Unterführung statt Bahnübergang
Die DB Netz AG plant Projekte in Memmingen
MEMMINGEN - Zwei größere Eingriffe ins Memminger Straßennetz stehen in den nächsten Jahren an: So sollen im Zuge zweier Bahnprojekte die Übergänge in der Allgäuer Straße und im Dickenreiser Weg umgestaltet werden. Entsprechende Planungsvereinbarungen wird die Stadt auf Beschluss des Bausenats mit der DB Netz AG abschließen.
Allgäuer Straße: Wie Tiefbauamtsleiter Gernot Winkler in der Senatssitzung berichtete, soll der Bahnübergang in der Allgäuer Straße in vier bis fünf Jahren durch eine Unterführung ersetzt werden. Die Baukosten werden auf sechs bis sieben Millionen Euro geschätzt. Davon übernehmen die Stadt Memmingen, die Bahn und der Bund jeweils ein Drittel. Allerdings kann der städtische Anteil durch die Regierung von Schwaben gefördert werden. Somit kommen auf Memmingen am Ende Kosten in Höhe von etwa einer Million Euro zu.
Hintergrund der geplanten Baumaßnahme ist das Projekt „Regio-SBahn“, mit dem der Schienenverkehr auf der Strecke Ulm-Memmingen verbessert werden soll. Dabei sind auch zwei neue Haltepunkte in Richtung Tannheim vorgesehen – nämlich beim Berufsbildungszentrum (BBZ) in Memmingen und in Buxheim. Wegen dieser neuen Haltestellen müssten die Schranken in der Allgäuer Straße ab und an länger als vier Minuten geschlossen bleiben. Vier Minuten ist in Deutschland aber die maximal zulässige Schließzeit an einem Bahnübergang wie in der Allgäuer Straße. Deshalb soll für Kraftfahrer, Radler und Fußgänger eine Unterführung gebaut werden.
Dickenreiser Weg: Nach der Elektrifizierung der Bahnlinie München-Memmingen-Lindau können Züge auf dieser Strecke schneller fahren. Das wird voraussichtlich 2023 der Fall sein. Der Bahnübergang im Dickenreiser Weg ist mit seiner technischen Sicherung aus dem Jahr 1958 aber nicht für diese Geschwindigkeiten geeignet und muss daher umgebaut werden. Zwar werden die Züge laut Amtsleiter Winkler in diesem Bereich faktisch gar nicht schneller als heute fahren. Dennoch müsse der Übergang angepasst werden, da die Zulassung streckenbezogen erfolge.
Zwei Möglichkeiten
Die DB Netz AG hat für den Umbau zwei Möglichkeiten vorgeschlagen: Zum einen den Bau einer Unterführung, die nur von Radfahrern und Fußgängern benutzt werden darf. Die Kosten dafür werden auf etwa 1,2 Millionen Euro geschätzt. Zum anderen könnte die komplette Schrankenanlage ausgetauscht und der Übergang für Kraftfahrzeuge mittels einer Sackgassenregelung gesperrt werden. Kostenpunkt: 900 000 Euro. Letztlich entschieden sich die Senatsmitglieder für die zweite Variante, die auch vom Tiefbauamt favorisiert wurde. Denn bei einer Unterführung wäre ein massiver Eingriff in den Baumbestand so gut wie unausweichlich.
Indes spricht gegen die zweite Variante der Umstand, dass die Schranken bisweilen lange geschlossen bleiben. Darin sieht Stadtrat Thomas Mirtsch (Christlicher Rathausblock)) ein Sicherheitsrisiko: „Wenn Fußgänger länger als gewöhnlich an einer Schranke warten müssen, läuft irgendwann einer einfach bei geschlossener Schranke drüber.“Deshalb plädierte Mirtsch dafür, lieber eine Unterführung zu bauen. Letztlich stimmte aber nur er für diese Variante.
Positiver Nebeneffekt
Als positiv bewerteten die Senatsmitglieder, dass nach dem Umbau des Bahnübergangs die Durchfahrt für Kraftfahrzeuge nicht mehr möglich sein wird. Denn laut Oberbürgermeister Manfred Schilder wird der Dickenreiser Weg nicht selten von Autofahrern dazu benutzt, um Ampelanlagen an der Allgäuer Straße zu umfahren.