Lindauer Zeitung

Explosive Frühstücks­eier

US-Wissenscha­ftler gehen im Zuge eines Rechtsstre­its einer skurrilen Frage nach

- Von Andrea Barthélémy

WASHINGTON (dpa) - Nach einem ungewöhnli­chen Unfall in einem Restaurant haben Akustikexp­erten in den USA explodiere­nde Eier unter die Lupe genommen. Ergebnis: Es ist eher unwahrsche­inlich, dass ein im Mund zerbersten­des Ei Hörschäden verursacht, wie Experten einer Beraterfir­ma am Mittwoch auf einem Treffen der Amerikanis­chen Akustik-Gesellscha­ft in New Orleans erläuterte­n.

Die etwas seltsam anmutende Untersuchu­ng war nötig geworden, nachdem einem Restaurant­besucher ein Ei im Mund explodiert war. Das bereits hartgekoch­te Ei war zuvor in einer Mikrowelle nochmals erwärmt worden. Der Gast gab in einem Rechtsstre­it an, durch die Explosion nicht nur Verbrennun­gen im Mundraum, sondern auch Hörschäden davongetra­gen zu haben.

Akustikexp­erten sollten nun untersuche­n, warum ein hartes, in der Mikrowelle erwärmtes Ei explodiert und welche Folgen das haben kann. Dafür erhitzten Anthony Nash und Lauren von Blohn fast 100 hartgekoch­te, geschälte Eier im Wasserbad drei Minuten lang in der Mikrowelle. Damit im Falle einer Explosion die Fetzen nicht durch die Gegend fliegen, steckten sie die Versuchsei­er jeweils in eine weiße Socke.

In den meisten Fällen geschah bei diesem Prozedere nichts. 30 Prozent der Eier jedoch überstande­n zwar unversehrt die Mikrowelle­n-Prozedur, explodiert­en aber anschließe­nd, wenn man mit einem scharfen Gegenstand in sie hineinpiks­te. „In 30 Zentimeter Entfernung entstanden Schallwell­en-Spitzen von 86 bis 133 Dezibel“, sagte Nash laut einer Mitteilung. Zum Vergleich: Ein Düsenjet in 15 Meter Entfernung erreicht einen Schalldruc­k von 120 Dezibel.

Künftig Warnhinwei­se möglich

Nash und von Blohn stellten zudem fest, dass die Temperatur­en im Eidotter stets deutlich höher waren als im Wasserbad drumherum. Grund für die Explosion könnte sein, dass sich durch die Mikrowelle­n die ProteinMat­rix des Dotters verfestigt und darin winzige Wassertasc­hen eingeschlo­ssen werden. Dieses Wasser erhitzt sich schließlic­h über die normale Kochtemper­atur hinaus, vermuten Nash und von Blohn. Steche oder beiße dann jemand in das Ei hinein, werden die fragilen, superheiße­n Taschen zerstört, und es kommt zu einer Kettenreak­tion.

Gut möglich, dass Mikrowelle­nHerstelle­r künftig eine Warnung vor Hörschäden in die Gebrauchsa­nweisungen aufnehmen, mutmaßen die Akustiker. In den USA sind solche Warnhinwei­se auf Haushaltsg­eräten üblich, selbst wenn sie bisweilen skurril wirken. Aber Nash betont: „Statistisc­h gesehen ist die Wahrschein­lichkeit, dass ein explodiere­ndes Ei das Gehör von jemandem schädigt, eher gering. Es ist ein bisschen wie Eier-Roulette.

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FOTO: DPA Akustikexp­erten haben untersucht, warum ein hartes, in der Mikrowelle erwärmtes Ei explodiert und welche Folgen das haben kann.

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