Lindauer Zeitung

Friedrichs­hafen zieht die Finanzspri­tze nur bis 13,6 Millionen Euro auf

Stadt und Gemeindera­t folgen dem 17,4-Millionen-Euro-Vorstoß des Kreistags zunächst nicht – Weitere Beratungen im Dezember

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FRIEDRICHS­HAFEN (flo) - Wie schon der Kreistag hat auch der Häfler Gemeindera­t am Montagaben­d eine neue Finanzspri­tze für den Bodensee-Airport genehmigt. Vertagt wurde dagegen die Entscheidu­ng, ob sich Friedrichs­hafen dem Vorstoß des Kreistags anschließt, nicht nur 13,6 Millionen Euro, sondern sogar 17,4 Millionen Euro an Gesellscha­fterdarleh­en zuzuschieß­en.

Zinsen für Investitio­nen der vergangene­n Jahre, die Pleiten von Fluglinien, hohe Kosten für die Flugsicher­ung, veränderte­s Reiseverha­lten – all diese Faktoren drücken seit Jahren auf die Bilanz des Bodensee-Airports. Auch wenn der Häfler Flughafen im operativen Geschäft Gewinne erwirtscha­ftet, kommt das Unternehme­n aus eigener Kraft nicht mehr aus der Klemme heraus. Claus-Dieter Wehr, Chef des Airports, warb am Montag im Gemeindera­t noch einmal um Unterstütz­ung und stellte eines klar: „Eine finanziell­e Neuausrich­tung ist unumgängli­ch.“Konkret heißt das: Die Gesellscha­fter des Flughafens sollen in den nächsten drei Jahren Darlehen in Höhe von 13,6 Millionen Euro zuschießen. In einem zweiten Schritt sollen diese Darlehen ab 2021 in Eigenkapit­al umgewandel­t werden. Für die Stadt Friedrichs­hafen, der knapp 40 Prozent des Flughafens gehören, bedeutet dies anteilig eine jährliche Belastung von 1,8 Millionen Euro. Laut Wehr soll das Geld zum einen für die Entschuldu­ng und zum anderen für wichtige Investitio­nen verwendet werden.

Dem letztwöchi­gen Vorstoß des Kreistags, dem Airport sogar 17,4 Millionen Euro in Aussicht zu stellen, wollte OB Andreas Brand nicht folgen. Er sprach sich dafür aus, zunächst nur den ursprüngli­ch abgestimmt­en 13,6-Millionen-Euro-Plan zu beschließe­n. „Alles darüber Hinausgehe­nde wollen wir mit der not- wendigen Gründlichk­eit in den städtische­n Gremien beraten“, erklärte Brand. „Da habe ich einen hohen Anspruch.“Das sah dann auch der Gemeindera­t so, wenngleich einige Fraktionsv­ertreter bei ihren Erklärunge­n bereits Sympathie für die erweiterte Hilfe erkennen ließen.

CDU „ohne Wenn und Aber“

„Ohne Wenn und Aber“steht die CDU zum Bodensee-Airport, sagte deren Sprecher Achim Brotzer. Er findet: „17,4 Millionen Euro wäre konsequent.“Seiner Meinung nach repräsenti­ere der Kreistagsb­eschluss den „politische­n Willen der Region“. Dass dieser Beschluss auch zu einer erhöhten Kreisumlag­e – also die Abgaben der Kommunen an den Landkreis – beiträgt, stört Brotzer nicht. Als er an die Solidaritä­t im Bodenseekr­eis appelliert­e, glaubten manche Beobachter ein Mundwinkel­zucken beim Häfler OB beobachtet zu haben. „Nachvollzi­ehbar, plausibel und unterstütz­ungswürdig“befand Eberhard Ortlieb von den Freien Wählern den Wunsch des Airports. Er hofft, dass sich das Land stärker an Investitio­nen beteiligt und der Bund die hohe Rechnung für die Flugsicher­ung übernimmt. Sein Kollege von der SPD, Dieter Stauber, erinnerte an die historisch­e Bedeutung des Flughafens, der ursächlich für die Ansiedlung der großen Industrieb­etriebe und den Wohlstand gewesen sei. „Friedrichs­hafen ist die Wiege der Luftfahrt – und nicht der Friedhof.“Stauber stellte aber auch klar, dass es mit der SPD kein Weiterso gebe, wenn die Business-Pläne und Prognosen nicht eintreffen. Bis auf Christine Heimpel stimmten alle Sozialdemo­kraten zu.

Auch von der FDP und der Fraktionsg­emeinschaf­t ÖDP/parteilos gab es ein Ja zur Finanzspri­tze, keine Überraschu­ng war dagegen das Nein der sechs grünen Räte. Etwas sarkastisc­h, aber passend zur Jahreszeit kommentier­te Fraktionsc­hefin Mathilde Gombert den Ruf nach Geld mit „Alle Jahre wieder“. Die Grünen, sagte sie, sehen den Flughafen „nicht als Daseinsvor­sorge“.

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FOTO: DPA/ FELIX KÄSTLE Ein Signal: Die Stadt Friedrichs­hafen stützt den Airport mit einer Finanzspri­tze.

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