der die Abstimmungen zum Thema Werft am Dienstagabend leitete. Bürgermeister Thomas Kleinschmidt war wegen Befangenheit ausgeschlossen. „Insgesamt werden dort künftig sogar weniger Boote sein“, so Fundele.
Die Wasserburger Werft besteht aus zwei Gebäuden: Einer älteren Halle von 1907 und einer neueren Halle von 1984. Aus der neueren Halle will Investor Segmüller künftig ein Bootslager machen. In der älteren Werfthalle soll eine Bootsreparaturwerkstatt entstehen. Dafür möchte er etwa drei Viertel der Halle abreißen und neu bauen. Der „Kopfteil“der Halle, der nicht abgerissen wird, soll komplett saniert werden. Einen Teil des Neubaus will der Investor unterkellern, darin sollen Toiletten, Duschen und die Heizung Platz finden. Im Erdgeschoss plant Segmüller, einen Teil der Halle als Lagerraum zu nutzen. Außerdem wird es dort noch eine Lackierkabine geben. Holz- und Motorwerkstatt sollen im ersten Stock untergebracht sein. Von außen sichtbare Veränderungen werden vor allem eine zweite Gaube und ein 60 Zentimeter höherer First sein.
„Die ganze Planung erfolgte in Absprache mit dem Landratsamt“, sagte Fundele am Dienstagabend. Die untere Naturschutzbehörde habe bereits ihr „Okay“zu dem Projekt gegeben.
Christine und Michael Kostelezky können das nicht verstehen. Sie sind davon überzeugt, dass in der neuen Werft künftig mehr Betrieb herrschen wird als in der alten – und dass sich das negativ auf die Natur und die Lebensqualität in der Gegend auswirken wird. Außerdem glauben sie, dass der neue Investor überhaupt nicht vorhat, eine Werft im eigentlichen Sinne zu betreiben. „Die Aufteilung der Räume ist schon sehr komisch“, findet Michael Kostelezky. Ihm und seiner Frau erschließe sich nicht, wieso jemand eine Motorenwerkstatt im ersten Stock einer Werft plane. „Man kann doch eins und eins zusammenzählen“, sagt Christine Kostelezky. Die beiden Werfthallen stehen im Landschaftsschutzgebiet.
In der Werft werden schon lange keine Boote mehr gebaut
Laut Gesetz darf eine Werft dort betrieben werden, weil sie an einen festen Standort im Außenbereich gebunden ist. „Ein Werftbetrieb ist ein privilegiertes Vorhaben, weil der Werftbetrieb nicht an Land durchgeführt werden kann“, erklärte Fundele. Wie man diese Privilegierung aufrecht erhalten könne, wollte Marco Liebermann (CSU) wissen. Schließlich würden in der geplanten Werft keine Boote mehr gebaut, sondern lediglich repariert. „Ich habe bei Wikipedia nachgeschaut – es gibt keine Definition von Werft“, sagte Fundele. Auch in der Prechtl-Werft seien schon seit ewigen Zeiten keine Boote mehr gebaut, sondern nur noch repariert worden. „Ich hatte selber mal meine Jolle dort liegen, da hat keiner ein Boot gebaut“, bestätigte Stefan Hilger (ULW). Annemarie Beck (FB) wies darauf hin, dass die Feuerwehr ein Problem bei der Löschwasserversorgung sehe – das durch mehr Betrieb verschärft würde. Denn die Werftstraße, die zwischen beiden Hallen durchführt, ist ziemlich eng, sodass die Feuerwehr das Löschwasser laut Sitzungsvorlage im Ernstfall nicht aus dem Bodensee holen kann. Auch das öffentliche Wasserversorgungsnetz sei wegen der mangelnden Infrastruktur keine Option. „Der Antragssteller muss selber für die Löschwasserversorgung sorgen“, erklärte Fundele. Dafür stünden schon verschiedene Möglichkeiten im Raum. Mit zehn zu drei Stimmen beschlossen die Gemeinderäte am Dienstagabend, dass sie dem Investor ihr Einvernehmen zu seinem Antrag auf Baugenehmigung erteilen – allerdings unter der Bedingung, dass er sich um die Löschwasserversorgung kümmert, ein Entwässerungsgesuch einreicht, die Anordnung einiger Stellplätze ändert und dafür sorgt, dass die an der Werft angrenzenden Bäume nicht beschädigt werden. Michael Kostelezky hat seinen Anwalt bereits ein Schreiben aufsetzen lassen. „Niemand klagt so richtig gern. Aber es ist klar, dass das vor Gericht entschieden wird.“