Multimillionär
Mateusz Morawiecki ist am Montag als neuer Ministerpräsident Polens vereidigt worden. Dass der Ex-Banker und Wirtschaftsfachmann sich in einem Interview ausgerechnet die „Re-Christianisierung Europas“auf die Fahnen schrieb, hatte keiner erwartet. Der Spott ließ nicht lange auf sich warten. Da könne er ja gleich als Beispiel christlicher Nächstenliebe ein paar Flüchtlinge aufnehmen und so doch noch eine Klage der EU-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof abwenden, ätzten Oppositionelle.
Als Multimillionär gehört Morawiecki einer Finanzelite an, die von der nationalpopulistischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) eigentlich bekämpft wird – als Landesverräter und Kommunisten-Kumpane. Der gebürtige Niederschlesier verbrachte nach seinem Geschichtsstudium in Breslau (Wroclaw) zwei Jahre in Deutschland, studierte 1995 an der Universität Hamburg Europäisches Recht und Wirtschaftliche Integration, absolvierte ein Praktikum bei der Deutschen Bundesbank. Später machte er Karriere in der Bank Zachodni WBK, die zur Gruppe Santander gehört.
Sein Vorbild ist Kornel Morawiecki (76), sein Vater, der in der Zeit des polnischen Realsozialismus die Organisation „Kämpfende Solidarnosc“gründete. Ende 2015 wurde Mateusz Morawiecki Wirtschaftsminister, 2016 zudem Finanzminister. Seit 2016 gehört er offiziell der PiS an. Auch in seinem neuen Amt muss der 49-Jährige die Vorgaben des Parteichefs Jaroslaw Kaczynski erfüllen. Morawiecki hat mit seiner Frau Iwona, einer Immobilienmaklerin, vier Kinder.
Gabriele Lesser