Ausstellung im Gewölbekeller des Heilig-Geist-Hospitals auf der Lindauer Insel
Beeindruckendes Holz: Schreinermeister Björn Fritsche und die 1000-jährige Eiche des Ritters von Lingg
LINDAU – Schreinermeister Björn Fritsche lädt am Wochenende zu einer Ausstellung in den Gewölbesaal des Hospitals auf der Insel. Er zeigt 18 Stelen, die aus besonderem Holz gemacht sind: sie stammen von der Lingg-Eiche – benannt nach dem deutschen Dichter Dr. Hermann Ritter zu Lingg – die zu einer Handvoll Bäumen in Deutschland gehört, die durch ihr hohes Alter, ihre Erscheinung und ihre Bekanntheit den Namen 1000jährig tragen. Das genaue Alter des Baumes lässt sich nicht exakt bestimmen. Holzfachleute geben es mit 550 Jahre und älter an. Es ist aber auch gar nicht wichtig, denn sicher ist, dass der Baum beeindruckend ist, in seiner Größe und in seiner Geschichte: Die Eiche hatte einen Stammdurchmesser von drei bis vier Metern und eine Kronenspannweite von annähernd 50 Metern. Björn Fritsche kannte den Baum, der an einem Waldrand in Hergensweiler, oberhalb der Leiblach stand, seit seiner Kindheit. Am Vatertag dieses Jahres wollte er seinen Kindern dieses gewaltige Naturdenkmal zeigen, das ihn als Bub beeindruckt und geprägt hatte. Auf dem Weg zur Eiche erzählte er ihnen vom Ritter Lingg, der einst unter dem Baum saß und ihm ein wundervolles Gedicht schrieb. Erzählte, dass er als Kind in ihren Stamm geklettert war. Wie groß war der Schreck, als sie an der Stelle ankamen. Die Lingg-Eiche gab es nicht mehr. Sie fanden die gewaltigen Überreste ihres Stammes und ihren kugeligen Kronenkopf am Waldrand und im Wald verteilt. Sie fragten einen Landwirt, der in der Nähe arbeitete. Dieser erzählte ihnen, dass die Eiche 2006 aus ungeklärten Umständen bei schönem Wetter und leichtem Wind im Februar umstürzte. Nachdem Museen sich kleine Stücke gesichert hatten und die Baumkrone zu Brennholz verarbeitet war, vergaß man den Baum und er wucherte elf Jahre unbeachtet ein. „Ich war traurig und betroffen, diesen mächtigen und schönen Zeugen der Zeit so vergessen und langsam vergehend vorzufinden, und versprach meinen Kindern alles zu versuchen, das Holz zu retten und dadurch den Baum mit seiner Geschichte für die Nachwelt zu erhalten“, sagt Björn Fritsche. Er fand den heutigen Besitzer des Baumes – den Urur…enkel Linggs, in dessen Familienbesitz der Baum von jeher war, und kaufte per Handschlag alle seine noch erhaltenen Teile. Er barg mit enormem Aufwand die tonnenschweren Brocken, was nur mit Hilfe eines Spezialisten möglich war. 100 Geschenke aus diesem Holz, das teilweise durch eine biologische Besonderheit in Kupfereiche verwandelt ist, waren der erste Schritt, sein Versprechen einzulösen. Er schenkte sie den Gästen der Neueröffnung seiner Schreinerei. Die 18, bis zu 400 Kilo schweren Stelen, die er in den vergangenen Wochen aufwändig aufbereitet hat, sind der zweite Schritt. Es ist der Wunsch des Schreinermeisters, dass sie, bevor sie in alle Winde zerstreut werden, einmal einen gemeinsamen Auftritt haben. Wie einst Dr. Hermann Ritter zu Lingg, hat er jedem Stück Holz ein Gedicht geschrieben, das er ihm samt erklärenden Worten zu seiner besonderen Herkunft in Messing graviert mit auf den Weg gibt. Nach diesen ersten Werken hat Björn Fritsche noch mehr schöne Teile des Stammes, die er in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu weiteren Stelen und einzigartigen Tischplatten veredeln wird. Die Ausstellung im Heilig-Geist-Hospital auf der Insel ist am Samstag und Sonntag, 25. und 26. November bei freiem Eintritt von 14 bis 20 Uhr geöffnet. Fünf Prozent vom Verkaufspreis der Stelen spendet Björn Fritsche an den Heimatverein Hergensweiler, der schon den Kaufpreis als Spende erhalten hat, und weitere fünf Prozent gehen an eine soziale Einrichtung in Lindau.