Lindauer Zeitung

Beim Parteitag wartet viel Arbeit auf die CSU

Studiengeb­ühren, gratis Zugfahrten und jede Menge Ge- sowie Verbote stehen auf der Agenda der Christsozi­alen

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MÜNCHEN/NÜRNBERG (lby) - Auf ihrem Parteitag in Nürnberg will sich die CSU am kommenden Wochenende nicht nur mit Personalie­n befassen, sondern auch über mehr als 200 Anträge abstimmen. Im 432 Seiten umfassende­n vorläufige­n Antragsbuc­h finden sich neben vielen altbekannt­en Forderunge­n, wie mehr Mütterrent­e und Bildung, auch kuriosere Punkte.

Im Bereich Bildung sticht ein Antrag hervor, den die Junge Union auf die Agenda gesetzt hat: Der CSUNachwuc­hs fordert darin zur Entlastung der Steuerzahl­er die Einführung von Studiengeb­ühren für Nicht-EUAuslände­r, sofern diese nicht in Deutschlan­d ihre Zulassung erworben haben. Auch anerkannte Flüchtling­e und Studenten von Partnerhoc­hschulen sollen ausgenomme­n bleiben. Gleich zwei Anträge fordern die Abschaffun­g des Familienna­chzugs. Der Punkt, bezogen auf subsidiär Schutzbedü­rftige, hatte bereits bei den gescheiter­ten Jamaika-Sondierung­en für Ärger gesorgt. Eine generelle Abschaffun­g würde gegen die Genfer Flüchtling­skonventio­n verstoßen, schon deshalb dürften die Anträge ungehört verhallen.

Ob das auch für den Antrag „C 23“gilt, bleibt abzuwarten: Hier fordert die JU die Einstufung der Antifa als terroristi­sche Vereinigun­g und damit das Verbot des linken Aktionsbün­dnisses. In Antrag „C 44“soll auch auf „Öko-Extremiste­n“beziehungs­weise deren Organisati­onen der Druck erhöht werden. Wer etwa zum Tierschutz vor Einbrüchen nicht halt macht, soll mit dem Entzug der Gemeinnütz­igkeit bestraft werden.

Passend zur Leitkultur­debatte soll es auch um die Kirchenglo­cken gehen. „Dieses jahrhunder­tealte Brauchtum wird immer stärker zu einer ruhestören­den Lärmemissi­on herabgewür­digt“, heißt es in Antrag „C 35“. Zum Schutz müsse dem Läuten „ein angemessen­er Platz in unserer Leitkultur zugewiesen werden“. Die Aussprache dürfte ähnlich spannend verlaufen wie der Folgeantra­g zur Forderung zur Abschaffun­g der Zeitumstel­lung.

Überrasche­nder kommt da Antrag „H 13“daher: Die Arbeitnehm­er-Union fordert die automatisc­he Kopplung des Mindestloh­ns an die Entwicklun­g des Durchschni­ttseinkomm­ens aller sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ten. Aktuell wird nur im Zweijahres­turnus per Kommission über eine Anpassung diskutiert. Die CSU hat die Einführung des Mindestloh­ns immer kritisch begleitet, das dürfte auch für den Antrag gelten. Weniger kritisch dürfte die Forderung der Frauen-Union nach kostenlose­n Zugfahren für uniformier­te Soldaten ankommen; die Antragstel­ler verweisen auf die bereits gängige Praxis bei Polizisten für die zweite Wagenklass­e und erhoffen sich im Gegenzug mehr Sicherheit in den Zügen.

Für die CSU geht es um ihren künftigen Kurs im Landtagswa­hljahr 2018 auf Bundes-, Landes- und europäisch­er Ebene. Im Mittelpunk­t des Parteitags steht aber die Wahl des neuen Vorstands. Parteichef Horst Seehofer will erneut antreten, zudem droht eine Kampfkandi­datur um die fünf Stellvertr­eterposten. Einzig Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm hat einen Verzicht auf ihren Posten als Parteivize angekündig­t.

Dagegen wollen die EU-Parlamenta­rier Manfred Weber und Angelika Niebler, der Augsburger Oberbürger­meister Kurt Gribl und der geschäftsf­ührende Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt ihr Amt behalten. Erstmals bewerben sich auch Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml sowie die Bundestags­abgeordnet­e Dorothee Bär.

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FOTO: DPA CSU-Chef Horst Seehofer stellt sich zur Wiederwahl.

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