Poller sollen Fußgängerzone autofrei halten
Freie Wähler wollen Maximilianstraße und Cramergasse absperren – Resonanz ist positiv
LINDAU - Es ist ein Dauerbrennerthema: Das Chaos in der Lindauer Fußgängerzone. Denn auch vor und nach der Anlieferzeit sind dort tagein, tagaus jede Menge Autos unterwegs. Die Freien Wähler wollen Ordnung in dieses Chaos bringen. Wie, das haben sie am Donnerstagabend im Gasthaus Stift vorgestellt.
Doch zunächst erläuterte Achim Straub den rund 30 Zuhörern den IstZustand in Maximilianstraße und Cramergasse: „Die Zufahrt in die Fußgängerzone ist 24 Stunden lang möglich. Lieferzeiten werden nicht eingehalten, Einkäufe werden mit dem Auto erledigt. Feuerwehr und Rettungsdienste hatten mehrfach Probleme“, fasste Straub zusammen – und zeigte ein Video, auf dem ein Auto einem kleinen Jungen in der Fußgängerzone gefährlich nahe kommt.
So anschaulich dieser Einstieg auch war – er wäre eigentlich nicht nötig gewesen. Denn unter den Interessierten befanden sich zum Großteil die Gebeutelten: Anwohner, Geschäftsinhaber, Gastronomen und Hoteliers. Sie alle haben bereits zu Genüge ihre eigenen Erfahrungen mit dem Autoverkehr in der Fußgängerzone gemacht.
Unter den Leuten, die durch die Fußgängerzone fahren, seien auch immer wieder Touristen, die von ihrem Navigationssystem in die Maximilianstraße geleitet würden, wie Einzelhändlerin Cathrin Dreher erzählte. Sie habe sich bereits die „Finger wund telefoniert“und sich mit verschiedenen Navi-Herstellern in Verbindung gesetzt, um das Problem zu lösen. „Aber manche Navis lassen sich nicht aktualisieren“, sagte Dreher. Sie zähle täglich mehrere Autos, die an ihrem Geschäft in der Bürstergasse vorbei fahren.
Dass solche Autos nicht in die Fußgängerzone gehören, darüber waren sich am Donnerstag alle einig. Die Freien Wähler wollen die Fußgängerzone autofrei halten, indem sie die Maximilianstraße und Cramergasse absperren. „An der Zufahrt zur Fußgängerzone sollen in Zukunft Poller stehen, die hoch- und runterfahren können“, erklärte Andreas Reich, Vorsitzender der Freien Wähler. Zwei solcher Poller wollen die Freien Wähler am Eingang der Maximilianstraße positionieren, zwei weitere am Eingang der Cramergasse. Jeweils ein versenkbarer Poller reicht aus, um Schafgasse und Bindergasse zu versperren (dicke Pfeile auf der Karte).
Ab 11 Uhr, wenn die Anlieferzeit in der Fußgängerzone vorbei ist, sollen die Poller nach oben fahren – und dort stehen bleiben, bis die Anlieferzeit am nächsten Morgen um 6.30 Uhr wieder beginnt. „Feuerwehr und Rettungsdienste können jederzeit einfahren“, erklärte Reich. Nebenstraßen wie die Krummgasse, die Schneeberggasse oder die Bürstergasse wollen die Freien Wähler mit feststehenden Pfosten versperren, die Feuerwehr und Rettungsdienste im Notfall abmontieren können (Dreiecke auf der Karte). „Es ist eine einfache Regelung. Dadurch entsteht kein Überwachungsaufwand Andreas Reich und die Nachtruhe wird eingehalten“, so Reich. Außerdem kosteten die versenkbaren Poller pro Stück in etwa 6000 Euro – die Kosten seien also überschaubar. „Es gibt keine Nachteile, wenn die Fußgängerzone einfach Fußgängerzone ist.“
Die meisten Lindauer, die am Donnerstagabend ins Stift gekommen waren, sahen das ähnlich. „Wir sprechen über einen Faktor, an den wir uns gewöhnt haben. Wir sollten wieder mehr über die Qualität in der Fußgängerzone sprechen“, sagte Hotelier Karl Nitsche, der zugab, dass auch er mit dem Auto immer wieder durch die Fußgängerzone fährt.
Grub ist aus Konzept noch ausgeklammert
Was mit den Anwohnern sei, die außerhalb der Anlieferzeiten dringend in die Fußgängerzone fahren müssten, wollte ein Insulaner wissen. Reich erklärte, dass Anwohner schon jetzt einfach bei der Stadtverwaltung anrufen könnten, um sich eine Ausnahmegenehmigung zu besorgen. Ähnlich könnte das auch in Zukunft laufen. Allerdings war am Donnerstagabend noch unklar, wer ein solches Telefon bedienen könnte – vor allem nachts. „Abends um acht Uhr kann man nicht mehr bei der Stadt anrufen“, sagte ein Mann. „Wir brauchen eine Rund-Um-Erreichbarkeit.“
Aus ihrem Konzept ausgeklammert hatten die Freien Wähler die Grub. „Die Grub ist aber auch Fußgängerzone“, sagte ein Anwohner, der befürchtete, dass sich der Verkehr dort sammelt, wenn Maximilianstraße und Cramergasse versperrt sind. „Schon jetzt ist keiner in der Lage, da Ordnung reinzubringen“, sagte er. Oft genug parkten dort zwei Lastwagen nebeneinander. „Dann kommt nicht einmal mehr ein Fußgänger vorbei.“
Reich versicherte, dass aus der skizzierten Situation nicht mehr Verkehr in der Grub entstehen würde. „Wir haben uns jetzt mal auf die Maximilianstraße und Cramergasee konzentriert. Es ist aber denkbar, das Konzept später auszuweiten.“Grundsätzlich sei die Idee mit den Pollern ein erster Vorschlag, den die Freien Wähler in Zusammenarbeit mit den Bürgern weiterentwickeln wollen.
„Es gibt keine Nachteile, wenn die Fußgängerzone einfach Fußgängerzone ist.“