Seehofer deutet Verzicht an
CSU-Rivale Söder soll Bayerns Ministerpräsident werden
MÜNCHEN (dpa/sz) - CSU-Chef Horst Seehofer will auf dem Parteitag im Dezember wieder als Vorsitzender antreten, 2018 aber nicht erneut als Spitzenkandidat in die bayerische Landtagswahl ziehen. Das kündigte er am Sonntag bei einem Treffen der engeren Parteiführung in München an, wie die „Augsburger Allgemeine“berichtete. Heute will sich der 68-Jährige offiziell in Sondersitzungen von Landtagsfraktion und Parteivorstand äußern.
Vieles deutet somit darauf hin, dass Seehofer seinem parteiinternen Rivalen Markus Söder das Amt des Ministerpräsidenten überlässt. Eine Kampfabstimmung mit Innenminister Joachim Herrmann, wie vergangene Woche vermutet, dürfte es somit in der Fraktion nicht geben. Seehofer hatte zuvor zu Geschlossenheit aufgerufen. Es sei der „ganz überragende Wunsch in der Partei, dass wir im Konsens gemeinsam die riesigen Aufgaben anpacken“.
MÜNCHEN (dpa) - Festlich ist die Stimmung in der CSU-Parteizentrale trotz des ersten Adventssonntags nicht. Hinter den Kulissen geht es in der sogenannten Großen Lage der CSU um nicht weniger als die personelle Neuaufstellung der tief in der Krise steckenden Partei. Doch Parteichef Horst Seehofer (Foto: dpa) scheint tatsächlich zum Verzicht bereit zu sein, um die CSU wieder zu einen und die tiefen Gräben zuzuschütten.
Weg für Söder könnte frei sein
Während er sich vor den Medien verschwiegen gibt, lässt er hinter den geschlossenen Türen durchblicken, dass er willens ist, einen Teil seiner Macht abzugeben: Auf dem Parteitag in knapp zwei Wochen will er zwar wieder als Parteivorsitzender antreten – aber 2018 nicht erneut als Spitzenkandidat in die Landtagswahl ziehen.
Dafür scheint er aber einem Posten in Berlin nicht abgeneigt zu sein, sollte sich bei den anstehenden Gesprächen zur Bildung einer neuen Bundesregierung ein Posten für ihn anbieten. Bei den kürzlich gescheiterten Jamaika-Sondierungen hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Seehofer nach dessen eigenen Worten ein Ministeramt offeriert. Öffentlich vermeidet Seehofer an diesem Sonntag jede Festlegung. „Einmal müssen Sie noch schlafen, einmal“, vertröstet er am Mittag die Journalisten. Immer wieder wiegelt er Fragen ab, weil er die Informationskette nicht durchbrechen will. Er wirkt so, als würde er gerne mehr sagen.
So, wie es sich abzeichnet, könnte der Weg für Seehofers größten Kritiker Markus Söder frei sein. Die Gerüchte über ein Interesse von Innenminister Joachim Herrmann an einer Spitzenkandidatur, die zwischenzeitlich unter Söders Anhängern für Unruhe sorgten, scheinen im Sitzungsverlauf immer unwahrscheinlicher, wenn auch das entscheidende letzte Wort zunächst fehlt. Finanzminister Söder schielt schon lange auf den Regierungsposten im Freistaat, sehr zur Freude vieler Parteifreunde. In der CSU sehen in ihm – auch wegen einer starken AfD – viele den besseren Kandidaten, um der CSU die absolute Mehrheit zu sichern.
Bis es soweit ist, muss Seehofer aber zunächst die CSU wieder befrieden. Auch dazu hat er am Sonntag den Gesprächsmarathon angesetzt. Niemand soll ihm hinterher vorwerfen können, es sei nicht jeder zu Wort gekommen.