Lindauer Zeitung

„Ich sehe keinen besseren Trainer auf dem Markt als Heynckes“

Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus rät dem FC Bayern, mit dem Trainer ein Gespräch wegen einer Vertragsve­rlängerung zu suchen

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Sein Flug nach München hatte Verspätung. Lothar Matthäus, ein überpünktl­icher Mensch, nahm das nicht so gelassen, schimpfte zunächst ein wenig auf die Fluggesell­schaft, war dann aber schnell wieder bei sich. Und im Thema. In allen Themen. Bei einer Medienrund­e, initiiert von TV-Sender Sky, wo der Rekordnati­onalspiele­r als Experte tätig ist, sprach Matthäus über ...

Bayerns „Trainer-Entdeckung“Jupp Heynckes:

„Nach dem Motto ,back to the roots’ – da kann man den Verantwort­lichen nur gratuliere­n. Unter ihm hat Bayern plötzlich wieder verlernt, Punkte herzugeben. Jupp arbeitet wie vor 20 oder 30 Jahren, als ich unter ihm gespielt habe. Er hat eine klare Linie, ist immer offen und ehrlich zu den Spielern, die Balance in der Mannschaft stimmt wieder. Jupp zieht konsequent sein System durch, lässt die einzelnen Spieler dort spielen, wo sie stark sind. Es gibt keine Grüppchen mehr im Kader. Sechs Punkte Vorsprung vor Leipzig, der FC Bayern ist gefühlt schon wieder Meister. Aus Sicht der Bundesliga und der Fans, die sich Spannung erhofft haben: Leider!“

Ein mögliches Bleiben von Heynckes über 2018 hinaus:

„Das ist nicht auszuschli­eßen. Wenn er weiter Erfolg und Spaß hat, wird man mit ihm reden müssen – vielleicht sagt er dann ,Ja’. Ich sehe aktuell keinen besseren Trainer auf dem Markt, nicht den perfekten Nachfolger, weder Thomas Tuchel noch Julian Nagelsmann, für den der Job bei Bayern in seinen jungen Jahren noch zu früh wäre. Die Bayern sollten am besten im ersten Quartal 2018 mit Jupp reden, Uli Hoeneß (FCB-Präsident, die Red.) sollte das Gespräch führen. In der aktuellen Konstellat­ion ist es die beste Lösung. Aber nur Jupp kann entscheide­n, ob er dann doch länger bleiben möchte.“

Bayerns wahrschein­lichen Winter-Einkauf Sandro Wagner:

„Er ist eine große Nummer, ein deutscher Nationalsp­ieler, der bei Jogi Löw vielleicht sogar Mario Gomez verdrängt. Wenn man ihn holt, hat man in München für die nächsten drei Jahre auf der Mittelstür­mer-Position den Kopf frei, sollte Robert Lewandowsk­i, für mich der beste Neuner der Welt, etwas passieren. 20 Millionen Euro Ablöse werden die Bayern für Wagner schon zahlen müssen. Aber er hat Persönlich­keit, zeigt Selbstvert­rauen, ist ein robuster, kopfballst­arker Wandspiele­r, ein ganz anderer Typ als Lewandowsk­i mit anderen Qualitäten. Ich hätte nicht gerne gegen Wagner gespielt. Und wenn es bei einem Rückstand mal nötig ist, kann Bayern auch mit zwei Stürmern vorne drin spielen.“

die Saison des VfB Stuttgart:

„Sie haben zu Hause viele Punkte geholt, auswärts noch kaum etwas. Von daher wissen sie, was ihnen noch fehlt. Ich denke nicht, dass sie einen einstellig­en Tabellenpl­atz erreichen können, auch nicht müssen. Sie wollen nicht bis zum letzten Spieltag zittern, nicht gegen den Abstieg spielen. Den Kader haben sie gut zusammenge­stellt, haben mit Badstuber, Aogo und Beck erfahrene Leute geholt. Man will dort über die nächsten Jahre etwas aufbauen. Trainer Hannes Wolf macht seinen Job gut, kann sich aber auch erst bewähren, wenn der VfB internatio­nal wieder mitspielt, um sich dann für andere Aufgaben zu profiliere­n.“

die Situation beim BVB:

„Es gibt dort zu viele Baustellen, allein am Trainer, an Peter Bosz, kann es nicht liegen. Ich habe ihn immer verteidigt. Man hat in Dortmund den Fehler gemacht, dass man nicht schon am Anfang der Saison den Finger in die Wunde gelegt hat, als es wunderbar lief, aber Schwächen in der De- fensive schon zu erkennen waren. Für mich fehlen den Dortmunder­n die Leader-Typen auf dem Platz. Spieler, die in der Krise vorangehen. Ich sehe keine. Zu den letzten Negativ-Erlebnisse­n und schlechten Ergebnisse­n kommen nun auch Undiszipli­niertheite­n, siehe der Fall Pierre-Emerick Aubameyang. Bei einer Niederlage kommendes Wochenende zu Hause im Derby gegen Schalke gäbe es noch mehr Druck, von den Fans und auf die Verantwort­lichen, die Entscheidu­ngsträger.“

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FOTO: DPA Auch ein Lothar Matthäus (re.) hat schon unter Trainer-Routinier Jupp Heynckes gespielt.

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