Ein Mann der leisen Töne will OB werden
Daniel Obermayr will sich für Klimaschutz und Mobilität stark machen.
- Schneeregen klatscht auf die matschige Straße. Die wenigen Menschen, die unterwegs sind, verstecken sich unter ihren Schirmen. Daniel Obermayr biegt mit dem Fahrrad in die Fußgängerzone ein. Der Ingenieur fährt fast immer mit dem Rad. Nur, wenn es wettermäßig gar nicht geht, ist er zu Fuß unterwegs. Da ist es keine Überraschung, dass auch der Lieblingsplatz des bunten OB-Kandidaten im Freien ist.
Die Auswahl fällt ihm schwer. „Im Sommer liegt die Gerberschanze sehr weit oben im Ranking“, sagt er. Sie sei „überschaubar“und eine „fantastische Stelle zum Schwimmen“. Und dass es nebenan auch noch gutes Eis gibt, sei ein weiterer Pluspunkt. Aber Daniel Obermayr liebt auch die Hintere Insel. Hier grillt er an seinem Geburtstag, da trifft er immer Leute, die entspannt sind. „Das ist praktisch Urlaub.“
Die Insel ist für den 47-jährigen Heimat. Dabei ist er erst über einige Umwege nach Lindau gekommen: In Tübingen 1970 als Sohn einer Hebamme und eines Physikers geboren, zog die Familie mehrfach um. Da sein Vater bei einem Entwicklungshilfeprojekt mitarbeitete, war Obermayr für drei Jahre in Mexiko, bevor er nach Weißensberg zog und die Realschule in Lindau besuchte. Inzwischen wohnt er auf der Insel. „Heimat kann werden“, sagt er. Daniel Obermayr hat es selbst erlebt.
„Es setzt die Bereitschaft voraus, auf die Bühne zu gehen“
Der 47-Jährige ist kein Mensch, der sich gern in den Vordergrund drängt. Eher ein Mann der leisen Töne, der sich immer dann engagiert, wenn er von einer Sache überzeugt ist. Trotzdem hat er sich jetzt dazu entschieden, für die Bunte Liste in den Ring um den Oberbürgermeisterposten zu steigen. Er weiß, was das bedeutet: „Es setzt die Bereitschaft voraus, auf die Bühne zu gehen und sich, soll- te es schiefgehen, zum Affen zu machen.“Diese Lektion habe er schon in seiner Realschulzeit gelernt, als er in der Wolfi-Gang Theater gespielt hat. „Das war eine gute Schule“, meint Obermayr.
Er hat lange überlegt, ob er das Angebot der Bunten Liste annehmen soll. Dabei war es keine Frage, dass er von der Grundhaltung her der Bunten Liste nahesteht. „Ich bin selber eher alternativ und links“, sagt Obermayr, dem vor allem die bunte Diskussionskultur gefällt. Erst als ihn immer mehr Leute zur Kandidatur ermutigten und seine Familie ihr Okay gab, „war ich dann irgendwann reif“, sagt Obermayr schmunzelnd.
Ihm ist wichtig, „dass in Lindau ein OB sitzt, der eine klare Meinung hat in Bezug auf Klimaschutz, Mobilität und Gemeinschaft“. Ein Kuschelkurs führe selten zum Erfolg, betont er. Diskussionen seien notwendig, aber in einer Form, „in der auch Lösungen möglich sind“. Dass Leute emotional reagieren, wenn es um Veränderungen geht, ist für den Ingenieur normal. Ob man nun ein neues Computersystem in der Firma einführe oder Veränderungen in der Politik anstrebe: „Man muss sich Zeit nehmen, um Widerstände zu bearbeiten.“
„In Lindau geht es auch ohne Auto“
„Die Fixierung auf ein Auto im Privatbesitz sei ein Hemmschuh“, sagt Daniel Obermayr, der sein Auto nur selten nutzt. „In Lindau geht es auch ohne.“Leider sei die Infrastruktur der Vergangenheit mit Blick auf den Autoverkehr geplant worden. Man müsse sich daher schon ernsthaft mit dem Thema beschäftigen, um nicht doch wieder beim Auto zu landen. Um Menschen zu überzeugen, müsse man Anreize schaffen und Hindernisse abbauen. Obermayr will den Busverkehr weit über die Stadt hinaus stärken, damit auch die Pendler im Landkreis eine Chance haben, das Auto stehen zu lassen.
Lindauern dürfte er als Sprecher des Arbeitskreises Verkehr, vor allem aber wegen seines Widerstandes gegen das neue Inselhallen-Parkhaus, bekannt sein. Daniel Obermayr macht auch keinen Hehl daraus, dass er gegen die Therme ist. Sollte sie jedoch gebaut werden, dann soll sie auch funktionieren, so seine Überzeugung: „Egal, wo das Hallenbad steht, ich gehe da dann rein.“
Technik hat Daniel Obermayr schon immer begeistert. Nach der Realschule machte er eine Ausbildung zum Werkzeugmacher bei Metzeler, ging dann auf die FOS und studierte später Maschinenbau. Als junger Vater von zwei Kindern – sein Sohn kam 1991 zur Welt, seine Tochter zwei Jahre später – musste er neben dem Studium stets arbeiten. An Motivation hat es ihm in dieser anstren- genden Zeit nie gefehlt: „Mir war immer klar, dass das genau das richtige ist“, sagt Obermayr, der seit mehr als 15 Jahren bei der Lindauer Dornier arbeitet. Mit dieser Überzeugung geht er jetzt auch an seine OB-Kandidatur – und fährt mit seinem Wahlplakat im Radanhänger durch Lindau.
Daniel Obermayr wirkt ruhig und geduldig. Bringt ihn auch irgendetwas in Rage? „Die Selbstgefälligkeit von Mächtigen“, sagt er. Wenn die „herablassend oder verächtlich“sind, dann könne er auch schon mal laut werden. Abschalten kann er indes beim Laufen oder beim Radfahren. „Da kommen mir fast immer Ideen zu Themen, die mich beschäftigen.“
Die Lindauer Themen kennt er, an seine Ideen glaubt er. Dass er kein Verwaltungsfachmann ist, hält Obermayr für keinen Nachteil. Als OB habe er die Aufgabe, „zwischen der Verwaltung und den Bürgern Brücken zu schlagen“. Sein Ziel: „Ich will in die Stichwahl kommen, damit Lindau eine gute Entscheidung treffen kann.“
Wenn er auf dem Markt einkaufen geht oder zu seinen Lieblingsplätzen spaziert, wird er inzwischen schon mal erkannt. „Bis jetzt habe ich nur positives Feedback“, sagt Obermayr, der sich eine „vielfältige Kommunalpolitik“wünscht. „Es ist mir ein großes Anliegen, vor allem junge Leute und Frauen dazu zu motivieren, dass sie sich mit ihren Themen einbringen“, sagt Obermayr. „Es liegt an uns, wir müssen es machen. Gemeinsam können wir noch viel verändern.“
Mehr über Daniel Obermayr und die beiden anderen Kandidaten erfahren Sie bei der LZ-Podiumsdiskussion am Montag, 15. Januar, 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr), im Stadttheater Lindau.