Nicht immer nur Luther
Zum Abschluss des Gedenkjahres blicken drei Historiker auf die Reformation in Oberschwaben
MESSKIRCH (sz) - Die Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur und das Kreiskulturforum Sigmaringen beschließen das Reformationsgedenkjahr 2017 mit Vorträgen am 28. November sowie 4. und 11. Dezember in Pfullendorf und Meßkirch.
Vorgestellt werden die Reformatoren, die hier wichtig waren. Denn in der Realität spielte der Wittenberger Reformator bis 1530 in der Region von Alb bis Bodensee eine eher nachgeordnete Rolle. Theologen aus dem oberdeutsch-schweizerischen Raum, die das Gemeindeprinzip und eine gesellschaftliche Neugestaltung nach den Maßstäben des Evangeliums stärker betonten, waren die ungleich wichtigeren Impulsgeber – sowohl für die Revolution des gemeinen Mannes im Frühjahr 1525, wie auch für die Einführung der Reformation in verschiedenen Reichsstädten Oberschwabens.
Walter Sparn, evangelischer Theologe und emeritierter Professor für Dogmatik und Religionstheorie an der Universität Erlangen, wird am Dienstag, 28. November, 19.30 Uhr, in der Stadtbücherei Pfullendorf einen bebilderten Vortrag über Christoph Schappeler (St. Gallen, Memmingen), Ulrich Zwingli (Zürich), Ambrosius Blarer (Konstanz) und Martin Bucer (Straßburg) halten.
Der oberschwäbische Adel verblieb in der Zeit der Reformation nahezu durchgehend beim alten Glauben und stellte sich zusammen mit den Habsburgern der evangelischen Bewegung entgegen. Einer der markantesten Vertreter ist Graf Gottfried Werner von Zimmern. Der Sigmaringer Kreisarchivar Edwin Ernst Weber würdigt den Mäzen des Meisters von Meßkirch als schillernden Vertreter der oberschwäbischen Adelswelt in der Zeit von Reformation, Bauernkrieg und katholischer Reform in einem bebilderten Vortrag am Montag, 4. Dezember, 19.30 Uhr, im Unteren Turmzimmer von Schloss Meßkirch
Reformation in Oberschwaben war ein städtisches Phänomen. Von den 15 Reichsstädten wandten sich sieben der Reformation zu, fünf blieben katholisch und drei ermöglichten mit der Parität beiden Konfessionen ein Miteinander in der gleichen Stadt. Die Reformation in den oberschwäbischen Reichsstädten orientierte sich zunächst eher am Schweizer Reformator Zwingli, bis sie sich aus politischen Gründen der lutherischen Richtung anschloss. Der bebilderte Vortrag von Elmar L. Kuhn, langjähriger Geschäftsführer und Vorsitzender der Gesellschaft Oberschwaben, behandelt am Montag, 11. Dezember, 19.30 Uhr, im Unteren Turmzimmer von Schloss Meßkirch die unterschiedlichen Reformationsverläufe und fragt nach den Gründen für Unterschiede und Gemeinsamkeiten.