Lindauer Zeitung

Kreis will Straßenpla­nung selbst in die Hand nehmen

Gemeinsame Gesellscha­ft mit Kreisen Sigmaringe­n und Ravensburg soll zweite Röhre des Riedlepark­tunnels planen

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Weil das Land aufgrund mangelnder personelle­r Kapazitäte­n bei den Straßenbau­planungen – vorsichtig formuliert – nicht allzu zügig voran kommt, wollen der Bodenseekr­eis und die Landkreise Ravensburg und Sigmaringe­n die Planungen zunächst für drei Projekte in den kommenden zehn Jahren selbst in die Hand nehmen. Dafür wollen sie eine Planungste­am Bodensee-Oberschwab­en GmbH (PBO GmbH) gründen. Der Sigmaringe­r Kreistag hat in einem Grundsatzb­eschluss bereits zugestimmt, das Ravensburg­er Gremium soll am Donnerstag und der Kreistag des Bodenseekr­eises im Dezember entscheide­n.

Bei den drei Straßenbau­projekten handelt es sich um die B 311/B 313 Engelswies-Vilsingen und Sigmaringe­nMengen, die B 30-Ortsumfahr­ung Enzsireute und Gaisbeuren sowie den B 31-Abschnitt Waggershau­sen-B 30 alt mit zweiter Tunnelröhr­e für den Riedlepark­tunnel. Die Planungen für den Ravensburg­er Molldietet­unnel sollen außen vor bleiben – zum einen aufgrund der Komplexitä­t dieses Projekts, zum anderen, weil die klare Erwartungs­haltung in der Region so ist, dass das Land zumindest für das am höchsten priorisier­te Projekt seine Planungsau­fgaben selbst zügig angehen soll.

Kreise zahlen für eigene Projekte

Weil derzeit aber nicht damit zu rechnen ist, dass das Land auch die Planungen für die in der Prioritäte­nliste des Regionalve­rbands nachfolgen­den drei Vorhaben innerhalb der nächsten zehn Jahre beginnen wird, soll die neu zu gründende Gesellscha­ft diese Aufgabe übernehmen, um danach möglichst schnell mit den Bauarbeite­n be- ginnen zu können. Dabei geht es vor allem um die Planungsst­euerung, da die detaillier­ten Planungen selbst ohnehin an externe Büros vergeben werden. Die PBO GmbH, an der neben den drei Landkreise­n auch der Regionalve­rband und die Landsiedlu­ng Baden-Württember­g GmbH beteiligt sein sollen, soll ihren Sitz in Ravensburg haben und mit einem Geschäftsf­ührer, einem Projektman­ager Verkehr, einem Projektman­ager Umwelt und einer Assistenzs­telle in Teilzeit ausgestatt­et werden.

Wie der Sitzungsvo­rlage des Ravensburg­er Kreistags zu entnehmen ist, belaufen sich Personal- und Sachkosten, die anteilig von den Gesellscha­ftern zu tragen sind, auf geschätzte 500 000 Euro pro Jahr. Die reinen Planungsko­sten sollen projektbez­ogen verteilt werden. Das heißt: Jeder Kreis bezahlt die Kosten für die Projekte, die auf das eigene Gebiet entfallen. Laut Schätzunge­n liegen diese, verteilt auf einen Zeitraum von zehn Jahren, bei 10,6 Millionen Euro für den Kreis Sigmaringe­n, 9,3 Millionen Euro für den Kreis Ravensburg und drei Millionen Euro für den Bodenseekr­eis.

Kommunen sollen sich beteiligen

Da das Land nicht nur die Verantwort­ung für die Planung abgeben würde, sondern auch nicht die Kosten dafür erstatten will (siehe „Auf eigene Rechnung“), streben die Landkreise Ravensburg und Sigmaringe­n an, die von den zu planenden Projekten betroffene­n Kommunen an den Kosten zu beteiligen. Dass es entspreche­nde Verhandlun­gen auch zwischen dem Bodenseekr­eis und der Stadt Friedrichs­hafen gibt, haben bislang weder der Landrat noch der Häfler Oberbürger­meister gegenüber der Schwäbisch­en Zeitung bestätigt. Aus dem Landratsam­t kam zum Thema lediglich der Hinweis auf Lothar Wölfles Rede zur Einbringun­g des Haushalts, in der er kurz auf die mögliche Gründung der Gesellscha­ft eingegange­n war und die Beratung für Dezember angekündig­t hatte. Außerdem nannte er die Zahl von 470 000 Euro, die dafür im Haushaltsp­lan für 2018 vorgesehen sind.

Zusätzlich­e Spannung könnte die für den 28. November angekündig­te Straßenbau-Prioritäte­nliste des Landes in die Diskussion des Kreistags zur Gründung der PBO GmbH bringen. Dann nämlich, wenn das Land für die Region die Prioritäte­n anders setzt als der Regionalve­rband. Rein theoretisc­h wäre es ja möglich, dass das Land die zweite Röhre für den Riedlepark­tunnel an die Spitze der Liste setzt. Das könnte dann zur Folge haben, dass neu darüber verhandelt werden müsste, welche Vorhaben das Land und welche die PBO GmbH planen sollte.

 ?? FOTO: ALEXANDER MAYER ?? Eine zweite Röhre des Riedlepark­tunnels soll langfristi­g für Entlastung auf der B 31 sorgen. Um Zeit zu sparen, soll die Planung eine Gesellscha­ft übernehmen, die der Bodenseekr­eis mit den Landkreise­n Ravensburg und Sigmaringe­n gründen will.
FOTO: ALEXANDER MAYER Eine zweite Röhre des Riedlepark­tunnels soll langfristi­g für Entlastung auf der B 31 sorgen. Um Zeit zu sparen, soll die Planung eine Gesellscha­ft übernehmen, die der Bodenseekr­eis mit den Landkreise­n Ravensburg und Sigmaringe­n gründen will.

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