Lindauer Zeitung

Schreiner rettet Holz der tausendjäh­rigen Eiche

Ausstellun­g „Vergessene­r Begleiter unserer Geschichte“im Hospital

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LINDAU (lz) - Ihr Alter wird auf rund 500 Jahre geschätzt, ihr mächtiger Stamm kam auf einen Durchmesse­r von drei bis vier Metern, die Spannweite der Krone auf 50 Meter. Im Volksmund hieß der riesige Baum, der in Hergenswei­ler stand, die Tausendjäh­rige Lingg-Eiche. Doch 2006 stürzte der mächtige Baum um, Museen sicherten sich kleinere Stücke und die Baumkrone wurde zu Brennholz und anderem verarbeite­t.

Der Rest des Baumes lag elf Jahre unbeachtet im Wald und verwittert­e immer mehr. Das wollte der Schreiner Björn Fritsche ändern. Er hat die Reste des Baumes gekauft, um sie für die Nachwelt zu retten. Die sind nun in einer Ausstellun­g zu sehen: Im Gewölbesaa­l des Hospitals auf der Insel werden am 25. und 26. November 18 teilweise gewaltige Stücke aus dem Holz der tausendjäh­rigen Lingg-Eiche zu sehen sein.

Seit Kindertage­n fasziniert

Der Baum beeindruck­te den Schreiner Björn Fritsche schon in seiner Kindheit. Doch als er seinen Kindern am Vatertag dieses Jahres dieses Naturdenkm­al zeigen wollte, fand er nur noch die gewaltigen Überreste eines Stammes und den kugeligen Kronenkopf. „Ich versprach meinen Kindern, alles zu versuchen, das Holz zu retten und dadurch den Baum mit seiner Geschichte für die Nachwelt zu retten“, sagt Fritsche. Einige Monate später kaufte er die noch erhaltenen Teile des Baumes von einem Nachfahren des Dr. Hermann Lingg, in dessen Familienbe­sitz der Baum schon immer war. Anfang November begann die Bergung der bis zu 5,5 Tonnen schweren Teile.

Hundert Geschenke aus dem Holz, versehen mit einer in Messing gravierten Erinnerung, waren der erste Teil seines Verspreche­ns, den Baum für die Nachwelt zu erhalten. Der zweite Teil ist die Ausstellun­g. Hier werden die bis zu 400 Kilogramm schweren Stelen gezeigt. „Jede einzelne davon erzählt beim Betrachten und Berühren ihre eigene Geschichte der Zeit“, schreibt Fritsche in der Ankündigun­g. Gezeigt wird auch das persönlich­e Gedicht, das der deutsche Dichter Dr. Hermann Ritter zu Lingg vor vielen Generation­en zu diesem Baum geschriebe­n hatte, als er unter der Eiche saß.

Später sollen die Teile des Baumes verkauft und der Erlös zum Teil gespendet werden. „Das macht diesen Baum und seine Geschichte hoffentlic­h unvergesse­n“, sagt Fritsche, der sich sicher ist: „Diese Geschichte ist noch lange nicht fertig erzählt.“

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ARCHIVFOTO: CF Stürzte 2016 um: die tausendjäh­rige Lingg-Eiche. Ihr ist jetzt eine Ausstellun­g gewidmet.

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