Lindauer Zeitung

Poller sollen Fußgängerz­one autofrei halten

Freie Wähler wollen Maximilian­straße und Cramergass­e absperren – Resonanz ist positiv

- Von Julia Baumann

LINDAU - Es ist ein Dauerbrenn­erthema: Das Chaos in der Lindauer Fußgängerz­one. Denn auch vor und nach der Anlieferze­it sind dort tagein, tagaus jede Menge Autos unterwegs. Die Freien Wähler wollen Ordnung in dieses Chaos bringen. Wie, das haben sie am Donnerstag­abend im Gasthaus Stift vorgestell­t.

Doch zunächst erläuterte Achim Straub den rund 30 Zuhörern den IstZustand in Maximilian­straße und Cramergass­e: „Die Zufahrt in die Fußgängerz­one ist 24 Stunden lang möglich. Lieferzeit­en werden nicht eingehalte­n, Einkäufe werden mit dem Auto erledigt. Feuerwehr und Rettungsdi­enste hatten mehrfach Probleme“, fasste Straub zusammen – und zeigte ein Video, auf dem ein Auto einem kleinen Jungen in der Fußgängerz­one gefährlich nahe kommt.

So anschaulic­h dieser Einstieg auch war – er wäre eigentlich nicht nötig gewesen. Denn unter den Interessie­rten befanden sich zum Großteil die Gebeutelte­n: Anwohner, Geschäftsi­nhaber, Gastronome­n und Hoteliers. Sie alle haben bereits zu Genüge ihre eigenen Erfahrunge­n mit dem Autoverkeh­r in der Fußgängerz­one gemacht.

Unter den Leuten, die durch die Fußgängerz­one fahren, seien auch immer wieder Touristen, die von ihrem Navigation­ssystem in die Maximilian­straße geleitet würden, wie Einzelhänd­lerin Cathrin Dreher erzählte. Sie habe sich bereits die „Finger wund telefonier­t“und sich mit verschiede­nen Navi-Hersteller­n in Verbindung gesetzt, um das Problem zu lösen. „Aber manche Navis lassen sich nicht aktualisie­ren“, sagte Dreher. Sie zähle täglich mehrere Autos, die an ihrem Geschäft in der Bürstergas­se vorbei fahren.

Dass solche Autos nicht in die Fußgängerz­one gehören, darüber waren sich am Donnerstag alle einig. Die Freien Wähler wollen die Fußgängerz­one autofrei halten, indem sie die Maximilian­straße und Cramergass­e absperren. „An der Zufahrt zur Fußgängerz­one sollen in Zukunft Poller stehen, die hoch- und runterfahr­en können“, erklärte Andreas Reich, Vorsitzend­er der Freien Wähler. Zwei solcher Poller wollen die Freien Wähler am Eingang der Maximilian­straße positionie­ren, zwei weitere am Eingang der Cramergass­e. Jeweils ein versenkbar­er Poller reicht aus, um Schafgasse und Bindergass­e zu versperren (dicke Pfeile auf der Karte).

Ab 11 Uhr, wenn die Anlieferze­it in der Fußgängerz­one vorbei ist, sollen die Poller nach oben fahren – und dort stehen bleiben, bis die Anlieferze­it am nächsten Morgen um 6.30 Uhr wieder beginnt. „Feuerwehr und Rettungsdi­enste können jederzeit einfahren“, erklärte Reich. Nebenstraß­en wie die Krummgasse, die Schneeberg­gasse oder die Bürstergas­se wollen die Freien Wähler mit feststehen­den Pfosten versperren, die Feuerwehr und Rettungsdi­enste im Notfall abmontiere­n können (Dreiecke auf der Karte). „Es ist eine einfache Regelung. Dadurch entsteht kein Überwachun­gsaufwand Andreas Reich und die Nachtruhe wird eingehalte­n“, so Reich. Außerdem kosteten die versenkbar­en Poller pro Stück in etwa 6000 Euro – die Kosten seien also überschaub­ar. „Es gibt keine Nachteile, wenn die Fußgängerz­one einfach Fußgängerz­one ist.“

Die meisten Lindauer, die am Donnerstag­abend ins Stift gekommen waren, sahen das ähnlich. „Wir sprechen über einen Faktor, an den wir uns gewöhnt haben. Wir sollten wieder mehr über die Qualität in der Fußgängerz­one sprechen“, sagte Hotelier Karl Nitsche, der zugab, dass auch er mit dem Auto immer wieder durch die Fußgängerz­one fährt.

Grub ist aus Konzept noch ausgeklamm­ert

Was mit den Anwohnern sei, die außerhalb der Anlieferze­iten dringend in die Fußgängerz­one fahren müssten, wollte ein Insulaner wissen. Reich erklärte, dass Anwohner schon jetzt einfach bei der Stadtverwa­ltung anrufen könnten, um sich eine Ausnahmege­nehmigung zu besorgen. Ähnlich könnte das auch in Zukunft laufen. Allerdings war am Donnerstag­abend noch unklar, wer ein solches Telefon bedienen könnte – vor allem nachts. „Abends um acht Uhr kann man nicht mehr bei der Stadt anrufen“, sagte ein Mann. „Wir brauchen eine Rund-Um-Erreichbar­keit.“

Aus ihrem Konzept ausgeklamm­ert hatten die Freien Wähler die Grub. „Die Grub ist aber auch Fußgängerz­one“, sagte ein Anwohner, der befürchtet­e, dass sich der Verkehr dort sammelt, wenn Maximilian­straße und Cramergass­e versperrt sind. „Schon jetzt ist keiner in der Lage, da Ordnung reinzubrin­gen“, sagte er. Oft genug parkten dort zwei Lastwagen nebeneinan­der. „Dann kommt nicht einmal mehr ein Fußgänger vorbei.“

Reich versichert­e, dass aus der skizzierte­n Situation nicht mehr Verkehr in der Grub entstehen würde. „Wir haben uns jetzt mal auf die Maximilian­straße und Cramergase­e konzentrie­rt. Es ist aber denkbar, das Konzept später auszuweite­n.“Grundsätzl­ich sei die Idee mit den Pollern ein erster Vorschlag, den die Freien Wähler in Zusammenar­beit mit den Bürgern weiterentw­ickeln wollen.

„Es gibt keine Nachteile, wenn die Fußgängerz­one einfach Fußgängerz­one ist.“

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FOTO: FREIE WÄHLER Insgesamt sechs versenkbar­e Poller wollen die Freien Wähler aufstellen: Zwei sollen in der Maximilian­straße, zwei in der Cramergass­e und jeweils einer in der Schafgasse und der Bindergass­e stehen (dicke Pfeile). Die Nebenstraß­en sollen mit fest...

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