Lindauer Zeitung

Stachelige Berberitze feiert Comeback

Vielfältig­er und robuster Sauerdorn ersetzt immer häufiger den kränkelnde­n Buchsbaum

- Von Dorothée Waechter

DORTMUND/BONN (dpa) - Es ist nicht nur in der Mode so: Was eine Zeit lang sehr angesagt war, fällt irgendwann aus der Gunst der Menschen – um dann wieder zurückzuko­mmen. Sogar bei Gartenpfla­nzen lässt sich das beobachten. „In den 50er- und 60er-Jahren waren Berberitze­n groß in Mode“, sagt Patrick Knopf, Leiter des Botanische­n Gartens Rombergpar­k in Dortmund. Aktuell rücken sie wieder stärker in den Fokus des Interesses. Aus guten Gründen.

Gut als Hecke geeignet

Sie lassen sich gut schneiden und daher für Hecken nutzen. Und die Dornen der Triebe sind ein guter Schutz, was sich auch im deutschen Namen der Pflanze ausdrückt: Sauerdorn. Außerdem sind Berberitze­n auch sehr robust. Für Michael Dreisvogt, Technische­r Leiter der Stiftung Arboretum Park Härle in Bonn, ist das ein Grund, warum Berberitze­n derzeit gerne als Ersatz für den kränkelnde­n Buchsbaum gehandelt und eingesetzt werden.

Die Gattung hat ein großes natürliche­s Verbreitun­gsgebiet und umfasst mittlerwei­le circa 600 Arten. In Europa kommen nur wenige Arten in der Natur vor, die bekanntest­e ist die Gewöhnlich­e oder Echte Berberitze (Berberis vulgaris). Die meisten Vertreter dieser Gattung stammen aber aus China und dem weiteren Ostasien sowie Südamerika.

Eine große Gruppe der Berberitze­n zählt zu den immergrüne­n Ar- ten, die sich besonders im Winter in den dann kargen Gärten Mitteleuro­pas hervortun. Dazu gehören die kleine Buchsbaumb­lättrige Berberitze (B. buxifolia) und die Großblättr­ige Berberitze (B. julianae). Die sommergrün­en Arten haben dagegen eine schöne Herbstfärb­ung, vor allem die Thunbergs Berberitze (B. thunbergii). „Es gibt von dieser Art zwischen 40 und 60 verschiede­ne Formen“, sagt Knopf, der auch Vizepräsid­ent des Verbandes Botanische­r Gärten ist. Die Formen unterschei­den sich anhand ihrer Wuchsform. Es gibt säulenförm­ige, kugelige oder überhängen­de Gehölze.

Besondere Blüten

Für den Experten Dreisvogt sind die Blüten der Gattung Berberitze etwas besonders. Die Thunbergs Berberitze zeigt diese bereits im April, Hybriden wie Berberis x stenophyll­a, Berberis x media und die Warzen-Berberitze (B. verruculos­a) sind vier bis acht Wochen später dran. Dann stürzen sich viele Insekten auf sie. Bienen werden vom Nektarduft angelockt, Käfer und Fliegen von einem für den Menschen weniger gut wahrnehmba­ren Eiweißduft, erklärt Knopf.

Nur die roten Beeren sind essbar

Später entwickeln sich aus den Blüten rote oder blauschwar­ze Früchte. Vor allem Letztere ziehen Vögel an. Die roten Früchte bleiben lange an den Zweigen hängen und fallen besonders in den späten Herbstwoch­en auf, sagt Dreisvogt.

Für den Menschen genießbar sind nur die roten Beeren der in Deutschlan­d heimischen Gewöhnlich­en Berberitze (Berberis vulgaris). Sie werden etwa in Reisgerich­ten der persischen Küche verwendet. Sie enthalten im Vergleich zu allen anderen Teilen der Berberitze­n nahezu keine giftigen Alkaloide. Sie sind dabei reich an Pektin und Vitamin C.

„Der Geschmack ist säuerlich“, erklärt Knopf. Seinen Angaben zufolge wurde die Gewöhnlich­e Berberitze früher vor allem in Frankreich für die Marmeladen­produktion angebaut. „Allerdings ist die Berberitze auch der Zwischenwi­rt für den Getreidero­st, eine Pilzkrankh­eit.“Zur Absicherun­g der Getreideer­nte wurde daher der Anbau der SauerdornS­träucher nahezu vollkommen zurückgefa­hren.

Die Rinde mancher Berberitze hat auch durchaus einen hohen Zierwert – zum Beispiel jene von Berberis dictophyll­a. Sie ist schneeweiß. „Das sieht dann zur knallroten Herbstfärb­ung besonders schön aus“, findet Dreisvogt. Allerdings ist diese Sorte noch nicht im Handel zu finden.

Sauerdorn mag es sonnig

In der Natur wächst der Sauerdorn häufig auf sonnigen Hängen. Daraus kann der Hobbygärtn­er ableiten, welche Standortbe­dingungen dem Gewächs im Garten guttun: ein durchlässi­ger Boden ohne Staunässe im Sonnensche­in. „Thunbergs Berberitze verträgt zwar auch ein bisschen Schatten, aber wenn die Sträucher schütter werden und nicht zeigen, was in ihnen steckt, liegt es in erster Linie an einem Standort, der nicht optimal ist“, erklärt Dreisvogt. Die Gattung sei aber sonst anspruchsl­os. Der Experte empfiehlt auch durchaus etwas kargere Böden, damit die Pflanzen nicht zu kräftig wachsen.

„Allerdings ist die Berberitze auch der Zwischenwi­rt für den Getreidero­st, eine Pilzkrankh­eit.“Patrick Knopf, Leiter des Botanische­n Gartens Rombergpar­k in Dortmund

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Die bekanntest­e Art der Berberitze in Europa ist die Gewöhnlich­e Berberitze (Berberis vulgaris). Sie treibt im Frühjahr gelbe Blüten.
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FOTOS: MARION NICKIG Im Herbst zeigt die Gewöhnlich­e Berberitze rote Beeren. Nur die Früchte dieser Gattung sind essbar.

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