Vergabe der EBC steht in der Kritik
Geios AG soll Auftrag für Gästekarte auf fragwürdige Weise ergattert haben
FRIEDRICHSHAFEN - Im Zusammenhang mit der beantragten Insolvenz der Geios AG ist das Vergabeverfahren für die „Echt Bodensee Card“(EBC) in die Kritik geraten. Im Kern steht die Frage, ob sich der technische Betreiber der elektronischen Gästekarte juristisch korrekt um den Auftrag beworben hat.
Laut einem Bericht des Südkurier soll die Auftragsvergabe für die EBC mindestens unter fragwürdigen Umständen zustande gekommen. Kern der Vorwürfe ist die Tatsache, dass Konstantin Andreas Feustel, heute Chef der mutmaßlich insolventen Geios AG, vor dem Start der EBC als Berater tätig war. In dieser Funktion soll er für die Deutsche Bodensee Tourismus, einem Zusammenschluss mehrerer Landkreise am Bodensee, das Konzept einer Gästekarte ausgearbeitet haben. Aus diesem Konzept ist letztlich die EBC hervorgegangen.
Ohne Zweifel hatte Feustel als Berater Zugang zu wesentlichen Informationen in Bezug auf das EBC-Projekt. Doch sowohl beim Bodenseekreis – einer der Gesellschafter der kommunalen Deutschen Bodensee Tourismus GmbH, die die EBC entwickelt hat – als auch bei der DBT selbst, war man sich dieses Zusammenhangs wohl bewusst. „Herr Feustel hat konzeptionelle Zuarbeit für das Projekt geleistet“, sagt daher Enrico Heß, DBT-Geschäftsführer, zur Rolle Teufels. Im Anschluss daran habe man sich allerdings entschieden, eine Kanzlei mit einer EU-weiten Ausschreibung des EBC-Projekts zu betrauen. Ziel sei ein „geheimer Wettbewerb“gewesen.
Sehr kritisch betrachtet
Robert Schwarz, Sprecher im Landratsamt Bodenseekreis, erklärt das Verfahren in Detail: „Die Agentur WIIF, deren Geschäftsführer Herr Feustel ist, war bei der konzeptionellen Erarbeitung des Projektes Gästekarte eingebunden. Dass diese persönliche Nähe mit Blick auf das Ausschreibungsund Vergabeverfahren zur Umsetzung der Gästekarte sehr kritisch betrachtet werden muss, war uns bewusst. Aus diesem Grund wurde eine auf Wettbewerbsrecht spezialisierte Stuttgarter Rechtsanwaltskanzlei mit der Beaufsichtigung und Steuerung des EU-weiten Ausschreibungs- und Vergabeverfahrens beauftragt.“Man habe keinerlei Hinweis, darauf, dass ein Bieter sich einen Wettbewerbsvorteil erarbeitet hätte.
Unabhängig von dieser Entwicklung hat die Geios AG am Ende aber den Zuschlag für das Projekt bekommen. Aus gut unterrichteten Kreisen heißt es, das Geios-Angebot sei zumindest deutlich günstiger gewesen als jenes des einzigen Mitbewerbers. Ob es ganze viermal günstiger war, wie andernorts berichtet, bezweifeln Insider allerdings.
Am Ende hat also Geios die technische Infrastruktur für die aus Datenschutzund Finanzierungsgründen (siehe Kasten) umstrittene EBC aufbauen dürfen. 700 000 Euro von maximal 1,2 Millionen Euro Startkapital sind dafür schon geflossen – ein Großteil offenbar an Geios. Was aus dem Geld wird, steht derzeit in den Sternen.
Mit der vor wenigen Tagen beantragen Insolvenz von Geios ist die Zukunft der Firma ungewiss. DBTChef Heß sieht das Projekt EBC deshalb aber nicht in Gefahr: „Ich bin mir sehr sicher, dass es mit der EBC weitergeht“, sagte er im SZ-Gespräch. Es gebe dutzende Firmen am Markt, die eine entsprechende Infrastruktur betreiben könnten, falls es bei Geios tatsächlich nicht weitergehe.
Konstantin Andreas Feustel, der Berater und Geios-Chef, hat im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung ebenfalls die Vorwürfe gegen seine Person zurückgewiesen. Er legt wert auf die Feststellung, dass er in die Gestaltung der EBC-Ausschreibung „nicht mehr involviert war“, die Fairness für Mitbewerber folglich gesichert gewesen sei.