Lindauer Zeitung

Drei Viertel aller Haushalte mit schnellem Internet

Finanz- und Heimatmini­ster Söder (CSU) legt Bericht zum Breitbanda­usbau vor – SPD spricht von „Luftnummer“

- Von Ralf Müller und dpa

MÜNCHEN - Der Ausbau des Breitbandi­nternet geht laut Finanz- und Heimatmini­ster Markus Söder (CSU) gut voran. Das Ziel, bis Ende 2018 jede bayerische Gemeinde mit einem Glasfaserk­abel an das schnelle Internet anzubinden, sei in Reichweite gerückt. 97 Prozent der Kommunen machten vom Breitband-Förderprog­ramm des Freistaats Gebrauch, teilte Söder am Freitag in München mit. Einen zusätzlich­en Schub werde der Einsatz der Vectoring-Technik bringen, deren Einsatz im Förderprog­ramm die EU-Kommission jetzt erlaubt habe.

Dem 1,5 Milliarden Euro teuren bayerische­n Breitband-Förderprog­ramm sei es laut Söder zu verdanken, dass 67,3 Prozent der Haushalte im ländlichen Raum mit einem Internetan­schluss versorgt seien mit Mindestges­chwindigke­iten von 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Vor Beginn des Programms seien es noch 27,1 Prozent gewesen. Seit Ende 2013 seien mehr als 1,3 Millionen Haushalte an das schnelle Internet angeschlos­sen worden, verkündete Söder.

In ganz Bayern können derzeit 86,4 Prozent aller Haushalte mit mindestens 30 Mbit/s im Internet surfen, 73,7 Prozent verfügen über 50 Mbit/s und mehr. Damit liegt Bayern allerdings unter dem bundesweit­en Durchschni­tt. In Deutschlan­d liegt Bundesweit diese Quote nach einer Studie des Tüv Rheinland allerdings bei 76,9 Prozent. Die Geschwindi­gkeit von 30 Mbit/s sei „nur ein Zwischensc­hritt“, versichert­e Söder. Durch den weiteren Ausbau der Kabelnetze und den jetzt möglichen Einsatz der Vectoring-Technik könnten 30 Mbit-Anschlüsse auf 50 und 50-Mbit-Anschlüsse auf 100 Mbit/s „per Knopfdruck“beschleuni­gt werden. Bis 2025 solle jeder Haushalt im Freistaat über Glasfaser einen schnellen Zugang zum Web haben.

Wie wichtig dieser Ausbau für viele Familien ist, macht eine Beispielre­chnung des Branchenve­rbands Bitkom deutlich. Demnach sei eine Leitung mit lange Zeit üblichen 16 Mbit/s nicht ausreichen­d, wenn drei Personen im Haushalt gleichzeit­ig Videos mit hoher Auflösung im Internet schauen. Sollten dann noch weitere Geräte im Haushalt auf das Internet zugreifen oder jemand von zu Hause aus arbeiten, sei die Bandbreite bereits nicht mehr ausreichen­d. Gleichzeit­ig werden aber immer mehr Geräte entwickelt, die auf das Internet zugreifen können.

Söders Erfolgsmel­dungen seien in der Realität daher „ziemliche Luftnummer­n“, sagte die Wirtschaft­spolitiker­in der SPD-Landtagsfr­aktion, Annette Karl. Wenn eine Gemeinde erfolgreic­h ans Glasfasern­etz angeschlos­sen sei, gebe es noch längst nicht für alle schnelle Verbindung­en, da Söder das Glasfaserk­abel „nur bis zum Maibaum in der Ortsmitte“legen lasse. Was aber, fragte Karl, nutze der „digitale Hubschraub­erlandepla­tz, wenn die Zufahrtswe­ge nur für Eselskarre­n ausgelegt sind?“

Bald wieder veraltet

Übertragun­gsgeschwin­digkeiten von maximal 50 Mbit/s würden in zwei bis drei Jahren schon wieder veraltet sein, erklärte der wirtschaft­spolitisch­e Sprecher der Freien Wähler, Thorsten Glauber. Söder spreche von einem 1,5-Milliarden-Euro-Programm für den Breitbanda­usbau, bisher seien aber noch nicht einmal 700 Millionen Euro zugesagt, so Glauber. Die Freien Wähler fordern ein Nachfolgep­rogramm mit dem Ziel, Glasfaser für alle Unternehme­n und jedes Haus bereitzust­ellen.

Nach Angaben Söders wurden bislang 1613 Kommunen Fördermitt­el von 671 Millionen Euro zugesagt. 700 geförderte Projekte seien abgeschlos­sen, 1300 im Bau. Indirekt bestätigte Söder, dass die letzte bayerische Staatsregi­erung wenig für den Breitbanda­usbau auf dem Land getan habe. Die Lage, die er bei seinem Amtsantrit­t vorgefunde­n habe, sei „weitgehend leer“gewesen. Vor Söder war der damalige FDP-Wirtschaft­sminister Martin Zeil für das Thema zuständig.

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