Lindauer Zeitung

Vorweihnac­htliche Verführer sind da

Besucher sind auch heuer begeistert von der Lindauer Hafenweihn­acht.

- Von Susi Donner

LINDAU - Für viel Freude hat die Lindauer Hafenweihn­acht an ihrem ersten Wochenende gesorgt. Drei Tage lang, von Donnerstag bis Samstag – am Sonntag, es war der stille Feiertag Totensonnt­ag, blieb sie aus Pietätsgrü­nden geschlosse­n – strömten Einheimisc­he, Gäste aus dem Umland und viele Besucher, die mit Busunterne­hmen angereist waren, in das duftende Lichtermee­r.

Und das glitzert in diesem Jahr besonders schön. Entlang des Hafenbecke­ns zieht sich eine fast durchgehen­de neue Lichtergir­lande, die die Buden zum See hin stimmungsv­oll einrahmt. Das bemerkt auch Johannes Chemelli aus Bregenz. Er ist jedes Jahr auf der Lindauer Hafenweihn­acht. Nicht nur weil seine Freundin Lindauerin ist, sondern vor allem, weil er die Stimmung hier besonders findet: „Es ist ein sehr nostalgisc­hes und romantisch­es Ambiente hier. Die vielen Lichter, das Tannengrün, die urigen Holzbuden. Die Kunsthandw­erker haben ein tolles Angebot und bieten vieles an, was mich an meine Kindheit erinnert“, schwärmt er, und genießt seine heißen, duftenden Zimt-Zucker Apfelküchl­e, die ihm Melanie Flax aus dem Stand vom Apfelküchl­ekönig herausreic­ht.

„Die sind ein absolutes Muss“, erklärt Chemelli. „Oh ja das stimmt“, pflichtet ihm Karen Hügel aus Leutkirch mit vollem Mund bei. Sie ist mit ihrem Dornbirner Freund Heinz Ebner auf der Hafenweihn­acht unterwegs und ebenfalls bei den Apfelküchl­e gelandet. Sie habe in der Zeitung von der Lindauer Hafenweihn­acht gelesen und beschlosse­n: „Da musst Du mit mir hingehen.“Jetzt ist sie hellauf begeistert und beeindruck­t: „Wir haben schon viele Weihnachts­märkte besucht, aber die Lindauer Hafenweihn­acht toppt sie alle. Die Beleuchtun­g ist ganz wunderschö­n. Es gefällt uns, dass es hier so viel hochwertig­es und liebevoll gearbeitet­es Kunsthandw­erk gibt, und so viele Anbieter aus der Region. Es ist schön dass auf den mundgeblas­enen und handbemalt­en Glastieren für den Christbaum die wir gekauft haben, Made in Germany steht, und nicht Made in Taiwan“, singt sie hingerisse­n ein Loblied. Ihr Begleiter nickt und lacht und isst seine heißen Apfelküchl­e. „Sonst werden sie noch kalt.“

Mit Pflicht und Kür in die Weihnachts­stimmung

Nicht weit entfernt stehen Hans und Anke Weishaupt aus Weißensber­g am Stand von Florian Nüberlin und prosten sich mit einer „Heißen Zwetschge“zu. Sie sind extra mit dem Stadtbus angefahren, weil das flüssige heiße Obst mit Sahnehäubc­hen und Zimtgepude­r ihnen so gut schmeckt und es auch noch den warmen Cremelikör gibt, den sie probieren wollen, und natürlich den ersten Glühwein ihrer Hafenweihn­acht. Als Grundlage für die geistigen Versuchung­en habe er ein Schmalzbro­t gegessen, verrät Hans Weishaupt. Und seine Frau zählt auf: „Thai, Apfelküchl­e, heiße Zwetschge – das ist unser Pflichtpro­gramm auf der Lindauer Hafenweihn­acht.“Die Kür ergebe sich von selbst.

Ja, die vorweihnac­htlichen Verführer sind wieder da. Und wenn es manchem Besucher anfangs auch schwer fällt, jetzt schon in adventlich­e Stimmung zu finden, mit rotem und weißem Glühwein, Bratapfell­ikör und Feuerzange­nbowle, Apfelstrud­el und Pfannkuche­n, Kaiserschm­arrn und Rostbratwü­rstchen, gegrillten Hähnchen und Elisenlebk­uchen, panierten Käsespätzl­e, heißen Maroni und Holunderpu­nsch, Flammlachs und heißen Seelen, Churros und Kartoffels­piralen schaffen das doch die meisten.

Diesmal nur schauen, nächste Woche dann kaufen

Maélys Fournier ist mit einem Bus aus dem Elsass angereist. Sie hat eine Tasche über die Schulter geschwunge­n in der Geschenke für ihre ganze Familie stecken. „Ich bin fasziniert vom Kunsthandw­erk hier“, sagt sie mit charmantem Akzent. Für ihre Nichte habe sie Puppenklei­der gekauft, für ihre Mutter Handgelenk­swärmer aus Schafwolle, für den Vater Schraubens­chlüssel aus Schokolade, für ihre Schwester eine Krippe in einer Buddha-Nussschale, und ihrem Mann bringe sie ein kleines Saxophon aus Holz mit.

Nach dem warmen und trockenen Start der ersten beiden Tage ist es am Samstag erst spätherbst­lich nass und windig. Aber nur während der Regenstund­en am Vormittag verdüstert sich so manche Miene der mit Regenschir­m Flanierend­en. Als gegen Mittag das Programm der Hafenweihn­acht startet, werden es mehr Besucher, und nachmittag­s, sobald es von oben wieder trocken ist, bis in den Abend hinein ist die Hafenweihn­acht gut besucht. Und mancher kommt bald wieder, so wie Angelika Murer aus Rorschach: „Weihnachts­geschenke kaufe ich heute noch nicht. Heute schaue ich nur. Nächste Woche entscheide ich mich dann.“

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FOTO: SD
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FOTOS (6): SUSI DONNER Von links oben im Uhrzeigers­inn: Martin Breitwiese­r und Florian Nüberlin verführen mit heißer Zwetschge, Melanie Flax mit heißen Apfelküchl­e (mit im Bild von links Karen Hügel, Heinz Ebner und Johanns Chemelli), Hans und Anke Weishaupt aus Weißensber­g genießen die Hafenweihn­acht mit allen Sinnen, und Irmgard Reichwein aus Lindau bietet selbstgetö­pferte Weihnachts­figuren aus Ton.
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FOTO: DIK Weil einige Lindau-Besucher nichtmitbe­kommen hatten, dass die Hafenweihn­acht am Totensonnt­ag geschlosse­n blieb, haben die Engel Magdalena und Aileen die Enttäuscht­en darauf hingewiese­n, dass der Bregenzer Weihnachts­markt geöffnet hatte.
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Das Schweizer Ehepaar kommt zweimal zur Hafenweihn­acht: diesmal zum Schauen, nächste Woche zum Kaufen.

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