Lindaus CSU steht vor der Zerreißprobe
Ortsverband unterstützt Eschbaumer, Stadträte sind für Ecker.
LINDAU - Die OB-Kandidatur von Oliver Eschbaumer stürzt die Lindauer CSU in eine Zerreißprobe. Nach heftigem Streit ist es am Ende eines nicht-öffentlichen Treffens am Dienstagabend zu einer Abstimmung gekommen. Die Anwesenden haben sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass die Lindauer CSU Eschbaumer unterstützen soll. Kandidat und Ortsvorsitzender sehen damit die Einheit wiederhergestellt, doch davon kann keine Rede sein.
Die Lindauer CSU steht vor einem Scherbenhaufen. Am Morgen danach wollte keiner der Beteiligten sich äußern. Ortsvorsitzender David Graf verwies auf eine Pressemitteilung, in der er nachmittags verkündete, die Lindauer CSU stehe mit breiter Mehrheit hinter dem OBKandidaten Oliver Eschbaumer. Parteibasis und -vorstand seien sich nach einer „einer sehr engagierten, zielorientierten und konstruktiven Diskussion“einig, sagte Graf.
Laut seiner Pressemitteilung hätten die Anwesenden Vorstand und CSU-Stadträte aufgefordert, Eschbaumer geschlossen zu unterstützen. Eschbaumer selbst betrachtet die Abstimmung „als Zeichen der wiedergefundenen Einigkeit der Partei“. Er wolle alles tun, um der erste Oberbürgermeister der Stadt Lindau zu werden, der Mitglied der CSU ist. Graf zeigt sich „sehr erfreut“über Verlauf und Ergebnis der Versammlung: „Mit der großen Unterstützung für unser Mitglied Oliver Eschbaumer hat die Mitgliederversammlung ein klares Signal der Einheit gegeben. Ich hoffe, dass dadurch die CSU in der Öffentlichkeit wieder als geschlossen agierende Partei wahrgenommen wird.“
Graf verschweigt in seiner Pressemitteilung, dass es am Dienstag erhebliche Auseinandersetzungen gab. Nach Informationen der Lindauer Zeitung haben einige Gegner des OB-Kandidaten wutentbrannt vorzeitig die Versammlung verlassen, andere waren, wie Bürgermeister Karl Schober oder Stadtrat Stefan Büchele, terminlich verhindert. Zudem sei vorab nicht klar gewesen, dass es am Ende eine Abstimmung geben würde.
„Herr Eschbaumer hat die Veranstaltung als Wahlkampfpodium benutzt“, erklärte Willi Böhm auf Nachfrage der Lindauer Zeitung, warum er die Veranstaltung verlassen hatte. „Das hat mir maßlos gestunken.“In der Tagesordnung sei lediglich von Aussprache und Diskussion zur aktuellen Situation zur OB-Wahl die Rede gewesen, nicht aber von einer Abstimmung. Die sei sowieso Makulatur: „Wir haben ihn gar nicht nominiert, für was brauche ich da eine Abstimmung“, ärgert er sich. Für Böhm war das Ganze ein „abgekartetes Spiel“, auch, weil plötzlich Mitglieder anwesend waren, die man sonst nie sehen würde. Mit dieser „hilflosen Aktion“zerre man die CSU in ein schlechtes Licht, sagte Böhm, der die Pressemitteilung als „Larifari-Presseerklärung“bezeichnete. Böhm sprach sich dagegen klar für Gerhard Ecker aus: „Er hat in seiner Amtszeit das angepackt, was die letzten 20 Jahre niemand angepackt hat. Dafür gehört ihm Respekt gezollt.“
So steht sich die CSU nun nach langem internen Streit auch öffentlich als tief gespalten dar. Denn die vier CSU-Stadträte werben öffentlich ebenso für die Wiederwahl von Oberbürgermeister Gerhard Ecker wie die drei CSU-Mitglieder, welche die Stadtratsfraktion der Jungen Aktiven (JA) bilden. Aus dem Stadtrat hat Eschbaumer also nur die Rückendeckung seiner BU-Fraktionskollegen Roland Freiberg und Hermann Kreitmeir, mit denen er sich zu Jahresbeginn von der CSU abgetrennt hatte.
Alle Stadträte der CSU und der JA unterstützen Amtsinhaber Ecker
Thomas Hummler wollte den Abend und die Abstimmungsergebnisse nicht kommentieren. Es bleibe bei der Erklärung, die Fraktion und Ortsvorstand vor einigen Wochen abgegeben hatten: Die CSU werde keinen Kandidaten nominieren, und ob CSU-Mitglieder Eschbaumer unterstützen, sei deren Privatsache. Matthias Hotz will mit den JA-Mitgliedern besprechen, ob und wie sich die Jungen Aktiven im Wahlkampf positionieren, das ändere aber nichts an der Unterstützung der JA-Stadträte für Ecker. Über den Verlauf des Dienstagabends schüttelt Hotz ebenso wie seine Fraktionskollegen Jasmin Sommerweiß und Sebastian Krühn den Kopf: „Über Hergang und Inhalt der Versammlung sind wir irritiert und verwundert.“