Nicht über den Tisch ziehen lassen
Die Verzweiflung muss schon ziemlich groß sein, wenn Landkreise beziehungsweise Kommunen aus eigenem Antrieb heraus Aufgaben erledigen wollen, die eigentlich das Land übernehmen müsste. Dass das Land dies einerseits ermöglicht, andererseits aber weder Verantwortung noch Kosten dafür übernehmen will, ist zwar sein gutes Recht. Die Kreise und Kommunen müssten sich schließlich „nur“gedulden – irgendwann würde das Land mit der Planung aller wichtiger Straßenbauprojekte ja selbst beginnen. Die Frage muss allerdings erlaubt sein, wie viel „irgendwann“den betroffenen Bürgern in jedem Einzelfall noch zumutbar ist. Zehn Jahre? 20 Jahre? 30 Jahre? Wirklich verlässliche Schätzun- gen, wie lange es für welche Straße noch dauern würde, gibt es nicht. Viel mehr als warme Worte und bedauerndes Achselzucken mit Verweis auf fehlende personelle Kapazitäten in der Straßenbauverwaltung kam da in den vergangenen Jahren nicht aus Stuttgart. Die zusätzlichen 200 Stellen, die geschaffen worden sind, scheinen daran vorerst nicht viel zu ändern – auch, weil es offenbar schwerfällt, diese Stellen allesamt adäquat zu besetzen. Von daher ist das Bestreben der drei Landkreise, die Dinge nun selbst in die Hand zu nehmen, im Sinne ihrer Einwohner nachvollziehbar. Über den Tisch ziehen lassen sollten sie sich von der Landesregierung aber nicht.