Lindauer Zeitung

Investor verklagt Stadt wegen Edeka

Verwaltung­sgericht muss Entscheidu­ng des Lindauer Stadtrats überprüfen.

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Nicht nur, dass Edeka-Mitarbeite­r mittels Bürgerbege­hren einen Supermarkt-Neubau auf dem Bahlsengel­ände erzwingen wollen, der beteiligte Investor verklagt die Stadt zudem. Der Stadtrat habe einen Fehler gemacht, als er über die Angelegenh­eit in nicht öffentlich­er Sitzung entschiede­n habe, sagt Investor Jörg Nusser auf Anfrage der Lindauer Zeitung. Die Stadt weist das zurück.

Die vierte Kammer des Verwaltung­sgerichts Augsburg muss sich am 6. Dezember mit der Klage der Nusser Bau und Miete GmbH gegen die Stadt Lindau befassen. Nusser ist Eigentümer der Firma, die für Continenta­l deren Firmensitz in Lindau gebaut hat und an Conti vermietet. Nusser hat ein Grundstück auf dem Bahlsengel­ände gekauft, wo ursprüngli­ch ein Erweiterun­gsbau für Conti geplant war, aber der sei dann doch auf dem ContiGrund­stück möglich gewesen.

Nusser berichtet weiter, dass er dann eigene Pläne für das Grundstück entwickelt habe. Nach einer Anfrage von Edeka habe er im Erdgeschos­s einen Supermarkt geplant, darunter seien ein oder zwei Ebenen einer Tiefgarage vorgesehen. Oben seien bis zu vier Geschosse mit Bürofläche­n möglich. Nusser denkt aber auch über ein Hotel nach. Obwohl das neue BestWester­n-Hotel nur wenige Meter weiter erst im Sommer eröffnet hat, sei er im Gespräch mit anderen Hotelkette­n, die starkes Interesse an Lindau hätten.

Nusser berichtet, er habe im vergangene­n Jahr bei der Stadt einen Antrag auf Änderung des Bebauungsp­lans gestellt. Denn einen Supermarkt schließt der Bebauungsp­lan für das Gewerbegeb­iet strikt aus. Das sollte der Stadtrat ändern, zumal ein Gutachten nachgewies­en habe, dass Einzelhand­el auf der Fläche im Gegensatz zur Meinung der Stadt dort sehr wohl integriere­n wäre, wie es im Rechtsdeut­sch heißt. Nusser begründet das damit, dass im Gewerbegeb­iet mehr als 2000 Beschäftig­te kaum Möglichkei­ten hätten, sich etwas zum Essen zu kaufen.

In seiner Klage stört sich Nusser nun daran, dass der Stadtrat sich im Juni 2016 nicht öffentlich mit diesem Thema befasst hat, obwohl dies laut Gemeindeor­dnung in öffentlich­er Sitzung geschehen müsse. Sollte er vor Gericht gewinnen, wäre Lindau damit nicht gezwungen, Edeka auf dem Grundstück zu genehmigen. Allerdings müsste sich der Stadtrat mit dem Thema wohl erneut befassen und zwar öffentlich.

Stadtrat hat nicht öffentlich den geplanten Supermarkt abgelehnt

Auf Anfrage der Lindauer Zeitung bestätigt Lindaus Pressespre­cher Jürgen Widmer den Vorgang. Allerdings habe es sich nicht um einen formellen Antrag auf Änderung des Bebauungsp­lans gehandelt, sondern lediglich um eine Anfrage, die Voraussetz­ungen eines solchen Verfahrens abklären wollte. Ob die Stadt in einen solchen Abstimmung­sprozess eintreten wollte, darüber habe der Stadtrat diskutiert. Weil der Investor Anspruch auf Schutz seiner Interessen habe, sei dies hinter verschloss­enen Türen passiert. Dass der Stadtrat dort ein Lebensmitt­elgeschäft ablehne, habe die Stadt später öffentlich bekannt gegeben.

Widmer bestätigt außerdem, dass die Verwaltung Nusser gebeten habe, auf das Hotel zu verzichten, weil eine Konzentrat­ion von Hotels im Gewerbegeb­iet für die Stadtentwi­cklung nicht sinnvoll sei.

Nun bereiten sich beide Seiten juristisch auf den Auftritt vor dem Verwaltung­sgericht vor. Am 30. November wird der Stadtrat sich bereits mit der Rechtmäßig­keit des Bürgerbege­hrens befassen.

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ARCHIVFOTO: DPA

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